Manchmal schmeckt Vogelscheiße wie ein Stück Schokolade“
Ja, hier muß „ausnahmsweise“ einmal Kleinkinder-Philosophie als Aufhänger herhalten, denn was uns Regisseur Richard Linklater („School of Rock“) mit dem Remake des 1976er Walter Matthau-Klassikers „Die Bären sind los“ serviert, ist Vogelscheiße, fein drapiert auf dem silbernen Tablett der süßen Kinder-Unterhaltung, angereichert mit einem Hauch feinster Schoko-Glasur.
Der ehemalige Baseball-Profi Morris Buttermaker (Billy Bob Thornton, „Bad Santa“), dessen Stern schon lange verblasst und dessen Arbeitsdress nun der Kammerjäger-Overall ist, soll die „Bears“ – ein hoffnungslos erfolg- und talentloses Junior League-Team – trainieren. Zunächst sieht der trinkfreudige Trainer in seiner neuen Aufgabe nur die Chance auf leicht verdientes Geld, aber nach einigen Startschwierigkeiten beginnt er, sich mit seinem neuen Job und seiner neuen Mannschaft anzufreunden…
Die standardisierte Geschichte eines Außenseiter-Teams, das sich klammheimlich mit Hilfe eines zunächst eher unsympathisch erscheinenden Trainers bis ins Finale der Meisterschaft kämpft… damit und mit nichts anderem haben wir es hier zu tun. Der „American Dream“ im Juniorensport. Wie oft haben wir das bereits gesehen und wie oft haben wir bereits mit den jungen Sporthelden mitgefiebert, wenn sie aus ihrer Außenseiter-Rolle herausgewachsen sind und den Griff nach den sportlichen Meriten begingen. Das „Mighty Ducks“-Franchise (mit Abstrichen) und auch das Matthau-Original der „Bears“ (sowie die darauf folgende TV-Serie) waren Paradebeispiele für gelunge Vertreter dieser Filmgattung.
Und nun kommen Richard Linklater und Billy Bob Thornton, und versuchen, dieser Art der Sportkomödie einen neuen, frischen Anstrich zu verpassen. Und das misslingt auf voller Linie.
Ja, Billy Bob Thornton ist für die Rolle des miesepetrigen Buttermaker geradezu prädestiniert. Das hat er spätestens mit seiner Performance als „Bad Santa“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Doch die besten Referenzen nützen nichts, wenn man offensichtlich dazu gezwungen ist, mit angezogener Handbremse zu agieren. Womit wir auch bei einem der größten Probleme des Remakes wären: mit dem großen Namen Thornton wird fleißig geworben, doch vom großen Namen Thornton bekommen wir allenfalls halbgare Kost serviert, ja, das bereits erwähnte Stückchen Vogelscheiße, wobei die zarte Schokoglasur darüber vereinzelte One-Liner Thorntons sind, die das ganze zwar etwas versüßen, aber keineswegs vollends genießbar machen.
Wenn man dann darauf hofft, dass die Jung-Schauspieler in die Bresche springen, hofft man vergebens: Zwar sind sie allesamt süß anzuschauen in ihren Baseball-Trikots und für den einen oder anderen Lacher sind sie dann auch noch gut, aber insgesamt sind die „Bären“ allesamt viel zu eindimensional geraten: der dicke Junge ist einfach nur dick, der kleine, leicht cholerische Junge bekommt halt ab und an seinen Wutanfall, die mexikanischen Jungs versteht niemand etc. pp… Linklater lässt sämtliche Chancen ungenutzt, seinen jungen Charakteren Leben einzuhauchen, die Geschichten hinter den Namen auf den Trikots zu erzählen und den Zuschauer so näher an die „Bears“ heran zu bringen. Todsünde!!! Denn so fällt es dem Publikum auch sehr schwer, sich so richtig über die Erfolge der Mannschaft zu freuen und im großen Finale mit den kleinen Helden mitzufiebern.
Gelegentliche humoristische Höhepunkte können „Die Bären sind los“ auch nicht davor retten, nach einer schwachen 90minütigen Saison am Rande des cineastischen Abstiegs aus der Junior League zu stehen.
Schoko-ummantelte Vogelscheiße. Süße Hülle, nur bedingt genießbarer Kern. 3,5/10