Review

(SPOILER-Gefahr)

Mit Isaac Asimov hat der Film im Prinzip nur die Grundkonstellation gemein (er wurde von Asimovs Büchern natürlich auch nur „suggested“ – vorgeschlagen...). Die Figuren sind bekannt, wenn auch verändert konturiert, die Story wurde zumindest im Groben übernommen, aber das Wichtigste ist geblieben: das Thema und die aufgeworfenen Fragen.

Wann beginnt der Übergang von vorprogrammiert ablaufenden elektrischen Impulsen zu einem eigenständigen, sich selbst hinterfragenden Bewusstsein? Wann wird der Mensch imstande sein, ein Ebenbild seiner selbst zusammenzubasteln, das ihm nicht nur hinsichtlich seiner Intelligenz und seiner Physis überlegen ist, sondern auch in Bezug auf seine Emotionen, seine Intuition und sein Sozialverhalten zumindest ebenbürtig? Und wann beginnen künstliche Wesen als Konsequenz daraus selbst zu fragen, wozu sie und wozu der Mensch geschaffen ist? Gar ob der Mensch überflüssig wird, weil fehlerbehaftet und in allen Belangen unterlegen? Wann lassen Roboter die Ihnen vom Menschen auferlegten Gesetze nicht mehr gelten oder legen sie selbst ganz anders als Ihre Erfinder aus?

Wann also wird sich eine künstliche Maschine bewusst: „Ich, Roboter“? In der „Terminator“-Trilogie wird uns die letzte Konsequenz krachend vorgeführt - wie der Kampf zwischen Menschheit und Maschinen geführt wird. Keine Fragen nach dem Warum und Weshalb. „I, Robot“ versucht genau das. Hier hat im Jahre 2035 der Prototyp einer neuen Roboter-Generation differenzierte Gesichtszüge, feine Bewegungen und ein weiterentwickeltes Gehirn. Er wird von einem Polizisten verdächtigt, seinen genialen Erfinder ermordet zu haben. Für diesen Menschen sind Roboter nur ein Haufen Blech, überflüssig und sogar eine Gefahr für die Menschlichkeit und die Menschheit. Der Roboter bestreitet den Mord, vor allem aber wirkt er so anders als die bisherigen Roboter: Er fragt nach den Gefühlen von Menschen, er empfindet selbst welche, er fragt sich, wer er ist und wozu er existiert, er will einen individuellen Namen haben, und er träumt (auch von elektrischen Schafen?). Im Laufe des Films wird immer deutlicher, dass er ein selbständiges Individuum ist, das man nicht einfach abschalten kann, weil das schon Mord wäre. Er hilft dem Polizisten, die wahre Gefahr zu erkennen und auszuschalten. Am Schluss passiert das für den Polizisten Unfassbare: Sie werden Freunde.

Damit zeigt der Film uns genau die oben beschriebene Schwelle, an der die Beziehung zwischen Mensch und Maschine neu definiert werden muss - zeigt er uns den möglichen Beginn des Siegeszugs der Künstlichen Intelligenz? Ob diese Schwelle überhaupt jemals erreicht wird, mag die Zukunft zeigen – das Jahr 2035 erscheint dafür allerdings äußerst früh.

Aber machen wir uns nichts vor. Das Thema und die Fragen Asimovs mögen geblieben sein, dennoch halten sie sich leider zu deutlich im Hintergrund. Denn in erster Linie ist „I, Robot“ ein unterhaltsamer Action-Blockbuster. Die Story an sich ist eigentlich eine konventionelle Krimihandlung (samt konventionellem Hollywood-Cop und einiger Logikschlaglöcher), die aber dafür technisch perfekt umgesetzt in einer Welt von übermorgen. Das liegt natürlich vor allem an den Spezialeffekten: Wie weit fortgeschritten die Möglichkeiten von CGI inzwischen sind, zeigt „I, Robot“ in sensationellen Bildern. Ob einzelne Roboter oder ganze Massen davon, man glaubt, die gibt es wirklich. Dabei werden nebenbei andere Filme zitiert und damit gezeigt, dass die Menschheit im Prinzip einpacken kann: Ein Robot kann klettern wie Spiderman, ein Robot kann martialisch und unaufhaltsam auftreten wie ein Terminator, und im Straßenverkehr (in einer ganz starken Szene) springen Robots zwischen den Fahrzeugen herum wie in einer neu geladenen Computermatrix, nur dass es hier für CGI-Verhältnisse ziemlich echt aussieht.

Gott (in Menschengestalt) sei Dank haben wir die Robots –vor allem den Mordverdächtigen–, denn die menschlichen Charaktere hätten ruhig etwas mehr ausgefeilt werden können. Im Gegensatz zum gerade zu Filmbeginn penetranten product placement. Die Schauspieler nerven zwar nicht, Oscar-verdächtig spielen sie aber auch nicht. Will Smith als der misstrauische Polizist und damit menschlicher Hauptdarsteller hält sich mit seinen üblichen witzelnden Sprüchen, die in Belanglosigkeiten wie „Bad Boys“ und „Independance Day“ durchaus ihren richtigen Platz haben, gerade noch in für das hiesige Thema erträglichem Maße zurück und füllt seine Rolle noch recht ordentlich aus, obgleich er an einigen Stellen unverwundbarer scheint als die Roboter. Von den anderen Protagonisten hätte man bisweilen allerdings gern noch etwas mehr von ihren Beweg- und Hintergründen erfahren.

Dennoch hebt sich „I, Robot“ auf seine Weise wohltuend ab von reinen Actionknallern wie die kompromisslosere „Terminator“-Trilogie auf der einen Seite, aber auch von den mehr in die psychologische Ecke abzielenden Filmen wie „Der 200-Jahre-Mann“, dem aufgeblasenen „A.I.“ oder der „I, Robot“-Verfilmung im Rahmen der neuen „Outer Limits“. Dass Alex Proyas in „I, Robot“ seine atmosphärische Düsternis aus „The Crow“ und „Dark City“ vermissen lässt, passt durchaus. Es geht hier nicht um Rache, Todesschmerz oder eine nicht lebenswerte Welt. Im Gegenteil. Es geht um die Zukunft, und wir selbst haben es in der Hand, sie positiv zu gestalten. Ob das die Menschen oder die Roboter schaffen, bleibt offen. Fortsetzungen auf dem gleichen Niveau kann ich mir nicht nur vorstellen (das Ende fordert es ja fast heraus), sondern wünschte ich mir auch.

7,5 von 10 Punkten.

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