Don Siegel warf 1971 den damals umstrittenen Polizeifilmklassiker "Dirty Harry" auf den Markt. Kein Film zuvor zeigte einen Polizisten (oder in dem Fall Inspector), welcher sich über die gesetzlichen Vorschriften hinwegsetzte und den Kriminellen Gewalt zufügte. Da es sich erfolgreich durchsetzte, kamen ettliche Filme zum Vorschein, welche dies nachahmten. Genau in diesem Fahrwasser schwimmt auch der britische Actionkrimi "Brannigan" mit. Mit John Wayne als (moppeliges) Zugpferd, inszenierte "Theater des Grauens" Regisseur Douglas Hickox (Bestie in Schwarz) diesen Film. Der britische Regisseur dürfte nur Wenigen bekannt sein, da kaum einer seiner Filme sich auf dem deutschen Markt richtig durchsetzen konnte.
Der knallharte Cop Jim Brannigan (John Wayne) ist hinter dem Gangster Larkin (John Vernon) her. Nun hat man Larkin in London gesichtet und sofort reist Brannigan von Chicago nach London, um bei der Festnahme des Gangsters dabei zu sein. Doch Larkin wird kurzerhand von Unbekannten entführt. Es folgt eine hohe Lösegeldforderung. Der schmierige Anwalt Fields (Mel Ferrer) übernimmt die Geldübernahme, doch das Geld verschwindet vor den Augen des Scotland Yard Chefs Swann (Richard Attenborough). Mit der Polizistin Jennifer (Judy Geeson) macht sich Brannigan auf die Suche nach Larkin, dabei eckt er mit seinen rauhen Methoden überall an. Leider hat er bald den Profikiller Gorman (Daniel Pilon) am Hals.
Wenn die Amis und die Briten aufeinander treffen, gibt es einen Clash der Kulturen. Genau dieses Element will sich "Brannigan" zu Nutze machen, um daraus einige humorvolle Eckpunkte zu kreieren. Brannigan ist ein typischer Einzelgänger, schnell bereit Gewalt auszuüben. Mit John Wayne hat man genau das richtige kernige Exemplar gefunden. Nur die 68 Lenze sieht man ihm schon an. Er ist auseinandergequollen wie ein Hefeteig, seine Bewegungen wirken in manchen Szenen schwerfällig. Vier Jahre später war es um Westernlegende Wayne leider geschehen. Trotz dieser Altershindernisse nimmt man ihm die Rolle immer noch ab. Richard Attenborough als Charlie Swann ist neben Wayne auch eine Bereicherung. Recht sympathisch Judy Geeson als Polizistin Jennifer und auch die Fieslingsrige ist mit Mel Ferrer und John Vernon passend besetzt. Überraschend gut ist der unbekannte Daniel Pilon als Killer Gorman. Fraglich ist nur warum solch ein Profi im Finale einen stümperhaften Plan entwickelt. Er beschattet Brannigan, legt ihm Bomben in sein Zimmer, versucht ihn zu erschießen, da wirkt die Attacke mit dem Sportwagen lachhaft. Dies ist nicht die Arbeit eines Profis.
Sonst hat Brannigan leider kaum etwas zu tun. Ein paar Informanten ausquetschen, in einer Bar eine Keilerei anfangen und kleine Rangeleien mit dem Killer. "Brannigan" ist mit seinen 106 Minuten Lauflänge zu actionarm geraten. Die Story ist auch nicht sonderlich viel wert. Außer dem Zusammenprall zweier Kulturen, welche unterschiedlicher nicht sein können und das Aufspüren von Larkin, hat der Film nichts zu bieten. Die Aktion mit dem Lösegeld verläuft recht spannend und der Film hat einige witzige Momente, ganz besonders die übertriebene Prügelei im Pub. Aber die Durststrecken machen sich auch bemerkbar, zuviele unwichtige Dialoge und die Reibereien zwischen Brannigan und Swann haben nicht genug Pepp. Auch gerade das Finale, wo der Zuschauer ein wenig Action erwartet, fällt enttäuschend kurz aus. Positiv zu bewerten sei das 70er Jahre Flair mit einem hippen Score.
Dieser Actionkrimi ist ein typisches Kind der 70er Jahre. Moppel John Wayne schlägt sich wacker und kämpft den hoffnungslosen Kampf gegen eine vorhersehbare und viel zu actionarme Story. Wer schon "Dirty Harry" mochte, kann sich hier auch amüsieren, doch man sollte nicht zuviel erwarten. Ordentlich inszenierter Film, der für gute Unterhaltung sorgt.