Joe D’Amato, möge er in Frieden ruhen, war nie ein großer Künstler. Doch ohne sich selbst einem Kunstanspruch zu unterwerfen schaffte er es wie kein Zweiter, einen Exploiter nach dem anderen herunter zu kurbeln, dabei fast jedes Genre zu besuchen und aus kleinen Budgets nette Filme zu zaubern. „Death Smiled at Murder“ kann als Initialzündung für den typischen Stil des Regisseurs gelten, versagt aber als eigenständiger Film auf ganzer Linie. Waren es zuvor vornehmlich Italo-Western, an denen D’Amato als Kameramann und/oder Second Unit Director beteiligt war, so gilt vorliegendes Machwerk als sein erster eigenständiger Film, die Kameraführung natürlich nicht aus der Hand gebend. Tatsächlich versucht der Film einen eigenen Weg zu finden um seine obskure Geschichte an den Mann zu bringen und überzeugt stellenweise zumindest rein visuell.
Hervor zu heben wäre das stimmige Setting kombiniert mit dem ansprechenden Produktionsdesign, welches für einen Film dieser Produktionsgröße mehr als angemessen ist. Und trotz versierter Kameraführung und optimaler Kulisse gelingt es D’Amato nicht, atmosphärische Dichte zu erzeugen. Vornehmlich ist die Schuld hierfür beim schlechten Drehbuch zu suchen, mehr aber noch bei den unmotivierten schauspielerischen Leistungen. Allen voran der Star des Films, Klaus Kinski. Merklich missmutig starrt er die meiste Zeit über regungslos vor sich hin, nur um nach weniger als der Hälfte der Laufzeit auszuscheiden. Hinter der Kamera verstand er sich aber gut mit seinem Regisseur und arbeitete nochmals mit ihm zusammen.
Als störend erweist sich die zu starke Orientierung an den bekannten Genregrößen Mario Bava und Dario Argento, die den italienischen Horrorfilm bestimmten. D’Amato sollte aber nicht zum Plagiator der großen Vorbilder verkommen sondern seine eigene Nische zu finden und sich besonders auf den Sexfilm zu spezialisieren, sei es Soft- oder Hardcore. Ansätze finden sich auch hier in einem sinnlichen lesbischen Kuss – diese Szene ist aufgeladen mit erotischer Spannung doch erst in späteren Werken sollte konsequentere Erotik folgen. Hier belässt es D’Amato, wie Argento, meist bei Andeutungen und konzentriert sich dabei viel zu sehr darauf, seinen Film unbedingt den Anstrich eines typischen Giallos zu verpassen. Nicht nur die Perspektivenwahl in den Mordszenen, auch die eindeutige Farbdramaturgie spricht für diese starke Abhängigkeit zum Giallo. Außerdem übertreibt D’Amato den Einsatz der totalen Einstellung, manchmal folgt ein sinnloser Close-Up auf den anderen. Diese Zitierwut gipfelt in einigen lächerlich amateurhaften, wahnsinnig schnellen Schnittfolgen, welche die zuvor mühsam aufgebaute (gotisch angehauchte) Atmosphäre vollends zerstören. Darüber hinaus lässt das Drehbuch einige Handlungsstränge im weiteren Verlauf vollkommen außer Acht und lässt somit einige komplette Sequenzen leer im Raum stehen. Doch nicht nur die Dramaturgie versandet, auch die letzten Reste potentieller Spannung gehen verloren.
Joe D’Amato war zeitlebens ein bekennender Voyeur. Dieser Aspekt seines Privatlebens kennzeichnet sein gesamtes filmisches Schaffen, von seinen Anfangstagen als Kameramann über seinen kommerziellen Karrierehöhepunkt in den späten Siebzieger Jahren bis hin zu seinem ausschließlich pornografischen Alterwerk. Seine bevorzugte Perspektive ist daher die eines Voyeures – ob durch ein Schlüsselloch, einen offenen Türspalt oder diverse andere Variationen. Die aufregende Psychologie des Voyeurismus fängt er somit hervorragend ein und auch „Death Smiled at Murder“ enthält zahlreiche einschlägige Perspektiven. Reiz des Verbots trifft auf das Verlangen nach sexuellen Wunschträumen und so funktioniert der Film in diesen Sequenzen am besten denn hier distanziert sich der Regisseur weit von Bava und anderen Vorbildern. Dass der reinrassige Horrorfilm nicht die richtige Schiene für diesen Zug darstellt erkannte D’Amato schnell und erzielte mit seinen „Black Emanuelle“ Filmen große internationale Erfolge. Vorliegender Film ärgert mit dem billigen Recycling allseits bekannter Versatzstücke klassischer Horrorliteratur und bedient sich deutlich bei E.A. Poe, ferner auch bei H.P. Lovecraft. Zumindest scheint es zunächst so, doch die Storyline um den Mad Scientist verpufft ebenso ungenutzt wie gut Zwei Drittel des restlichen Filmmaterials. Künstlich aufgeplustert bietet der Film also unter einer ansprechenden Oberfläche keinerlei Substanz und langweilt mit stinklangweiligen Füllszenen ohne Daseinsberechtigung.
Was uns der Film letztendlich als Auflösung anbietet ist eine kleine Frechheit und wird seinem Macher nicht gerecht. Die grauenhaft montierten Rückblenden (gleich zu Anfang zwei davon direkt hintereinander geklatscht!) unterbrechen immer wieder den konfusen Handlungsverlauf, sodass der Zuschauer schnell das Interesse verliert und nur Hardcore-Fans des Italieners bis zum Ende durchhalten werden. Nur aufgrund der teilweise wirklich schönen Kostüme und gut eingefangenen Kulissen kann hier keine hohe Wertung erfolgen – zu banal entwickelt sich die Story und zu unspektakulär fallen die Schauwerte aus, auf die es der Film deutlich abgesehen hat: Über die Laufzeit verstreut finden sich einige, im zeitlichen Kontext betrachtet sehr harte, Gore-Szenen die in ihrer Umsetzung höchst unterschiedlich ausfallen. So entbehrt der Schuss mit der Schrotflinte nicht einer gewissen naiven Komik doch der Unfall des Kutschers (besser gesagt das Ergebnis, der Unfall selbst ist schlecht inszeniert) wirkt professionell in der Gestaltung des drastischen Make-ups. Höhepunkt ist allerdings die fies in die Länge gezogene Sequenz, in der Kinski einer jungen Frau sehr grafisch und in Großaufnahme eine Nadel durch das Auge stößt. Nicht nur Lucio Fulci hat sich die sehr selbstzweckhaften Gewaltszenen genau angesehen, auch Filme wie „Guinea Pig“ zitieren diese Szene leicht erkennbar.
Oftmals wird D’Amato ein perverses Weltbild vorgehalten. Tatsächlich zeugt sein Verständnis von sinnlicher Sexualität von einem leicht chauvinistischen Grundton doch die Gewaltexzesse seiner Filme hat nichts zu tun mit persönlichen Neigungen. Wenn also Sodomie, Folter und Mord zu sehen sind, so entspricht das nicht den Wunschvorstellungen des Regisseurs, der selbst auf solch plakative Stilmittel nie Wert legte. Wie auch schon Jean Rollin erkannte D’Amato die Zeichen der Zeit und „Die Nacht der reitenden Leichen“ hatte einen neuen Ton vorgegeben für das Euro-Cinema. So erklärt sich ganz einfach der Einsatz kontroverser Sequenzen – der Splatterfilm kam als Massenphänomen ins Rollen und die Splatterästhetik fand auch schnell in anderen Genres ihre Verbreitung. Der eigentlich klassische Horrorfilm „Death Smiled at Murder“ ist so ein Beispiel – besser macht es diesen verworrenen Murks aber auch nicht.
Fazit: Höchst verzichtbares Frühwerk eines noch recht ungeübten D’Amato, dessen mangelnde Erfahrung in Schauspielführung Schuld trägt am Scheitern des Films. Selbst Klaus Kinski wird verschenkt und das ist schon eine enorme Negativleistung und unterm Strich bleibt ein zäh dahin siechender Bastard aus unbeholfenen angewendeten Giallo-Stilmitteln und zaghafter Annäherung an einen eigenen Erzählrhythmus, der aber im zähflüssigen Drehbuch beinahe gänzlich abhanden kommt.
2,5 / 10
Übrigens ist die deutsche Synchronfassung unbedingt zu vermeiden da unsäglich schlecht.