„Hellboy“ ist eine ungewöhnliche, eigenwillige Comicverfilmung, mit der Guillermo del Toro wieder nahe an die Qualität von „Blade 2“ heranreicht.
8. Oktober 1944: Auf einer abgeschiedenen Insel versuchen die verzweifelten Nazis mit Hilfe des angeblichen unsterblichen russischen Magiers Grigori Rasputin (Karel Roden) Dämonen aus einem Paralleluniversum zu beschwören, um den Krieg wenden zu können. Doch eine amerikanische Einheit kann dem Treiben in einem Feuergefecht ein Ende setzen – doch in der Zeit, in der das Tor offen war, ist ein kleiner Dämon rüber gekommen, den sie Hellboy nennen. Damit beginnt der Film mit einem starken Intro, das sowohl mit netter Action als auch mit düsterer Atmosphäre überzeugt.
60 Jahre später: Hellboy (Ron Perlman) ist in jungem Dämonenalter und arbeitet für eine US Geheimorganisation, welche übernatürliche Widerlinge bekämpft. Der junge FBI-Agent John Myers (Rupert Evans) soll für den Dämonen zuständig sein, der sich lediglich von Trevor 'Broom' Bruttenholm (John Hurt) etwas sagen lässt: Jener Wissenschaftler, der ihn damals fand und der für ihn zum Vater wurde. Damit zeigt der Film sein ungewöhnliches Szenario, welches zwar wie die meisten anderen Comicverfilmungen das Schurkenplätten mit Dramatik und Humor kombiniert – aber auf andere Weise als andere Genrefilme.
Myers hat jedoch nicht lange Zeit, sich an Hellboy zu gewöhnen, denn es kommt der erste Auftrag für Hellboy: Er soll einen Dämonen in einem Museum aufhalten, der dort wütet und bereits sechs Wachleute auf dem Gewissen hat. Was die anderen jedoch nicht wissen: Hinter dem Ganzen steckt Rasputin, für den dies nur der Auftakt zu einem teuflischen Plan ist…
Die Story von „Hellboy“ ist sicherlich alles andere als gewöhnlich und durchaus spannend, wenn auch nur auf solidem Niveau. Die meisten Wendungen sind glaubwürdig und unvorhersehbar, aber vom Überraschungsfaktor reißen sie nicht unbedingt vom Hocker. Del Toro zieht den Plot zudem mit einem ordentlichen Tempo durch, welches keine Hänger zulässt. Ein paar nette Anspielungen gibt es übrigens auch: Rasputins Navi-Gehilfin heißt Ilsa, bei der Fahrt zu Hellboys Einsatz im Museum ertönt eine Variation von Nick Caves „Red Right Hand“ usw.
Ziemlich abgefahren ist das Szenario auf jeden Fall: Hellboy verputzt Unmengen von Nahrungsmitteln, liebt Katzen und quarzt eine Zigarre nach anderen weg. Mit ihm zusammen arbeitet der Fischmensch Abe Sapien (Doug Jones) und er ist in Liz Sherman (Selma Blair) verliebt, die durch Gedankenkraft Feuer auslösen kann. Hier kommt auch Hellboys dramatische Seite zum Vorschein: Trotz aller Coolness ist er sehr in Liz verliebt und will dies auch nicht aufgeben, obwohl sie seine Gefühle nicht erwidert. Dies nimmt zwar weitaus weniger Platz ein als die Lovestory in den „Spiderman“-Filmen, ist aber nicht weniger überzeugend.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Humor: Hellboy gibt ständig sarkastische Sprüche ab, die oft ins Schwarze treffen. Zudem gibt es noch ein paar abgedrehte Slapsticksituationen, von denen aber keine die düstere Atmosphäre zerstört, sondern die Gags ganz im Gegenteil noch dazu beitragen. Highlights sind sicherlich die Kommentare über sein Aussehen, die Szene über das richtige Anzünden von Zigarren und die Sprüche der reanimierten, halben Leiche. Eine herzerfrischende Mischung aus Herz und Humor ist das Gespräch von Hellboy und dem Neunjährigen auf dem Dach.
Die Action ist wenig hausgemacht und besteht zum großen Teil aus CGI-Effekten, was mir als Fan von Old School Action nicht ganz so zugesagt hat. Doch die Effekte sind sehr viel besser als bei ähnlichen Filmen der letzten Zeit (hier können „Van Helsing“ und „Spiderman 2“ noch was lernen). Sehr cool sind die Aktionen des Nazi-Assassinen, der mit seinen Klingen umherwirbelt. Geboten werden diverse Kloppereien zwischen Hellboy und den Fieslingen sowie einige Ballereien. Hellboys Knarre sieht zwar etwas klobig und wie ein Spielzeug aus, aber es passt zum Comiclook. Der Showdown ist aber ein wenig verschenkt, da er zu kurz ist und die Fights zu wenig hermachen. Da gefallen mir die mehr handgemachte Anfangsballerei und die erwähnten Kämpfe des Assassinen deutlich besser. Insgesamt lässt der Film leider auch erzählerisch gegen Ende etwas nach, was leider den Aufstieg zum neuen Genrehighlight verhindert.
Ron Perlman spielt mit der Figur des Hellboy sicherlich die Rolle seines Lebens, denn trotz der grellen Kostümierung kann er dem sarkastischen Charakter seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken. Doch auch die Nebendarsteller können sich trotz der vielen Effekte und der abgedrehten Optik bewähren und agieren überzeugend ohne hinter den genannten Oberflächenreizen zu verschwinden.
Trotz des etwas schwachen Finales ist „Hellboy“ eine sehenswerte und eigenwillige Comicverfilmung, die man trotz der sehr CGI-lastigen Actionszenen genießen kann. 7,5 Sterne meinerseits.