Review

„Das Bambuscamp der Frauen“ – so der deutsche Titel des wohl besten asiatischen Beitrags zum Subgenre der WIP (Woman in Prison) Filme. Anders als der über zehn Jahre später entstandene Kult-Lagerfilm „Man Behind The Sun“ handelt es sich aber noch um pure Exploitation, welche die unbestreitbar vorhandene Qualität nicht aus einer ernsten Aussage oder einer realistischen Dramaturgie bezieht. Vielmehr ist es eine Tatsache, dass das Subgenre im Jahre 1973 noch nicht wirklich ausgereizt war und die gebotenen Klischees noch nicht standardisiert waren. Amerikanische Lagerfilme wie „The Big Doll House“ und „The Big Bird Cage“, sowie die brutalen asiatischen Folterfilme a la „Tokugawa“ gereichten hier zum Vorbild, doch der Film findet seinen eigenen Stil. Die hinreichend bekannten Strickmuster der Lagerfilme werden hier geradezu perfektioniert und auf die Spitze getrieben, ohne eine ironische Brechung wie es beispielsweise in den Werken von Jack Hill funktioniert.

Der von den Shaw-Brothers sehr professionell produzierte Film zeigt eindeutig seine gehobenen Ansprüche: Technisch einwandfrei realisiert und mit starken Darstellern besetzt (im Cast befinden sich auch europäische Gesichter um dem Film mehr internationale Zugkraft zu verleihen) wirkt „Bamboo House of Dolls“ nicht wie ein B-Film. Selbst die blutigen Action-Szenen sind stark choreographiert und stark gefilmt, davon zeugen die routinierte Kameraführung und stimmige Schnitte. Die Handlung besitzt natürlich keine Tiefe, in Anbetracht des Genres überzeugt die konsequent und abwechslungsreich erzählte Handlung aber überaus gut. Das Tempo ist stets hoch und es wird nie langweilig, ein paar wenige erotische Sequenzen stehen den rabiaten Gewaltausbrüchen gegenüber, die in manchen Folterungen doch einen sehr hohen Härtefaktor offenbaren. Latent vorhandene Frauenfeindlichkeit und einige sadistische Demütigungen sind genauso enthalten wie einige explizite Details.

Die aufwändigen Stunts, die guten Make-up Effekte und der pompöse Score sind weitere positive Kriterien für diesen leider rar gewordenen Klassiker. Das düstere Ende passt exzellent zur eher nihilistischen Gesamt-Atmosphäre, die dem gesamten Film anhängt. Die menschenverachtende Unterhaltung die Werke wie „Bamboo House“ bietet, sollte nicht ernst genommen werden und wirkt im Gegensatz zu so manchem moralisch bedenklichen Hollywood-Filmen geradezu unwahrscheinlich ehrlich. Denn gerade die unverblühmt exploitative Machart ist es, die den gewissen Charme ausmacht und den Film einer gesonderten Wertung unterlegt. Der Kunstanspruch von Werken wie „Lady Snowblood“, „Sasori“ oder „Female Yakuza Tale“ ist man hier aber meilenweit entfernt, entscheidet man sich für das Bambuscamp, so wühlt man ganz tief in filmhistorischem Dreck.

Es existieren verschiedene Fassungen dieses Kultfilms, je nach dem mit teilweise extremen Kürzungen in Sachen Brutalität oder auch Handlungsstraffung. Letztlich erstrahlt der Film nur in voller Blüte in seiner völlig ungeschnittenen, untertitelten Originalfassung. Die gängigen Synchronisationen und Lauflängenverfälschungen ziehen den Film runter und schaden unnötig.

Fazit: Ein Fest für Genre-Kenner denn die hier gebotene Qualität erreichten nur die allerwenigsten Nachzieher. Exploitation at it’s Best!

8,5 / 10

Details
Ähnliche Filme