Buffy - The Vampire Slayer
Season Two
Da die erste Staffel von Buffy - Im Bann der Dämonen ein regelrechter Hit geworden ist, konnte Joss Whedon (Serenity) für die zweite Season aus dem Vollen schöpfen. Diesmal sollte es wesentlich mehr zusammenhängende Episoden geben, während in der vorherigen "Teststaffel" überwiegend in sich abgeschlossene Folgen gezeigt wurden, in denen man sich jeweils einem Monster widmete, dass sein Unwesen in Sunnydale trieb. In der lokalen Staffel sollte es jedoch mehr in Richtung TV-Roman gehen, bei dem man mehr als nur eine Episode sehen müsste, um sich in dem aktuellen Geschehen zurecht zu finden. Auch bemühte sich Whedon darum, dass Liebe und Tragik einen entscheidenden Faktor in Season Two spielen sollten. Gelungen ist ihm und den anderen Regisseuren und Autoren das jedenfalls, denn die zweite Staffel ist (für mich) mit Abstand eine der besten überhaupt im Buffy-Universum. Zu verdanken ist das aber diesmal nicht nur Sarah Michelle Gellar, sondern vor allem David Boreanaz, dessen Charakter Angel im zweiten Jahr von Buffy den Status Quo radikal und nachhaltig verändern sollte. Und das hier als Cliffhanger inszenierte Finale wird die Serie nur in wenigen Fällen wirklich überbieten können.
Neue Staffel, neue Gesichter! Die für die Serie bereichernste Neuaufnahme war hier wohl die von Spike-Darsteller James Masters (Haunted Hill), der auch in den kommenden Staffeln das Leben von Buffy beeinflussen wird. Zum Zeitpunkt der lokalen Season war dies allerdings noch keinem bewusst. Erfrischend ist auch, dass Spike ein gänzlich anders ausgelegter Schurke ist als The Master es gewesen war. Neben Kiefer Sutherlands Vampir-Performance in Lost Boys ähnelt Spike ebenfalls äußerlich Billy Idol. Schon mit diesem Outfit wird klargestellt, dass Spike ein moderner, rebellischer Vampir ist, während The Master zu der traditionsbewussten Sorte gehörte. Ihm zur Seite hat man die psychisch labile Vampirin Drusilla gestellt, die hervorragend von Juliet Landau (T-Rex), Tochter von Martin Landau, verkörpert wird. Beide ergänzen sich prima und werden auch über diese Season hinaus ihre Auftritte in Sunnydale (und Los Angeles) haben. Zu den für Kinogänger bekannteren Gesichtern gehört Seth Green (Der Staatsfeind Nr.1), der ab dieser Staffel Willows Freund und den Werwolf Oz mimen darf. Neu ist auch Bianca Lawson (Bones), die als zweite Jägerin Kendra zusätzliche Dynamik in die Staffel bringen kann. Mehr Aufmerksamkeit als in dem vorangegangen Jahr erhält hier Robia LaMorte (The Pros & Cons of Breathing) als Rupert Giles' Love Interest Jenny Calender, die hier ein tragisches Ende findet. Ebenfalls mehr zur Geltung kommt auch Armin Shimerman (The Hitcher) als Direktor Snyder. Hackfresse Brian Thompson schaut erneut als blauer Richter-Dämon in die Serie rein.
Der von Whedon in Szene gesetzte Season-Opener Im Banne des Bösen führt die Ereignisse der ersten Staffel nun entgültig zu Ende. Auch zeigt er, dass Buffy nachdem Finale noch nicht über ihren Tod hinweg war und er sie bis in das zweite Jahr verfolgt hat. Erst mit der Zerstörung der Überreste von The Master kann sie sich davon lösen. Operation Cordelia ist dann wieder mal so eine typische Monster of the Week-Episode, die nicht weiter erwähnenswert wäre, wenn sie nicht zusammen mit der darauf folgenden Episode Cordelia Chase entgültig zum festen Bestandteil von Buffys Team machen würde. In Elternabend mit Hindernissen wird dann das Vampir-Paar Spike und Drusilla eingeführt, das mit der Vernichtung des Gesalbten für eine neue Weltordnung in der Vampir-Szene von Sunnydale sorgt. Weiter mit den Monstern der Woche geht es in Das Geheimnis der Mumie und Der Geheimbund. In Ersterer gerät Xander wiedermal an eine Frau, die kein menschliches Wesen ist, und in Letzterer betet eine Studentenvereinigung einen Dämon an, dem sie Buffy und Cordelia als Opfergabe servieren wollen. Interessanter wird es dann wieder in Die Nacht der Verwandlung, in der Buffy und Konsorten durch verhexte Halloween-Kostüme nicht mehr sie selbst sind. Zudem erfährt man ihr auch ein kleines Stück aus Giles' Vergangenheit, da sein einstiger Kumpel Ethan Rayne für das Chaos verantwortlich zeichnet. Mit Todessehnsucht wird Buffy wieder mit Spike konfrontiert und liefert gleichzeitig eine Satire über jene Vampirgroupis, die sich so sehr mit Vampiren und anderen Nachtgestalten identifizieren, dass sie wirklich glauben, selbst welche zu sein. Erneut erhält man in Das Mal des Eyghon Einblicke in Giles' dunkle Vergangenheit, was man bei diesem Charakter sicherlich nicht erwartet hätte. Auch bekommt hier die Beziehung zwischen Giles und Jenny Calender festere Züge als zuvor. Schließlich folgt der Zweiteiler Die Rivalin / Das Ritual, wo Kendra als zweite Jägerin aufkreuzt, da Buffy im Finale der ersten Staffel starb. Hier will Spike durch Angel Drusilla heilen, wird am Ende aber selber so schwer verletzt, dass er für einige Zeit im Rollstuhl sitzen muss. Dafür ist Drusilla wieder fit im Kopf.
Die zweite Hälfte der Season wird durch Ted und Faule Eier mit zwei weiteren, weniger nennenswerten Monster of the Week-Folgen begonnen. Beide kann man mit gutem Gewissen zu den schlechtesten Buffy-Episoden überhaupt zählen. Dafür entschädigt dann aber wieder der darauf folgende Zweiteiler Der Fluch der Zigeuner / Der gefallene Engel, der sogar das zweiteilige Season-Finale in den Schatten stellen kann, da hier die Serie regelrecht auf den Kopf gestellt wird. Als Buffy mit Angel schläft, erfährt dieser einen Moment wahren Glücks, der den Fluch von ihm nimmt, womit Angel zum sadistischen Killer-Vampir Angelus wird, der sich Spike und Drusilla anschließt. Selten kommt es in einer Serie vor, dass es wirklich radikale Veränderungen gibt, die auch noch einige Zeit nachhallen. Auch Jenny Calender erhält hier mehr Profil, da man erfährt, dass sie ein doppeltes Spiel getrieben hat. Und David Boreanaz kann als Angelus wesentlich mehr Spielfreude an den Tag legen, als es ihm als sentimentaler Angel möglich war. Diese Doppelfolge gehört nicht nur zu den Highlights dieser Staffel, sondern der ganzen Serie. Der Werwolfjäger konzentriert sich erstmals intensiver mit der Beziehung zwischen Willow und Oz, und ist an sich eine recht solide Episode. Nach der Mumie und Frankenstein taucht mit dem Werwolf hier abermals eine klassische Horror-Figur auf, die dennoch effektiver eingesetzt wird, als die beiden anderen Vertreter. Lustiger wird es in Der Liebeszauber, die wieder eine der zahlreichen Xander-Folgen ist. Ernster und düsterer wird es allerdings wieder in Das Jenseits lässt grüßen, wo Jenny Calender von Angelus getötet wird. Dies stellt wieder eine hervorragende Episode da, in der im Voice Over von Angelus gekonnt jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Auch wird hier auf brutale Art gezeigt, dass Angelus nicht mehr der nette und helfende Vampir ist, sondern ein sadistischer Killer mit Spaß am Töten. In Der unsichtbare Tod muss es Buffy mit einer Kreatur aufnehmen, die stark an Freddy Krueger erinnert. Ansonsten ist diese Folge für die Staffel nicht von großer Bedeutung. Geister übernehmen in Ein Dämon namens Liebe die Körper von Buffy und Angelus, in denen sie ihre Liebesgeschichte noch einmal aufrollen. Ist diese Folge noch überdurchschnittlich, geht es mit Das Geheimnis der Fisch-Monster mit einer belanglosen MOTW-Episode weiter, ehe zum genialen Finale gestartet wird.
Und dieses ist es würdig näher betrachtet zu werden. In dem finalen Zweiteiler Wendepunkte / Spiel mit dem Feuer werden sämtliche Fäden der lokalen Staffel miteinander verknüpft und gleichzeitig schon die Schienen für Season Three gelegt. Kendra kehrt nach Sunnydale zurück und wird von Drusilla getötet, und Angelus will mit einem dämonischen Artefakt die Apokalypse herauf beschwören. Verhindert werden kann diese nur durch den Tod von Angelus. Und Buffy ist diesmal dazu fester entschlossen als je zuvor. Unerwartete Hilfe erhält sie dabei von dem inzwischen genesenen Spike, dem Angelus ein Dorn im Auge ist. Inzwischen versucht Willow mit einem Zauber, Angel seine Seele wiederzugeben, was sie auch schafft. Unglücklicherweise hindert auch dies nichts daran, dass Buffy ihren Geliebten töten muss, um die Welt vor dem Untergang zu retten. Danach verlässt Buffy Sunnydale. Dieses von Joss Whedon grandios inszenierte Finale zeugt von der stetig anwachsenden Qualität der Serie, deren zweites Jahr hier überaus äußerst tragisch endet. Aufgewertet wird das Finale noch durch mehrer Rückblicke, die aufklären, wie Angel durch Darla einst zum Vampir wurde, dessen Bluttaten durch einen von Zigeunern ausgelösten Fluch gestobt wurden.
Wenn man die zweite mit der ersten Staffel vergleicht, dann merkt man deutlich, dass Buffy - Im Bann der Dämonen von Season zu Season an Komplexität zunimmt. War die erste Staffel von der Storyline und den Episoden her noch leicht zu überschauen, so gestaltet sich der lokale Handlungsaufbau nicht nur komplexer, sondern auch atmosphärisch dichter. Im Gegensatz zu den folgenden Staffeln spielen hier die Vampire zudem noch eine zentrale Rolle in der Schurkenriege. Hiernach werden sie bezüglich des Season-Gegner von mächtigeren Dämonen, Hybriden, Göttern, Hexen und dem absolut Bösen abgelöst. Die sich schon als TV-Roman gestaltende zweite Staffel ist gegenüber der vorherigen "Teststaffel" nicht nur ein Quantensprung, sondern beinhaltet auch im Gesamtüberlick toll gemachte Episoden, wenn man mal von ein paar schwarzen Schafen absieht. Die Messlatte für das dritte Jahr wurde hier jedenfalls deutlich höher gesteckt als im vorangegangenen Jahr.
Season-Note: 09/10