Eigentlich hat „Drei Lederhosen in St. Tropez“ alles, was ein deutscher Sexfilm braucht: Mit Peter Steiner und Franz Muxeneder zwei als Duo bewährte, versierte Darsteller, die an den frivolen Nonsensfilmen einen Heidenspaß hatten. Regie führte niemand anders als Franz Marischka (verantwortlich für den wohl schlechtesten deutschen Film aller Zeiten, „Sunshine Reggea auf Ibiza“, doch das steht auf einem anderen Blatt) und der hatte mit „Liebesgrüße aus der Lederhose“ und „Lass Jucken Kumpel“ sein Talent für das Genre bewiesen. Auch mit den Darstellern hatte er also bereits reichhaltige Erfahrung. Mit St. Tropez und dem malerischen Oberbayern stehen zudem zwei sehr gegensätzliche, interessante Schauplätze zur Verfügung und jede Menge nackte Mädels gibt es auch zu sehen.
Was also stimmt nicht? Zunächst einmal ist es die merkwürdige Personenkonstellation. Auf die Reise zur Bullenausstellung schickt man neben Hauptdarsteller Peter Steiner nicht etwas Franz Muxeneder sondern beschränkt letzteren gänzlich auf eine undeutende Nebenrolle. Als Ersatz stellte man ihm Fred Stillkrauth („Steiner – Das Eiserne Kreuz“) zur Seite, der ebenso wie Steiner, Muxeneder oder auch Rosl Mayr vom Theater kam und eine routinierte Vorstellung als penibler Polizist liefert. Die Chemie zwischen Steiner und Stillkrauth stimmt zwar nicht hundertprozentig, dennoch spielen sich die beiden so manch guten Ball zu. Gestört wird die Konstellation aber massiv durch die aufdringliche Präsenz von Mario Pollak, der als spanischer Einwanderer rein gar nichts mit seiner Figur anzufangen weiß und kein schauspielerisches Timing erkennen lässt. In einem kurzen Gastauftritt ist Rosl Mayr zu sehen, die schon etliche andere Sexklamotten durch ihre bloße Präsenz aufwertete – auch hier ist sie in ihrer grantigen, schrulligen Art unverkennbar und unnachahmlich. Trotz wenig Screentime bleibt sie als von Erbschleichern umgarnte alte Millionärin deutlich in Erinnerung.
Erotik-Sternchen Sibylle Rauch („Born To Love“) und das ehemalige Playmate Uschi Buschfellner sind als Strandschönheiten mit dabei, befinden sich beide in der Blüte ihrer körperlichen Attraktivität. In die Story integriert sind die Damen nur halbherzig und halten lediglich als Lustobjekte her. Buschfellner war übrigens die Einzige, die es vom deutschen in den amerikanischen Playboy schaffte und später sogar in Steiners „Stanglwirt“ auftrat. Nur in wenigen Erotikfilmen spielte sie mit, verlieh ihren flachen Rollen aber immer eine sehr erotische Ausstrahlung.
Die eigentlich originelle Verwechslungsgeschichte wird unübersichtlich und lahm erzählt, ohne Tempo plätschert der Film zeitweise ereignislos vor sich hin um sich nur wenig später zu überschlagen mit turbulenten Szenen. Schlimmer ist aber die völlige Verschwendung des exotischen Drehortes – von St. Tropez kriegt man nur wenig zu sehen, obwohl ein beträchtlicher Teil der Handlung dort angesiedelt ist. Im Vergleich zur tollen bayerischen Natur erhascht der Zuschauer nur selten mal Impressionen der Originalschauplätze und muss sich stattdessen mit katastrophal gefilmten Nachtszenen herumschlagen, in denen oft nicht einmal die Silhouetten der Protagonisten richtig zu erkennen sind. Technisch versagt der sonst so routinierte Marischka eindeutig, verwackelte Kameraschwenks und schlecht gesetzter Schnitt inklusive. Selbst die zahlreichen Slapstick-Einlagen wollen nicht so recht zünden, alle Elemente wirken aufgewärmt und abgenutzt. Marischka erkannte schon bald die Zeichen der Zeit und sollte nur noch wenige Filme inszenieren.
Fazit: Hinter den Genrekultfilmen „Liebesgrüße aus der Lederhose“ bleibt der Film weit zurück und markiert eher den Abstieg der deutschen Sexklamotten. Anfang der 80er sollte es vorbei sein mit dem Spaß und die Kuh war gemolken. So wurde „Drei Lederhosen in St. Tropez“ nicht der Erfolg, der er einige Jahre früher sicher gewesen wäre.
3,5 / 10
Übrigens ist Peter Steiner Jr. (Sohn des Hauptdarstellers) als Briefträger zu sehen – er trat gewissermaßen in die Fußstapfen seines Vaters, ließ aber die seriöse Schauspielerei aus und widmete sich zeitweise sogar expliziten Pornofilmen. Nach dieser Karriere trat auch er im „Stanglwirt“ auf.