Martin Shorts Kunstfigur "Jiminy Glick" kennt in Amerika und Kanada wirklich jeder, hierzulande hat man von Glick aber noch nie etwas gehört. Was auch kein allzu großes Wunder ist, sind die Fake- und Joke-Interviews von Short im Fat-Suit meist sehr stark auf das amerikanische Publikum zugeschnitten und vor allem bei der Übersetzung in eine andere Sprache, der oft improvisierten und meist überraschenden Antworten der Stars, geht, wie bei allem was einen gewissen Realitätsanspruch haben soll, doch vieles verloren. Doch "Jiminy Glick in Gagawood" hat es dennoch geschafft, bei uns zumindest in die Videotheken zu kommen und somit besteht nun auch für uns die Möglichkeit, die schrägen Seiten von Hollywood kennen zu lernen. Leider aber ist der Film trotzdem nicht wirklich witzig geraten, wenn auch einige böse Spitzen gegen das Showbiz nicht zu verachten ist.
Bei "Jiminy Glick in Lalawood" wird Shorts Kunstfigur, die bisher sonst eigentlich nur, die bereits angesprochenen, Spass-Interviews durchgeführt hat, in eine richtige Handlung verstrickt, sowie mit Frau und Kind ausgestattet. Jiminy, der peinliche und völlig bescheuerte Hollywood-Reporter macht sich auf, um beim Filmfest in Toronto Stars und Sternchen zu treffen und auch den völlig misslungenen "Growing Up Gandhi" zu betrachten, welchen er aber verpennt und kurz darauf in den Himmel lobt. Während sich alle Welt an den Kopf fässt, über Glicks völlig indiskutable Besprechung, wird er in Hollywood plötzlich zum Star und kann sich vor Interviewangeboten großer Stars kaum noch retten. Doch dann wird er in einen Mord verstrickt und David Lynch lungert auch andauernd in seiner Nähe rum... Alles in allem kann man schon sagen, dass die Geschichte zur loosrigen Figur Jiminy Glick passt, wie die Faust aufs Auge. Genauso wie die Figur selbst ist die Story ziemlich abgefahren, mit allerhand Peinlichkeiten durchtränkt und gibt hier und da schon durchaus ein ziemlich realistisches, wenn auch mitunter völlig überzogenes Bild, vom Land der bunten Filmträume wieder. Böse Spitzen vereinen sich hier mit Furzhumor und werden immer wieder mit den Interviews durchtränkt, für die Glick (zumindest in Übersee) bekannt ist.
Und dabei macht er vor nichts und niemanden halt. Im Interview müssen sich u.a. Kiefer Sutherland, Steve Martin, Kurt Russel oder auch Kevin Kline ihm stellen, die hier all ihr Talent in die Waagschale legen, um Glick möglichst würdevoll aber nicht ohne Witz zu antworten. Nicht alles ist dabei wirklich echt, z. Bsp. merkt man Sarandon mehr als nur deutlich an, dass ihr Text dem Drehbuch entsprungen sein muss, doch bei Sutherland, Martin oder Russel hat man schon das Gefühl, dass sie auf die Fragen, die ihnen Glick hier um die Ohren wirft, teilweise echt nicht gefasst waren. Auch wenn sie sicher gewusst haben, dass ihre Interviews in eine Filmhandlung eingebaut werden, so dürfte das Meiste von ihren Statements trotzdem echt oder zumindest gut improvisiert gewesen sein.
Schade nur, dass diese Interviews, welche wirklich zu den absoluten Highlights des Films gehören, hier nur einen äußerst geringen Teil einnehmen und man sich sonst hauptsächlich auf die Handlung rund um Glick und seiner Familie, bzw. der Kriminalhandlung rund um David Lynch konzentriert, welche aber insgesamt nicht wirklich überzeugend ausgefallen ist. Die Ideen selbst sind zwar teilweise nicht zu verachten, so ist Glicks böse Abrechnung mit scheinheilligen Kritikern, welche manchmal mit den billigsten Ausreden kommen, um einen Film zu verreißen, schon durchaus komisch, doch viel zu oft schwimmt er auch in Tiefen herum, die nichts anderes als einen Verriss zulassen. So ist seine rülpsende und furzende Frau z. Bsp. schon ziemlich peinlich, die billigen Sex-Witzchen hier und da mehr als öde oder auch die Veralberung eines Produzenten zzgl. seines heiß umgehrten Sternchens, kann man in der Pfeife rauchen. Etwas besser ist da schon die Verarsche von David Lynch, wobei dieser am Ende ein gelungener Wink mit dem Zaunspfahl leider trotzdem völlig abhanden kommt.
Gelungen hingegen das Schauspiel, vor allem von Martin Short, der in seine Figur wirklich mit Fleisch und Blut übergegangen ist. Vielleicht weil er selbst nie so richtig aus der Liga der B-Prominenz hinauswachsen konnte, spielt er den furchtbaren Reporter wirklich mit Bravour, auch wenn diese ab und an schon einmal an den Nerven sägt. Auch gut, seine Darstellung von David Lynch. Ähnlich klasse ist zudem Elisabeth Perkins, welche, neben Short, wohl der einzige bekannte Promi ist, der sich hier nicht selbst spielt, sondern die Rolle der verwöhnten Möchtegerndiva Miranda Coolidge ebenfalls wunderbar zur Schau stellt. Dagegen können all die anderen Darsteller nicht wirklich ankommen.
Fazit: "Jiminy Glick in Gagawood" ist eine Mischmasch in so ziemlich allen Belangen. Ein Mischmasch aus Filmhandlung und Interviews, aus Gefaktem und Improvisiertem und vor allem aus Gelungenem und weniger Gelungenem. Während Glicks satirische Spitzen auf die Welt des Showbiz durchaus punkten können, vor allem wenn er seine Interviewpartner peinliche Fragen stellt, ist die Filmhandlung an sich, welcher hier, ausnahmsweise mal, viel zu viel Platz eingeräumt wird, meist nur einen feuchten Furz wert, genauso wie die darin enthaltenen Gags. Auch wenn Short als Glick überzeugt, so hätte er in der Filmversion viel mehr daraus machen können! Schade!
Wertung: 5/10 Punkte