Review

“Zwei wie Pech und Schwefel” ist ein Spencer/Hill-Film, der mehr als die meisten seiner Art die schematische Konstruktion des altbewährten Hau-Drauf-Konzeptes direkt anspricht und sich damit quasi selbst persifliert - vermutlich teilweise ungewollt.
Für mich persönlich fängt das schon beim deutschen Titel an; ich bezeichne das Klopper-Duo gerne mal als “Schwefelauge” und “Pechbart”, da passt das wie die berühmte Faust aufs Auge. Aber gut, spätestens, wenn wir handlungstechnisch beim Buggy ankommen, sind wir mitten drin in der Eigenparodie.

Freilich ist das ganze Jahrmarktsambiente mitsamt der Buggys, Karussells und Autoscooter moderner als etwa bei den Fahrradtouren in “Das Krokodil und sein Nilpferd” oder bei den ewigen Reitstunden in den Western. Doch gerade die Buggy- und Motorradrennen, die hier so sehr im Mittelpunkt stehen, zerren Stunts und Action in den Vordergrund und gewähren ihr damit höchste Priorität. Sieht man sich einen Film mit den beiden Italienern im Cast an, erwartet man in keiner Weise irgendwelchen Tiefgang, sondern einfach kunterbunte Unterhaltung mit möglichst hohem Spaßfaktor. Es soll im wahrsten Sinne des Wortes rundgehen, und um dies zu verdeutlichen, was wäre da besser geeignet als ein fahrbarer Geländeuntersatz und ein paar deftige Verfolgungsjagden auf dem Motorrad über Stock und Stein?

Unter Regisseur Marcello Fondato verzichtete man diesmal darauf, Landschaftsaufnahmen als festen Bestandteil in den Film zu integrieren. Der Handlungsort als solcher juckt mal ausnahmsweise gar nicht, vielmehr ein recht universeller Lebensstil, denn Jahrmärkte in der ein oder anderen Art kennt man auf der ganzen Welt.
Ein nicht zu verachtender Teil der Atmosphäre entzieht sich daher auch aus dem Einfangen der typischen Jahrmarktsstimmung. Große Menschenmassen, Jahrmarktsschreier mit Megafon, das Geklingel und Gedingel von Spielautomaten, lachende Kinder, Clowns und Attraktionen. Frauenheld Hill hat mal wieder Gelegenheit, ein ganz exotisches Püppchen zu vernaschen: Wenn er sich mit einem miesen Trick an die fesche Hochseilakrobatin heranmacht, wandelt er beinahe auf Bonds Spuren.

An Futter mangelt’s auch nicht. Spencer und Hill verputzen im gegenseitigen Wettbewerb Würstchen und Bier, dass dem Zuschauer beim Ansehen schon fast übel wird. Überhaupt ist der Wettbewerbsgedanke zwischen den Protagonisten hier ein bestimmendes Element, das den ganzen Film durchzieht und sich teilweise auch auf die Gegner entlädt, die in dem gegenseitigen Versuch des Übertreffens besonders viel Kloppe abbekommen.

Und das ganz klare Highlight sind sowieso die Bösewichte, zumindest in ihrer eigenparodistischen Funktion. Was gerade John Sharp als fetter Boss und Donald Pleasence als beratender Doktor da auf die Beine stellen, ist ernstzunehmend fern des guten Geschmacks, so aber recht unterhaltsam. Zunächst einmal verwundert es, was ein Donald Pleasence überhaupt in einem Spencer/Hill-Film zu suchen hat. Betrachtet man seine Rolle aber mal näher, wird das Ganze schon verständlicher. Der Doktor ist nämlich alles andere als die normale rechte Hand des gewöhnlichen Bandenbosses; zusammen mit dem Boss selbst wird er nämlich zu einem Abziehbild einer ganzen Generation von Möchtegern-Weltbeherrschern, die in Spencer/Hill-Filmen schon so oft auf den Arm genommen wurden, aber nie so gut wie hier. Am nächsten mag noch der Obermotz aus “Zwei bärenstarke Typen” herankommen, aber die offensichtliche Karikaturisierung, die in “Zwei wie Pech und Schwefel” vollzogen wird, bleibt wirklich unerreicht. Da spielt John Sharp einen fetten Möchtegern-Fiesling, angezogen mit einem Lätzchen-artigen Hemd und stets mit Essen in der Hand, der so abgrundtief böse sein will, wie es nur geht, seine Bösartigkeit aber nicht sinnvoll einzusetzen vermag. Wie das funktioniert, muss ihm immer wieder aufs Neue ein manisches HB-Männchen in Person von Donald Pleasence erklären. Der Boss stellt einem seiner Butler mal eben nur zum Spaß ein Bein, und Doc beginnt, die Aktion zu analysieren und darüber zu philosophieren, wie man denn nun Boshaftigkeit am besten einsetzt. Alleine die Idee, dem scheinbar hilflosen Kopf der Böse-Buben-Bande eine Art Engelchen-und-Teufelchen-Figur zur Seite zu stellen und ihm damit Uneigenständigkeit zu attestieren, ist so simpel wie effektiv. Jene Konstellation ist dann auch wahrhaftig als gewollte Parodie auszulegen.

Bei unseren beiden Helden wird dadurch natürlich automatisch die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein hervorgehoben. Spencer und Hill laufen wie selbstverständlich durch die Jahrmarkts-Demolierungen der Rabauken, bleiben bei ihrem Wettfuttern sogar am Tresen sitzen und machen weiter, während um sie herum gerade die Kneipe abgerissen wird. Immer eine freche Antwort - und hier ist wieder Rainer Brandt am Werke - steht parat, wenn mal wieder einer ungehobelt wird. Es scheint nie einen Zweifel zu geben, dass der zerstörte Buggy vom Anfang des Films von den Verantwortlichen am Ende ersetzt wird.

Eine mysteriöse Komponente sorgt dann doch für eine etwas ernster zu nehmende Gefahr. Paganini, ein vom Big Boss ausgesandter Killer, macht sich auf den Weg, um die ungeliebten Raufbolde zur Strecke zu bringen. Wie ein vorgreifendes Konglomerat aus Crispin Glover (“Drei Engel für Charlie”) und Antonio Banderas (“Desperado”) bewegt er sich stoisch und wortlos durch den Film, wobei seine kompromisslose Ernsthaftigkeit in dem Komödchen so herrlich fehl am Platze ist, wie sie nur sein kann. Und durch diesen Umstand wird auch sie zur Parodie; wie anzunehmen ist, zu einer Parodie der wortkargen Antihelden aus der Leone-Italowestern-Ära. Spencer und Hill haben in der Hinsicht ja schon genug Übung, und Paganini-Darsteller Manuel de Blas weiß seine Rolle gut auszufüllen.
Rein technisch geben die Anschlagversuche des Killers Gelegenheit zu köstlichen Szenen. Herauszuheben ist Spencers Mitwirken an einem Gesangschor-Ensemble, als Paganini sich immer wieder einen neuen Attentats-Ort suchen muss, weil sich Hill mit in den Chor mischt und Spencer vor dem Killer warnt.

Die Prügeleien als solche entladen sich so recht erst im Finale, das inmitten von Luftballons stattfindet. Vorher gibt es noch eine Gym-Prügelei und eben vor allem die Motorrad-Tour durch das Gelände, ansonsten überwiegend kleinerer Firlefanz. Jenseits der Handlungsgewalt des Bosses bleibt das Bösewichter-Design, wie in dem Zusammenhang gesagt werden muss, leider erstaunlich farblos, weshalb Spencer und Hill bisweilen sogar etwas gelangweilt und unterfordert wirken. Aber das fällt dann doch nicht weiter ins Gewicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: An “Zwei wie Pech und Schwefel” kann vor allem die Eigenparodie begeistern, die im Gesamtbild vielleicht sogar unbewusst verlaufen sein mag, in spezifischen Aspekten wie bei der Charakterisierung des Bosses aber mit großer Sicherheit gewollt war. Atmosphärisch ist zu sagen, dass die Rekonstruktion des Jahrmarktsambientes leider keinesfalls die Betonung der Landschaften bei den anderen Filmen ersetzen kann. Knallig bunt und kurzweilig ist das Geschehen aber auf alle Fälle, und mehr wollen wir doch gar nicht.

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