Der Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle erschuf mit Sherlock Holmes einen modernen Mythos. In einer Vielzahl von Abenteuern mussten der Superschnüffler und sein getreuer Freund Dr. Watson so manch kniffliges Rätsel lösen, wobei ihnen stets Holmes exorbitante Beobachtungs- und Kombinationsgabe, sowie sein brillanter Spürsinn und das nötige Quäntchen Glück zur Seite standen. Eine der meistverfilmten Geschichten des genialen Duos dürfte „Der Hund von Baskerville“ sein- die bekannteste Version davon: die Hammer Studios- Verfilmung (1959) mit den Genrestars Peter Cushing (als kauziger Sherlock Holmes) und Christopher Lee (als Sir Henry Baskerville). Nicht minder interessant ist der hier zur Rezension stehende „Hund von Baskerville“ aus dem Jahre 1939 mit dem Langzeit- Sherlock Holmes Basil Rathbone.
Über dem Hause Baskerville liegt ein Fluch, welcher die Familie nunmehr seit Jahrhunderten verfolgt. Ausgelöst durch Sir Hugo, einem brutalen Widerling, sorgt er in Form eines mörderischen Hundes für Angst und Verderben unter den Angehörigen des Clans.
Nach dem Tod von Sir Charles fällt die gesamte Erbschaft an den letzten noch lebenden Nachfahren der Baskervilles: Sir Henry. Dieser bezieht das Haus seiner Ahnen und sieht sich schon bald mit dem Fluch konfrontiert. Sein Glück jedoch, dass ihm der Meisterdetektiv Sherlock Holmes und dessen getreuer Partner Watson zur Seite stehen, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Das Moor, ein mysteriöser und mythischer Ort. Lebensraum für all jene, die seine Tücken kennen und zu achten wissen, tödliches Terrain für die, die blindlings seine sicheren Pfade verlassen. Idealer Ort für eine spannende Kriminalgeschichte mit übernatürlichem Einschlag. Letzteres muss sich ebenfalls Sir Arthur Conan Doyle gedacht haben, als er das Moor zur Handlungsstätte seiner berühmten (Schauer-)Detektivgeschichte „Der Hund von Baskerville“ auserkor. Auch filmisch umgesetzt, mit der nötigen Menge an Kunstnebel und unheimlichen Geräuschen, beinahe ein Garant für packende Gruselstimmung.
Sidney Lanfields Interpretation des klassischen Stoffes ist ein äußerst charmantes Stück Zelluloid. Wie die Vorlage im viktorianischen Zeitalter angesiedelt, bezieht der Film einen Großteil seiner Anziehungskraft zum einen natürlich aus der ihm zugrunde liegenden, großartigen Vorlage Conan Doyles, zum anderen jedoch aus seiner ureignen, sehr dicht gestreuten Atmosphäre. Über Strecken ruhig, aber stets fern von träge und langweilig, entfaltet sich die Geschichte rund um den mysteriösen Hund aus der Hölle. Durchgängig wird eine knisternde Spannung mit Hilfe von roten Heringen aufgebaut, die das ahnungslose Publikum auf falsche Fährten locken sollen.
Ein bei genauerer Betrachtung interessanter Aspekt ist das Gegensatzpaar, welches im Film (natürlich genauso im Buch) aufgeworfen wird. Zum einen Sherlock Holmes als bodenständiger, wissenschaftsverbundener Realist, dessen Lösungswege stets auf Rationalität basieren, zum anderen der übernatürliche Charakter der Geschichte in Form eines mysteriösen Hundes, der aus dem nichts auftaucht und genauso schnell auch wieder verschwindet. Es treffen hier- effektiv genutzt- zwei Weltanschauungen (Holmes der Rationalist gegen die irrationalen Mächte des Plots) aufeinander, wobei am Ende- wie könnte es anders sein?- Sherlock Holmes siegreich von dannen ziehen kann.
Die Chemie zwischen Sherlock Holmes und seinem Sidekick Dr. Watson trägt entschieden zum positiven Gesamtbild bei. Sie liefern sich ein ums andere Mal interessante Wortduelle und sorgen für einige angenehme humoristische Durchbrechungen der Geschichte. So etwa, wenn Watson, um Respekt von einem fremden Landstreicher zu erlangen, proklamiert, er sei der große Sherlock Holmes und sich dieser Landstreicher schließlich mit dem trockenen Kommentar „Nun, dann muss ich wohl Dr. Watson sein“ als Holmes zu erkennen gibt. In solchen Momenten kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen.
Basil Rathbone macht bei seinem Einstand als Meisterdetektiv eine sehr gute Figur. Die Rolle des Schnüfflers scheint ihm wie auf den Leib geschrieben. Nur muss ich gestehen, kann ich mich nicht entscheiden, ob nun Basil Rathbone oder Peter Cushing der einzig Wahre ist.
Wie dem auch sei: „Der Hund von Baskerville“ bietet spannende und solide inszenierte Krimi- Unterhaltung mit übersinnlichem Flair für alle Fans des kultigen Schnüfflers bzw. auch für die, die es noch werden wollen. Von daher wird ein Blick an dieser Stelle wärmstens empfohlen. (7,5 Punkte)