So populär der Begriff der "Fliegenden Untertasse" (im englischen Original "Flying Saucers") für sogenannte UFO's in den 50er Jahren wurde, so selten wurde er merkwürdigerweise direkt in einem Filmtitel verwendet. So kommt dem Film "Fliegende Untertassen greifen an" filmhistorisch der Verdienst zu, sowohl inhaltlich als auch optisch konsequent die damals entstehende Massenhysterie über sich mehrende Entdeckungen von UFOs umzusetzen.
Im Gegensatz zu dem inhaltlich ähnlichen "Krieg der Welten", der 1953 nach H.G.Wells' Roman entstand und der sich kritisch mit der untereinander zerstrittenen Menschheit beschäftigte, die erst durch einen überlegenen Feind zum Zusammenhalt in der Lage ist, lag der Grundgedanke dieses Films nur in den sich häufenden Meldungen über unerklärliche Erscheinungen am Himmel. Diese werden zu Beginn pseudo-wissenschaftlich aus dem Off kommentiert, wie es damals in den "Science Fiction Filmen" üblich war, um dem Ganzen einen ernsthaften Anstrich zu geben. 97 Prozent davon werden als natürlich erklärbar bezeichnet, aber da bleiben immerhin noch 3 Prozent übrig, aus denen man ein wunderschönes Garn über die Erde angreifende Außerirdische spinnen kann. So verzichtet "Fliegende Untertassen greifen an" auch völlig auf kritische Seitenhiebe, sondern beschäftigt sich ausschließlich mit der wissenschaftlichen und militärischen Aufrüstung der US Armee, um den Feind schlagen zu können.
Der Beginn ist noch sehr friedlich, denn Dr.Russell A.Marvin (Hugh Marlowe) fährt durch die Wüste zu einem Raketenstützpunkt, von dem aus er ein Weltraumforschungsprojekt leitet. Er reist zusammen mit seiner frisch angetrauten Frau Carol (Joan Taylor), die dazu noch seine Sekretärin ist. Während der Fahrt überfliegt ihn plötzlich eine "Untertasse" und hinterlässt Geräusche auf seinem Tonbandgerät, die nicht zu deuten sind. Nur wenig davon irritiert, beschäftigt er sich kurz danach wieder mit seiner Forschungsrakete, die kurz vor ihrem Start steht.
Das Spiel der Protagonisten untereinander entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, besonders zu Beginn, als die verschiedenen Charaktere quasi im Schnelltempo eingeführt werden. So kommt kurz vor dem Raketenstart plötzlich ein General zu einem Wachtposten der schwer bewachten Anlage. Als nicht autorisierte Person darf er zwar nicht hinein, aber immerhin mit Dr.Marvin telefonieren, da er eine wichtige Meldung weitergeben will. So warnt er diesen ebenfalls vor den "Untertassen", die häufig in der Nähe gesehen wurden und versucht den Start zu verhindern, da zuvor schon eine Vielzahl von Raketen aus unerklärlichen Gründen ihr Ziel nicht erreichten.
Doch Dr.Marvin denkt nicht daran, aufzugeben und reicht mal eben kurz den Hörer an seine Frau weiter. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dieser um die Tochter des Generals, die ihm auf diesem Wege kurz mitteilt, daß sie einen Tag zuvor Dr.Marvin geheiratet hat, was den General aber nicht besonders aufregt, geschweige denn verärgert. Und das ist auch gut so, da Dr.Marvin, unmittelbar nachdem seine Frau den Hörer wieder aufgelegt hat, mit dem Countdown beginnt. Schön, wenn man Privates und Arbeit so eng miteinander verquicken kann - und ab geht die Rakete...
Schnitt - und wir befinden uns bei einem Barbecue mit dem frischgebackenen Ehepaar und ihrem Vater, bei dem es aber ausschließlich um die merkwürdigen Ereignisse geht. Als man erfährt, daß auch die gerade gestartete Rakete wieder abstürzt, will es Dr.Marvin richtig wissen, verschanzt sich mit Frau in einem Bunker und will mit einer Kamera den Flug der nächsten Rakete beobachten. Doch zu dem Experiment kommt es gar nicht, da kurz vor dem Start eine "Untertasse" vor dem Gebäude landet und einige Ausserirdische, die aussehen wie zombiehafte Roboter, aussteigen. Als Einer von ihnen den Schutzschild verläßt, wird er sofort von ein paar Schützen aufs Korn genommen und ohne Vorwarnung erschossen. Daraufhin machen die Ausserirdischen alles mit ihren Laserkanonen platt und entführen noch dazu den draußen gemütlich herumspazierenden General.
Die dann folgenden Szenen verdeutlichen gut, wie fahrlässig hier mit dem Spannungsaufbau umgegangen wird. Der vom Außenraum abgeschnittene Dr.Marvin kann nicht mehr aus dem Bunker heraus und weiß auch nicht, was draußen passiert ist. Gemeinsam mit seiner Frau verzweifelt er in dem immer dunkler werdenden Raum, in dem die Energiequellen zur Neige gehen. Kurz vor der absoluten Dunkelheit hören sie plötzlich die am Tag zuvor aufgenommene Botschaft der Ausserirdischen, die nur bei einer deutlich langsameren Bandgeschwindigkeit verständlich wird...
Anstatt mit dieser Todesgefahr Spannung zu erzeugen, sehen wir Beide plötzlich komfortabel in einem Konferenzraum sitzen, zusammen mit einem Haufen hochrangiger Militärs. Diese glauben Dr.Marvin nicht und unterstellen ihn ihrer Kontrolle. Trotzdem gelingt es Dr.Marvin gleich beim ersten Versuch zu entkommen und auch die Verfolger, ein Offizier und seine sich sorgende Ehefrau, kommen ihm bei ihrer wilden Fahrt nicht näher, bis sie sich gemeinsam mit einem Motorradpolizisten (auch Bauernopfer genannt) bei einer "Fliegenden Untertasse" einfinden und von den Ausserirdischen an Bord geholt werden. Dort erfahren sie, daß diese die übriggebliebene Flotte eines erloschenen Planeten darstellen, die die Erde friedlich und ohne große Kampfhandlungen übernehmen wollen.
Merkwürdigerweise werden die Intentionen der Aliens in fast allen Inhaltsangaben zu dem Film falsch zitiert, indem immer behauptet wird, diese hätten Angst vor den menschlichen Atombomben. Dabei geht es den Ausserirdischen nur darum, keine Panik unter der Welt-Bevölkerung entstehen zu lassen und sie wollen Dr.Marvin dazu zwingen, die Mächtigen der Welt an einen Tisch zu bringen, um so die Erde geordnet und unzerstört übernehmen zu können. Ihre Drohung unterstreichen sie mit der Zerstörung eines amerikanischen Kriegsschiffs und entlassen Dr.Marvin und seine Frau mit der Auflage, in 56 Tagen ihren Job zu erfüllen...
Die Atombombe selbst ist nur kurz ein Thema auf der menschlichen Seite, deren Einsatz aber sofort verworfen wird, da sie als Angriffswaffe auf ein UFO gänzlich unsinnig ist und nur das eigene Land zerstören würde. Die Fehlinterpretation vieler Autoren ist für mich nur so erklärbar, daß dem Film damit die Intention unterstellt werden sollte, er würde die Atombewaffnung als geeignete Abschreckung rechtfertigen. Dabei ist das gar nicht nötig, denn Dr.Marvin denkt natürlich keine Sekunde daran, die Auflage zu erfüllen (um damit ein mögliches Überleben der Menschheit zu erreichen), sondern versucht nur, mit Unterstützung des Militärs, in den 56 Tagen eine geeignete Gegenwaffe zu entwickeln. Ein Zweifel daran, daß es die Aliens ernst meinen könnten und tatsächlich die Bevölkerung verschonen wollen, kommt gar nicht erst auf. Die Anzeichen stehen deutlich auf "Kalter Krieg", in dem man dem Feind keinerlei positive Gesinnung zugesteht und nur an seiner Vernichtung interessiert ist.
Warum die überlegenen Ausserirdischen den Menschen 56 Tage Zeit lassen und diese, trotz ihrer Überwachungstechnik, bei der Forschung gewähren lassen, obwohl sie sofort hätten bemerken müssen, daß diese nichts von ihrer Forderung umsetzen wollten, kann wahrscheinlich nur der Drehbuchautor beantworten. Genauso wie es nicht erklärbar ist, warum die Aliens dann - im Gegensatz zu ihrer eigenen Aussage - schon 10 Tage vor Ablauf des Ultimatums weltweit Panik verbreiten...
Ganz offensichtlich wollte man zwar eine halbwegs schlüssige Geschichte erzählen, die zu Beginn sogar den Eindruck erwecken will, die Ausserirdischen hätten friedliche Absichten, aber das hätte ja den Mann nicht richtig zur Geltung bringen lassen, von dessem Können der Film am meisten profitierte - Ray Harryhausen. Ihm ist es zu verdanken, daß der Film trotz seiner oberflächlichen Charaktere und der fast schon hanebüchen unlogischen Story atmosphärisch dicht herüber kommt und gerade zum Ende hin auch erhebliche Spannung aufbaut. Natürlich sind die Tricks überholt, aber hier wurden klassische 50er Jahre Bilder geschaffen, die in ihrer damaligen "Science-Fiction"-Ästhetik eine Allgemeingültigkeit behalten haben, daß man sie sich immer wieder gerne in sentimentaler Erinnerung ansehen mag. Dazu läßt es Harryhausen richtig krachen und macht lange vor Emmerich die wichtigsten Symbole der amerikanischen Nation platt.
Fazit : "Fliegende Untertassen greifen an" ist im positiven wie negativen Sinn ein Kind seiner Zeit. Der "Kalte Krieg" steuerte auf seinen Höhepunkt hin und das Mißtrauen gegenüber jeder Fremdartigkeit war in den USA genauso groß, wie das Vertrauen darin, letztendlich der Stärkere zu sein.
Trotzdem kann man dem Film keine besondere Propaganda vorwerfen, da er viel zu oberflächlich erzählt ist und auch die Protagonisten keineswegs besonders heroisch oder überlegen angelegt sind. Die Ideologie, die hier verbreitet wird, war damals in Hollywood einfach normal und wird hier keineswegs darüber hinaus betont. Positiv ist durchaus festzustellen, daß hier - anders übrigens als im "Krieg der Welten" von 1953 - keineswegs auf die Tränendrüse gedrückt wird oder irgendwelcher religiöser Beistand angerufen wird.
Letztendlich lebt der Film davon, daß er der damaligen "Science Fiction" Ästhetik, die auch in vielen alten Comics und Romancovern überlebt hat, ein filmisches Denkmal setzt, das gerade von seiner Naivität und "hand-made" Art lebt und durch die heutige Perfektion nicht imitiert werden kann. Mit ein bißchen Freude an trashigen Dialogen und Handlungen bietet der knapp 80minütige Film durchgehend gute Unterhaltung (6/10)