Review

Es ist schon erstaunlich, was sich so alles tut im B-Movie Actiongenre. Steven Seagal verfettet und altert zusehends, vor kurzer Zeit kam mit Wesley Snipes gar ein - in seinen besten „One Night Stand"-Zeiten - passabler Charakterschauspieler hinzu und der alte Schwede Dolph Lundgren führt sogar recht annehmbar Regie. Das hätten ihm zuvor wohl nur die wenigsten zugetraut. Doch mit „The Mechanik" beweist er seinen Kritikern, dass er zu mehr in der Lage ist, als grimmig zu gucken und sich hin und wieder durch die Gegend zu prügeln.

„The Mechanik" hat zwar keine wirklich neue, geschweige denn originelle Geschichte zu erzählen: Ein ehemaliger russischer Soldat, der mittlerweile als Mechaniker in den USA arbeitet (Lundgren), verliert durch einen Gangsterboss seine Familie und rächt diese, als er ein Angebot bekommt, eine entführte Tochter aus dessen Händen zu befreien. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen; der Plot dürfte Fans an „The Punisher" und viele weitere Genrebeiträge erinnern.

Zuerst einmal zur Klasse des Films: Ja, „The Mechanik" hebt sich in Sachen Inszenierung, Bebilderung (hohe Farbsättigung) sowie Musikuntermalung (erinnert mich an eine Mischung aus Western und Drama) positiv vom Genre-Durchschnitt ab. Dennoch kann ich mich nach Ansicht des Films nicht zu solchen Begeisterungsstürmen hinreißen lassen, wie sie hier zum Teil in den anderen Reviews dargestellt werden. Und das aus folgenden Gründen:

  • 1.) Der zwar originelle, aber teils gekünstelt anmutende Filmschnitt.
Der extrovertiert wirkende Cutter verwirrt den Zuschauer durch seine verquaste Schnitttechnik gleich zu Beginn des Films (ich hatte Mühe, mitzubekommen, wie Frau und Sohn nun wirklich ermordet worden) und hat auch sonst etliche Spielereinen zu bieten. Doch angesichts weicher Überblendungen (!) in einem ultrabrutalen Actionfilm frage ich mich, was dieses Stilmittel soll. Ich finde es zwar originell, aber daneben.
  • 2.) Der Plot.
Man kennt ja schließlich alles schon so oder so ähnlich. Echte Überraschungen hat der Film nicht zu bieten und der ausgedehnte aber zumindest spannende „Hasch mich"-Showdown legt die Vermutung nahe, dass man krampfhaft versuchte, angesichts einer substanzlosen Story mit etlichen Löchern noch auf eine abendfüllende Länge von knapp 90 Minuten zu kommen. Auch Charakterzeichnung gibt es zum Ausgleich nicht einmal in Ansätzen. Spannend ist das Ganze über weite Strecken leider auch nicht wirklich. Tut mir leid, aber ich fand das wiederum enttäuschend.
  • 3.) Die wenigen Actionsequenzen.
Gut, Geld war knapp, deswegen drehte man ja innerhalb von 32 Tagen größtenteils in Russland und Bulgarien, doch ist man diesbezüglich von einem Dolph-Lundgren-Film mehr gewohnt. Eine gut choreografierte Schießerei in der ersten Hälfte des Films auf der Straße, dann nochmal die Erstürmung des Tanzlokals - das wars. Den Suspense-Showdown zähle ich mal nicht dazu. Das Positive dabei ist allerdings, dass selbige Szenen durch handwerkliche Perfektion glänzen.

Sieht man über diese - auffälligsten - Schwächen hinweg, erwartet den geneigten Zuschauer ein zwar unlogischer, aber kurzweiliger B-Actioner mit durchaus gelungenen Actionszenen und einem hohen Blut- und Brutalität-Gehalt (es wird geschossen und gestochen bis der Arzt kommt - oder auch nicht). Dolph Lundgren - der auch die Idee zu dem Film hatte - empfiehlt sich jedenfalls trotz dieser Schwächen mit dieser - seiner zweiten - Regiearbeit für weitere.

Fazit: Solide B-Movie-Unterhaltung und einer der besseren Filme Dolph Lundgrens. „The Mechanik" geizt zwar etwas mit Action und Substanz, hat aber genügend technische Schauwerte (Bebilderung, Musik, Schnitt), die dies ausgleichen. Passable Unterhaltung.

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