Horror-Parodien sind ein beliebtes Subgenre Hollywoods. Klassische Vertreter waren sicherlich die „Bud Abbott & Lou Costello“-Filme aus der goldenen Zeit Hollywoods, die sich respektlos den klassischen Universal-Horrorfilmen widmeten, wie z.B. „Frankenstein“ oder „Dracula“. Waren diese Filme zwar albern, aber immerhin witzig und halbwegs geistreich, versuchen die neueren Vertreter dieser Disziplin eher durch völlig überzogene und geschmacklose Witzchen zu überzeugen. So enttäuschen z.B. die beiden ersten „Scary Movie“-Filme trotz interessanter Ausgangslage (die damalige Renaissance des Teen-Horrors) mit einem Ritt auf einem riesigen Spermaschwall oder riesigen Klöten, die einer „Sportlehrerin“ aus den Shorts hängen. Wer über so etwas lacht, der schaut sich auch „Upps – Die Pannenshow“ an und freut sich, wenn sich ein Rentner den Oberschenkel bricht.
Dass der britische Humor in Filmen um einiges feingeistiger ist, ohne dabei den richtigen Biß vermissen zu lassen, ist ja ebenfalls bekannt. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Briten einer Horrorfilmparodie widmeten. Im Jahre 2004 war es dann soweit. Regisseur Edgar Wright widmete sich in “Shaun of the Dead” dem vor allem in den 70’er Jahren beliebten Subgenre des Zombiefilmes. So ist schon der Titel eine Referenz an den wohl bekanntesten Horrorfilm über lebende Untote aller Zeiten: „Dawn of the Dead“ von George Romero. Im Deutschen mal einfach „Zombie“ genannt, oder gar ein wenig einfallslos „Zombies im Kaufhaus“, wird die Referenz zum Originaltitel eindeutig klar. Doch anders als die Wayans-Brüder, die sich in ihren Sketchparaden der beiden ersten „Scary Movie“-Filme darauf beschränkten einige bekannte Filmszenen der Vorbilder nachzustellen, um diese dann auf vermeintlich komische Art zu variieren, geht Wright in seinem Film einen entscheidenden Schritt weiter. Losgelöst von einem bestimmten Zombie-Film, kreiert Wright einfach seinen eigenen und würzt diesen mit britischem Humor. Insofern werden nicht bekannte Filmszenen aufs Korn genommen, sondern Manierismen, die sich über die Jahre in diesen Filmen als eine Art Standard durchgesetzt haben. Dieser Unterschied ist entscheidend für die Qualität des Filmes. Während sich die genannten „Scary Movie“-Filme von einem „Sketch“ zum anderen hangeln, ohne eine Story zu besitzen, entwickelt sich in „Shaun of the Dead“ eine witzige, aber auch interessante und spannende Story.
Die Verlegung der Handlung nach Großbritannien tut dem Film als solches schon mal gut. So treten die Untoten mal in einem anderen Kulturkreis auf, in dem der Besuch des Stammpubs mindestens genauso wichtig ist, wie der tägliche Gang zur Arbeit. Schon die ersten Einstellungen des Filmes sind göttlich und überbieten den Humor anderer Horrorparodien bei weitem mit ganz einfachen Mitteln. So begleiten wir unseren Helden Shaun (Simon Pegg, ist auch am Drehbuch beteiligt) auf seinem Weg zur Arbeit. Dabei sieht man die „typischen“ Bewohner der Insel im Berufsverkehr. Man sieht leere Gesichter, ausdruckslose Augen und stupide Tätigkeiten und weiß, dass sie in ihrem Alltag mehr Zombie sind, als sie es sich letztlich eingestehen würden. Schon in diesen Minuten wird klar, dass der Humor um einiges feiner ist, als man es vielleicht bei einer Parodie vermuten könnte. Wenn die Handlung voranschreitet, als weitere Indigrenzien Shauns’ Beziehungsprobleme sowie die Freunde seiner Freundin (blondes Mäuschen und nervendes Hugh Grant-Lookalike) hinzukommen, ist man von der kauzigen Geschichte gefesselt. Beinahe bräuchte man keine Zombies mehr, doch die feinen Anspielungen auf die filmischen Vorbilder, das Spielen mit den Konventionen setzten der gelungen Brit-Komödie noch die filmische Krone auf. So ist z.B. die Szene zum Schießen, in der die Protagonisten einfach so tun, als wären sie selbst Zombies, um durch eine große Masse an Untoten zu laufen. Wer hat sich beim Schauen eines der Originale nicht auch schon gefragt, ob das funktionieren würde?
Der Gewaltgrad ist im Vergleich mit den „echten“ Zombiefilmen natürlich sehr gering, doch für eine britische Komödie durchaus beachtlich. Wright begeht also weder den Fehler, die Untoten zu verharmlosen, noch die humorigen Stellen mit zu viel Blut und Eingeweiden zu überdecken. Nein, er schafft in diesem Fall den Tanz auf dem Drahtseil, genauso, wie er immer wieder ernste Momente in den Film einbaut. Er erzählt eine Geschichte und dies gelingt ihm ausgezeichnet. Vieles geschieht im Hintergrund. So sind die ersten Zombieaktivitäten schon in den ersten Minuten zu sehen, ohne dass Shaun dies bemerken würde. Insofern ist die Kameraarbeit zu würdigen. In den gemeinten Szenen meint man vom Setting und der Atmosphäre her eine typisch britische Komödie zu sehen. Das Bild wäre perfekt, würde nicht gerade ein Untoter im Hintergrund einer Taube den Kopf abbeissen... Das Spiel mit dem Vermischen der Genres gelingt Wright ausgezeichnet. Dies liegt natürlich auch an den Schauspielern.
Kein typischer Held, der sich cool und wortkarg durch eine Horde von Untoten schießt und nebenbei die Welt rettet. Nein, unser Held ist ein Jedermann. Streß mit der Freundin, der Job ist furchtbar und auch das Haar könnte um einiges voller sein. Eine Figur, in die man sich als Zuschauer gut hineinversetzen kann. Eine Paraderolle für Simon Pegg, der den Shaun wunderbar glaubhaft spielt. Dass sich dieses Weichei später dennoch zu Heldentaten aufschwingt nimmt man ihm zu jeder Zeit ab. Zudem macht es Mut. Sollte man selbst mal in solch eine Situation kommen (unvorstellbar, aber man weiß ja nie...), dann kriegt man das trotz Bierbauch oder Kurzsichtigkeit schon hin. Auch die anderen Darsteller sind exzellent. Man hat sie zum Teil schon in britischen Produktionen gesehen, doch das kommt der Atmosphäre des Films nur zu Gute. Alle liefern eine sehr gute Leistung ab, doch Nick Frost soll an dieser Stelle hervorgehoben werden. Er spielt den nichtsnutzigen Ed, der der beste Freund von Shaun ist. Frost kann viele Lacher für sich verbuchen, spielt er doch den humorigen Sidekick Shauns mit einer großen Leichtigkeit. Die Leistungen haben auch den Vater aller Zombies beeindruckt. So wurde den Beiden eine große Ehre zu Teil, denn sie bekamen Cameo-Auftritte in dem „echten“ Zombiefilm „Land of the Dead“. Eine größere Auszeichnung kann es für die Pegg, Frost und „Shaun of the Dead“ wohl nicht geben.
Viele visuelle Gags und ein toller Soundtrack machen die Sache dann schlußendlich zu einer runden. „Shaun of the Dead” ist ein toller Partyfilm, den man sich auch gern öfter anschaut. Gerade wenn man „Dawn of the Dead” und Konsorten mag, wird man sich des öfteren mit Shaun und seinen (nicht immer) kleinen Problemen amüsieren. So ist mit dieser Genreparodie einer der witzigsten Filme der letzten Jahre entstanden, der auch losgelöst von seinen filmischen Vorbildern zu einem Klassiker avancieren wird.
Fazit:
9 / 10