„Conan der Barbar“ ist ein zutiefst faschistoider Film, geprägt von den Persönlichkeiten seiner geistigen Väter.
Zunächst wäre da natürlich Robert E. Howard dem schon zu Lebzeiten faschistische Tendenzen vorgeworfen wurden, welche er aber glaubwürdig zurückweise konnte. Trotzdem strotzt gerade „Conan“ vor sozialdarwinistischen Anspielungen und kann auch rassistische Untertöne kaum verleugnen. Das die Werke Howards nichtsdestotrotz im Bereich der trivialen Fantasyliteratur zu den absoluten Klassikern gehören hat schließlich nichts mit der politischen Gesinnung des Autors zu tun, ähnlich wie bei Howards Brieffreund H.P. Lovecraft. Beide hatten kein leichtes Leben, hatten mit Neurosen und Depressionen zu kämpfen, beide verstarben viel zu früh. Mit Conan erschuf der Autor seine wohl populärste Figur und ließ alle erdenklichen Männlichkeitsideale in die Kreation einfließen, um sie teilweise sogar zu pervertieren.
John Milius inszenierte die Verfilmung im Jahre 1980, auf seinem Karrierehöhepunkt. Mit Filmen wie „Dillinger“ und „Der Wind und der Löwe“ erntete er Respekt und Anerkennung, galt keinesfalls als schlechte Wahl bei der Suche nach einem Regisseur für einen groß budgetierten Film. Und Milius stellte sich als perfekte Wahl heraus. Kaum ein anderer hätte es wohl gewagt den Stoff so derartig unverfälscht und roh zu präsentieren, ohne aber das Mainstreampublikum abzuschrecken. Der Regisseur machte nie einen Hehl aus seiner ultrakonservativen Gesinnung, bezeichnete sich einmal selbst als `Zen-Faschist`. Nur weil Conans Welt eine fiktive ist, kommt man doch nicht umhin die Parallelen zur Wirklichkeit zu erkennen.
Oliver Stone muss wohl niemandem mehr vorgestellt werden, damals noch am Anfang seiner großen Karriere. Auch Stone musste sich oftmals Rassismusvorwürfe gefallen lassen („Midnight Express“), was aber nicht die Ansichten des Filmemachers darstellt sondern vielmehr die subjektive Perspektive der Erzählung betont. In den Dialogen bedient sich das Drehbuch einer einfachen, unpoetischen Sprache, kommt aber in vielen Sequenzen nur mit den nötigsten Sätzen aus. Auf eine temporeiche Handlung mit mehr als nur einem roten Faden muss der Zuschauer allerdings verzichten. „Conan“ ist echter Pulp und hat nicht viel gemein mit komplexen Fantasy-Epen a la Tolkien; davon zeugt auch die eher seichte Charakterisierung der Hauptfiguren.
Arnold Schwarzenegger kann man sicherlich nicht zu den geistigen Vätern Conans zählen, dennoch leistete er einen Löwenanteil am Erfolg des Films. Seine eindrucksvolle Statur, sein Charisma und die in der mangelnden Filmerfahrung begründete Naivität, die Arnold hier ausstrahlt, all das macht ihn zu Conan.
In der Welt in der Conan aufwächst gilt nur das Recht des Stärkeren, jeder nimmt sich mit Gewalt was er will. Die Odyssee auf der sich die Hauptfiguren befinden mündet am Ende in einem blutigen, plakativen Rachespektakel. Ästhetisch orientiert sich Milius an den Bildern Frank Frazettas, ohne aber dessen Stil direkt zu kopieren – heidnische Mythen, Bilder und Lieder aus verschiedenen Zeitaltern flossen ebenfalls stark in die optische Gestaltung mit ein. Auf kreative Weise nutzt man gut gewählte, facettenreiche Naturaufnahmen mit einfallsreichen Kulissen und Bauten. Die Dreharbeiten fanden komplett in Spanien statt, wo man nicht nur billiger drehen konnte, auch die Natur bot ausreichend viel Abwechslung.
Mit einer ausschweifenden, sardonischen Sequenz endet der Film äußerst brutal. Conans Rache ist blutig als er den Mörder seiner Eltern mit einem Schwert enthauptet und den Kopf vor hunderten Augenzeugen eine lange Treppe hinunter wirft. Emotionslos zelebriert Milius diese finale Gewalteruption und deutet noch die vielen weiteren Abenteuer des Barbaren an.
„Conan“ war ein groß angelegtes, teures Projekt und beschäftigte beinahe ein halbes Jahr lang knapp 6000 Personen. Handwerklich wurde hier ganz Großes geleistet, aufwendig sind vor allem die detaillierten Bauten, für die sich Produktionsdesigner eine ganz eigene Architektur einfallen ließ und sich richtig austoben konnte da ihm Milius freie Hand ließ bei seinen Kreationen.
Abgerundet wird das Gesamtwerk durch den meisterlichen Score vom mittlerweile leider verstorbenen Basil Poledouris, der hier seine wohl unbestritten beste Arbeit ablieferte, vielleicht sogar eine der besten Filmmusiken aller Zeiten schrieb. Seine energetischen, bombastischen Kompositionen bestimmen jederzeit die Atmosphäre, funktionieren perfekt als Vertonung der düsteren Bilder.
Fazit: „Conan“ ist kein politischer Film, dennoch birgt er eine deutlich faschistoide, reaktionäre Weltanschauung. Mit grimmiger Mine präsentiert uns Milius sein Werk frei von Humor, driftet dabei dankenswerterweise nicht einmal in die Lächerlichkeit ab. Mit Sicherheit der beste filmische Vertreter der Pulp-Fantasy und ein letzter Höhepunkt in der Karriere des Regisseurs, der sich anschließend mit „Die rote Flut“ selbst ins Abseits der Traumfabrik beförderte.
9,5 / 10