Der Filmemacher Herschell Gordon Lewis war ein Pionier eines mittlerweilen beliebten und etablierten Genres: des Splatterfilms. Lewis verband (damals) noch nie dagewesene Gore-Effekte mit einem merkwürdigen Sinn für Humor. „2000 Maniacs“ aus dem Jahre 1964 ist eines seiner bekanntesten Werke und diente für „2001 Manics“ als Vorlage.
Ein heutzutage angesagtes Produzententeam um Eli Roth und Scott Spiegel produzierte das Remake. Diese Namen stehen für den aktuellen Stand der Dinge, was Horror angeht, während Lewis ein mittlerweile in die Jahre gekommener Pionier und Wegbereiter war. Diese Mischung verspricht eigentlich eine interessante Kombination zu sein, verbindet sie doch zwei Generationen des Horrorfilms miteinander.
Um weiteres Namedropping zu praktizieren: Auch der Hauptdarsteller dieses blutigen Filmbarbecues um eine geisterhatfe Südstaatenstadt, die ihre unfreiwilligen Besucher zum Fressen gern hat (das war es eigentlich im Groben schon mit der Story) ist eine Ikone des Horrorfilmes. Robert Englund, der wohl sein Leben lang nicht recht von seiner Trademark-Rolle als Pizzagesicht Freddy Krueger in den „Nightmare on Elm Street“-Filmen loskommen wird, gibt sich in „2001 Maniacs“ als Oberbösewicht die Ehre. Wie auch als Krueger, legt er seine Figur als charismatischen Schurken an. Neben Gastauftritten diverser Filmschaffender (z.B. Eli Roth und Peter Stormare) bildet er zusammen mit der Darstellerin Lin Shaye (z.B. „Verrückt nach Mary“) den bemerkenswertesten Teil der Besetzung. Sie machen ihre Sache durchaus gut, sind aber beide letztlich mit ihren Rollen unterfordert. Die restlichen Darsteller, insbesondere die der jungen Opfer, bleiben blaß und sind vergessen, sobald sie das zeitliche gesegnet haben.
Dass die beiden bekanntesten Darsteller auf Seiten der Bösewichter spielen, sagt schon einiges über „2001 Maniacs“ aus. Nicht der Grusel und die Spannung, wen der (durchweg austauschbaren) Teenager es erwischen wird, steht im Vordergrund. Nein, die richtige Frage lautet: WIE stirbt das nächste Opfer. Insofern ist „2001 Maniacs“ völlig spannungsfrei inszeniert. Das einzig kreative an dem Drehbuch sind die Todesarten. Da wird ein Schwarzer in einer Baumwollpresse komprimiert, bis ihm die Augen aus den Höhlen treten, während ein Homosexueller mit einem großen Grillspieß getötet, der ihm rektal eingeführt wird. Wer jetzt an gesellschaftskritischen Splatter denkt, der irrt. So viel Tiefe besitzt der Film nie. Mit Ausnahme der kreativen (aber dennoch nicht sonderlich originellen) Todesszenen, ist die Inszenierung mehr als bieder. Überrschaungen, sowohl inhaltlich als auch visuell, bleiben aus. Wäre da nicht die bekannte Vorlage aus den 60’er Jahren, könnte man es mit einem x-beliebigen Teenie-/Backwood-Splatter zu tun haben. Neben den derben Todesarten gibt es die üblichen Zutaten: junge Menschen, dumme Verhaltensweisen, nackte Haut und Einiges an (selbstverständlich nicht explizit dargestelltem) Sex. Ergänzt wird die ganze Melange durch eine Prise von eher unverdaulichem Redneck-Humor. So ist der Gag mit dem Bauerntrampel, der mit offener Hose ein Schaf verfolgt schon das erste Mal nicht besonders witzig. Die mehrfache Wiederholung hätte es nicht gebraucht. Running Gags sind in der Regel witzig und verlangen auch kein „Rennen“ eines Beteiligten, aber das nur nebenbei...
Letztlich ist „2001 Maniacs“ Gebrauchskino für die Generation Splädder. Vergleichbar mit einem Porno, wird nur auf die expliziten Goreszenen hingearbeitet. Diese bekommt der Zuschauer dann auch recht ausführlich geboten. Rein qualitativ sind diese auch auf einem hohen Niveau. Was man von den Schauspielern nicht unbedingt sagen kann. Einzig die erfahrenen Englund und Shaye sorgen in dieser Disziplin für etwas Qualität. „2001 Maniacs“ bedient die Zielgruppe der anspruchslosen Gorehounds und verwirrt diese nicht mit einer extravaganten Inszenierung oder einem cleveren Script. Insofern kann man dem Film eine gewisse Effizienz nicht absprechen. Dies reicht zwar zu einem wohlwollenden Glucksen des anvisierten Betrachters, aber nicht zu einem Genreklassiker. Wie man dies schafft, zusammen mit einem durchaus bemerkenswerten Script und besseren Darstellern hat „2001 Maniacs“-Produzent Eli Roth mit seinem „Hostel“ aus dem Jahre 2005 bewiesen. Dieser wartet zwar auch mit heftigen Goreszenen auf, aber zudem auch mit einer originellen Story und einer spannenden Inszenierung. Insofern kann man „Hostel“ und „2001 Maniacs“ trotz der Beteiligung Roths nicht miteinander vergleichen, obwohl viele der filmischen Zutaten gleich sind: junge Leute, viel nackte Haut, explizite Splatterszenen. Roth hat in seinem Film aber auch wesentlich mehr filmische Substanz und inszenatorische Intelligenz untergebracht, als es „2001 Maniacs“-Regisseur Tim Sullivan vermochte. Dieser (ein wenig unfaire) Vergleich erklärt auch, warum Roth als Regiewunderkind des Horrorgenres gefeiert wird, auch wenn er jüngst mit „Hostel 2“ in eine gefährliche Falle getappt ist, die man als Horror-Regisseur von Welt am besten weit umschifft: Die Fortsetzung. So kratzt er mit der schwächeren Fortsetzung seines Erfolgsfilmes an dem Ruhm von „Hostel“, aber das ist eine ganz andere Geschichte...
Fazit:
5 / 10