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Ende der 70er Jahre war der Mondofilm so gut wie tot und bis auf die Genre-Beiträge von Angelo und Alfredo Castiglioni entstanden im Prinzip nur noch langweilige Sex-Mondos wie „Libido Mania“ und ähnlicher Schund. 1978 revolutionierte der Kultfilm „Gesichter des Todes“ jedoch das Subgenre und nun konzentrierte man sich in diesen Pseudo-Dokus meist nicht mehr auf sexuelle Themen (wozu auch, das Porno-Business boomte und mit nackter Haut konnte man keine Zuschauermassen mehr anziehen) sondern auf möglichst reißerische Aufnahmen und blutige Details. Das dabei gut die Hälfte der Szenen, dabei so gut wie alle richtig expliziten, gefaked waren störte im Prinzip keinen, alleine der Mythos um die vermeintliche Echtheit einzelner Szenen trug stark zur Popularität des Genres bei. Nachdem „Gesichter des Todes“ schließlich unzählige Nachzieher und ganze fünf offizielle Fortsetzungen nach sich zog, entschieden sich findige Produzenten aus Italien den Urvater des Genres wieder zu beleben.

„Mondo Cane 3“ entstand mehr als zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von Jacopettis Kult-Klassiker, Jacopetti selbst hatte sich bereits Mitte der 70er vom aktiven Filmgeschäft zurückgezogen. Inszeniert wurde dieser Film vom Fließbandregisseur Stelvio Massi, verantwortlich für eine Flut von billigen Rohrkrepierern und scheinbar gänzlich frei von Talent.
Stilistisch handelt es sich um eine unausgegorene Mischung eines klassischen Mondos und der modernisierten Version a la „Gesichter des Todes“. Übrigens hört sich der Score an wie das Gedudel zu einem billigen Italo-Porno der ersten Stunde, bei solch nichtigen Klängen wird einem erst wieder die immense Bedeutung von Ortolanis großartigen Soundtracks bewusst, denn die waren immer ein wichtiges Stilmittel in den Mondos von Jacopetti und Prosperi.

Zum Kommentar: Nicht nur in der deutschen Synchronisation erheitert der erbärmliche Sprecher mit total kommentatorischem Unvermögen und schrecklich debilem Humor. Die aufgesetzte Zivilisationskritik ist in ihrer Falschheit für jeden Laien direkt zu identifizieren, widerlich wie pseudo-moralisch viele Sätze daher kommen. Dazu möchte ich einen kurzen Absatz zitieren:

„Wir finden, dass sie das sehen sollten (eine Autopsie) weil es zeigt wie weit Menschen in ihrer Gier gehen können. Es gibt nichts was sie nicht tun würden um sich zu bereichern. Ohne jede Achtung vor dem Leben und schon gar nicht vor dem Tod.“

Eigentlich geht es um den Schmuggel illegaler Waffen in menschlichen Leichen, völlig treffend beschreiben diese Sätze aber auch die Intention der Macher eines Filmes wie „Mondo Cane 3“, mit experimenteller, innovativer Filmemacherei hat das seit Jacopetti aber eh nichts mehr zu tun.
Exklusiv für diesen Film gedrehtes Material feindet sich kaum, fast alles stammt aus Archiven und dementsprechend willkürlich wirkt auch die Zusammenstellung, von Regisseur Massi stümperhaft montiert und ohne Gespür für Timing aneinandergereiht.

Brutaler Tier-Snuff, explizite Bilder einer Autopsie, dummdreiste Kommentare zu Naturvölkern – Zartbesaitete und anspruchsvolle Konsumenten werden sich an einigen Sequenzen stoßen, das abartigste hier Gezeigte ist aber ganz sicher eine deutlich gefilmte Geschlechtsumwandlung gegen Ende des Films.

Fazit: Mit Jacopettis Klassikern kann „Mondo Cane 3“ selbstverständlich niemals mithalten, im Gegenteil: so ziemlich alle stumpfen Vorurteile die dem Sub-Genre Mondo oftmals entgegen treten sind hier allesamt vorhanden. Rassismus, Sexismus, Fakes, Fehlinformationen und voyeuristische Niederträchtigkeit – an jeder Ecke lauert ein neues Fettnäpfchen in die diese traurige Missgeburt von einem Film tritt. Ganz klar die Tiefstwertung, schon alleine für das In-den-Dreck-ziehen des guten Namens „Mondo Cane“.

01 / 10

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