Wer Schweizer Kinobeiträge stets als Nischenproduktionen im Kanon europäischer Filme bezeichnet, dem kann man nur Recht geben. Nur selten „verirrt" sich eine schweizer Produktion mit Erfolg in deutsche Kinos. Auch „Snow White" wird da aller Voraussicht nach keine Ausnahme darstellen: Obwohl mit netten Beiwerk garniert, ist er kein großer Film geworden, der Zuschauermassen verdient hätte.
Es geht um die 20-Jährige Nico (Julie Fournier), welche der Züricher Upper Class angehört, ständig Koks konsumiert und auf keiner Party fehlt. Dann trifft sie den kleinbürgerlichen Rapper Paco (Carlos Leal) und beide verlieben sich ineinander. Doch ihre gesellschaftlichen Herkünfte und Ansichten reiben sich häufig aneinander und Nico gerät durch ihre Drogensucht in Geldnot. Als sie sich dann als Prostituierte ihren Lebensunterhalt verdingt, geschieht ein Unglück...
Der Abstieg eines High Society-Partygirls in die Drogenhölle - wahrlich kein originelles Thema. Allerdings gelingt es Regisseur und Co-Autor Samir Jamal Adin mit „Snow White" ein stilistisch unkonventionelles Stück Genrekino zu inszenieren. Das sich wiederholende Motiv der Kondensspuren von Flugzeugen am blauen Himmel, Split Screens und ein wiederkehrendes, schwelgerisches Musik- und Gesangmotiv verstärken den Eindruck von Nicos Welt, welche an Realitätsferne und Traumwandlerei nicht zu überbieten ist. Dass diese idealisierte, durch Erotik- und Nacktszenen noch zusätzlich stilisierte Optik dabei im krassen Gegensatz zum ernsten Thema des Films steht und zum reinen Schauwert-Selbstzweck verkommt, hat Samir Jamal Adin wohl leider nicht bedacht. Auch eine solch eher gehaltlose, denn fesselnde Geschichte auf eine Laufzeit von knapp zwei Stunden inklusive überkonstruiertem und pathetischen Happy End auszuwalzen, ist eher unglücklich, da zu langatmig geraten. Was bleibt ist mal wieder eine optisch durchaus ansprechende, aber inhaltlich zu beliebige Chronik eines menschlichen Verfalls, der leider trotz aller Versuche, das Porträt einer oberflächlichen Schickimicki-Welt zu zeichnen, etwas unreflektiert geraten ist.
Fazit: Optisch eindrucksvolles, aber inhaltlich wenig ansprechendes Drogendrama mit hübschen Gesichtern. „Snow White" ist ebenso wie eine mäßige Party: Ganz nett und schön anzusehen, doch irgendwann beginnt diese Eintönigkeit einfach zu nerven.