Bald ist es soweit. "Sweeney Todd" kommt zu uns ins Kino. Vielen werden sich über das Tim Burton Grusical freuen und auch ich bin schon ganz kribbelig, was mich da in kürze erwartet. Was viele allerdings nicht wissen, Johnny Depp ist nicht die erste Filmversion des barbarischen Friseurs aus der Fleet Street. Schon 1936 war ein dämonischer Tod Slaughter in dieser Rolle zu sehen und bis Tim Burton kam, galt diese Version auch als die Bekannteste, wenngleich hierzulande kaum einer diesen Film zu kennen scheint. Grund genug für mich, allen "Sweeney Todd"-Fans diesen Film ans Herz zu legen.
Denn "Sweeney Todd" aus dem Jahre 1936 ist wirklich eine gelungene Vorbereitung auf Burton. Die Geschichte handelt natürlich auch hier von Friseurhandmeister Sweeney Todd, welcher im Jahre 1850 eine gut laufende Friseurstube besitzt. Wenn sich allerdings mal ein reicher Geschäftsmann oder vermögender Schiffskapitän in sein Geschäft verirrt, kommen diese nicht mehr lebend heraus, denn Todd und seine Komplizin aus dem Nachbargeschäft rauben diese aus und lassen sie danach verschwinden. Als er es eines Tages wieder einmal mit einem reichen Seemann zu tun bekommt und dieser die Tat überlebt, dreht dieser den Spieß um... Ohne Frage, die Geschichte passt mit all ihren Ideen und Facetten wirklich wunderbar in die Zeit um 1830 hinein und bietet hier nicht nur wohlige Krimiunterhaltung, sondern auch eine gehörige Portion Humor. Vieles wird mit einem Augenzwinkern erzählt, doch die teuflische Barbartheit der Hauptfigur ist dennoch stetig present. Auch wenn so mancher Feinschliff hier und da noch von Vorteil gewesen wäre, so kann die Geschichte dennoch rundum überzeugen.
Was vor allem auch dem daraus resultierenden Spannungsbogen und der damit verbundenen Atmosphäre zu gute kommt. Von der Einführung bis zum finalen Kampf in der brennenden Friseurstube, ist eine stetig fröstelnde Atmosphäre mehr als spürbar und man ist durchgängig dazu gewählt, das Treiben mit Spannung zu verfolgen. Vor allem die Zeichnung der Figuren, vom Dämon in Barbergestalt, über das zarte Fräulein zzgl. gackernder Gouvernante, bis hin zum kleinen Friseurhelferling, allen Figuren sieht man nur zu gerne bei ihrem Tatendrang auf der Leinwand (bzw. Glotze) zu. Jeder von ihnen besitzt genau das Quäntchen Tiefe, die Priese Raffinesse und die Messerspitze Sympathie, die solche Figuren in dieser Umgebung gebrauchen, um nicht langweilig auf den Zuschauer zu wirken.
Dazu kommt eine gehörige Portion Witz, welche zum einen in der Figur des Erzählers zu finden ist bzw. dessen Kunden und in Sweeney Todd, der hier mit einer derartigen Freude an sein "Handwerk" geht, dass man sich ein fieses Schmunzeln hier und da nicht verkneifen kann. Blutig oder wirklich düster wird der Reigen nie, eher fühlt man sich stellenweise an die guten Filme der Edgar Wallace-Reihe erinnert, wenn auch hier auf eine Ur-Britische Art und Weise. Spannend bleibt das Ganze aber, wie schon erwähnt, dennoch durchgehend.
Schade nur, dass das Treiben hier und da dennoch ein wenig kantig wirkt. So wird z. Bsp. kaum bzw. nur ungenügend der Sinneswandel von Todds Komplizin erklärt, welche ihm Anfangs hilft, später dann aber gegen ihn handelt. Oder auch, warum der kleine Helfer von Sweeney Todd immer genauso lange zum Nachbargeschäft (und zurück) braucht, wie Sweeney Todd seine Kundschaft "behandelt". Als das Geschäft nämlich eines Tages geschlossen ist, ist er ganz schnell wieder da. Das hätte man dann ab und an vielleicht doch ein wenig cleverer lösen können.
Ein echter Punktegewinn ist hingegen Tod Slaughter, der den barbarischen Sweeney Todd hier mit einer derartigen Bravour darstellt, dass es Johnny Depp, so talentiert er auch ist, Schwierigkeiten haben dürfte, in dessen große Fußstapfen zu treten. Allein schon das ganze Mimik-Spiel Slaughters ist schlichtweg einzigartig und lässt neben Lachern auch immer wieder einige heftige Schauer zu. Glaubwürdig und mit Schmackes serviert, kann man sich schwer einen anderen Darsteller in dieser Rolle vorstellen, wenn man Slaughter vorab hier gesehen hat. Aber auch alle anderen Schauspieler, darunter John Singer oder Eve Lister, machen ihre Sache hervorragend.
Fazit: Wunderbare Krimi-Komödienversion der Geschichte um den barbarischen Sweeney Todd, die vor allem mit ihrer Geschichte und dem Hauptdarsteller punkten kann. Die Story besitzt viele wunderbare Ideen hat Spannung und Atmosphäre zu bieten, versprüht dabei aber auch immer wieder einen wunderbaren Witz. Und Hauptdarsteller Tod Slaughter spielt den Reichtumsbegierigen Friseur mit einer derartigen Wucht, dass es einem fasst unmöglich vorkommt, dass ein anderer Todd noch besser spielen könnte, als er. Wer also vor oder nach Burtons aktueller Version noch einen anderen Sweeney Todd zu Gesicht bekommen möchte, dem sei diese Version, trotz einiger Ecken und Kanten, wärmstens ans Herz gelegt!
Wertung: 7,5/10 Punkte