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Betrachtet man das Gesamtwerk des Komikerduos Stan Laurel und Oliver Hardy, so gilt es heute als feststehendes Urteil, dass die frühen Kurzfilme qualitativ deutlich über den späten "Langfilmen" angesiedelt sind. Das lag nicht nur an Regisseur Hal Roach, der das nötige Gespür für die beiden Komiker hatte, sondern auch daran, dass diese bei der Inszenierung und dem Drehbuch mitwirken konnten.

Der 1939 entstandene Film "Flying Deuces" ist insofern eine Ausnahme im Spätwerk der auf die 50 zugehenden Protagonisten, dass Stan Laurel hier das einzige Mal bei einem Film ohne Hal Roach am Drehbuch mitarbeiten konnte, so dass "Dick und Doof in der Femdenlegion" (wie der deutsche Titel gewohnt prosaisch vermittelte) unter den Langfilmen eine gehobene Position einnimmt, die sowohl die Stärken als auch die Schwächen dieser knapp 70minütigen Inszenierung verdeutlicht.

Zwar erzählt der Film auch eine Geschichte, aber am stärksten ist er immer dann, wenn er Laurel und Hardy die Möglichkeit einzelner in sich abgeschlossener Sketche gibt und damit auf die frühe Form zurückgreift. Während eines Aufenthaltes in Paris hatte sich Oliver Hardy in die hübsche Französin Georgette (Jean Parker) verliebt und für sich beschlossen, sie zu heiraten. Voller Euphorie stellt er ihr einen Antrag, den diese aber ablehnen muß, da sie schon verheiratet ist. Ganz so negativ wie in Laurel & Hardy Filmen gewohnt kommt sie nicht dabei weg, da sie sich keineswegs über den Möchtegern-Bräutigam lustig macht, sondern auch ein schlechtes Gewissen hat, weil sie sich auf den harmlosen Flirt einliess.

Nichtsdestotrotz verfällt Oliver Hardy in tiefe Depressionen und beschliesst, sich in der Seine zu ertränken. Diese Szene, in der er Stan Laurel quasi aus Freundschaft mit in den Tod nehmen will, ist in seiner wunderbaren Mischung aus Slapstick, Tragik und anarchischem Witz von höchster Qualität. Doch kurz bevor Hardy sein Vorhaben umsetzen kann, kommt ein französischer Offizier (Reginald Gardiner) der Fremdenlegion vorbei und empfiehlt ihnen, dieser beizutreten, um den Liebeskummer zu vergessen. Das es sich bei dem Offizier nicht nur um Georgettes Ehemann handelt, sondern auch um einen zukünftigen Vorgesetzten, können sie noch nicht ahnen...

Bei der Fremdenlegion angekommen, fallen sie natürlich sofort negativ auf und werden zu Hilfsarbeiten verdonnert. Auch diese Szene, in der sie sich nicht einmal von riesigen Wäschebergen die Laune und Eigenwilligkeit verleiden lassen, geschweige denn das ihr Willen gebrochen werden könnte, ist großartig gestaltet, genauso wie die witzigen Gesangs- und Tanzsequenzen. Glücklicherweise werden diese Szenen sehr ausführlich ausgespielt, allerdings fehlt in "Flying Deuces" völlig ihr eigentliches Markenzeichen - der sich ins chaotischste steigernde Kampf zwischen Mann und Mann, sei es zwischen den Protagonisten oder mit einem Dritten.

Stattdessen kommt es zu längeren Auseinandersetzungen mit den Offizieren, die dazu führen, dass Stan und Ollie zum Tode verurteilt werden. Ohne lange zu diskutieren, beschliessen die Führungskräfte - darunter auch der Offizier, der sie in Paris angeworben hatte - die Beiden im Morgengrauen standrechtlich zu erschiessen. Trotz der darin verborgenen Kritik am Militarismus, der sich schon allein durch das völlig unsoldatische Auftreten der beiden Komiker ergibt, liegen hier die Schwächen des Films. Gerade die recht langen Sequenzen mit der Flucht der Beiden aus dem Gefängnis und dem späteren unfreiwilligen Kunstflug, der dem Film im Original den Namen gab, wirken heute recht veraltet und sind nicht wirklich komisch. So sehr diese Actionszenen damals die besondere Attraktivität dieser Art Langfilm ausmachten, so gut kann man heute daran erkennen, dass die Stärke des Komikerduos mehr in der kleinen, direkten Form lag, die ihre Einmaligkeit ausmachte.

Unabhängig davon kann "The flying Deuces" auch heute noch durchgehend gut unterhalten und in einigen Momenten sogar begeistern. In einem Punkt aber bleiben Stan Laurels und Oliver Hardys Filme bis heute zeitlos, wenn nicht sogar eine Ausnahme in der Filmgeschichte. Dadurch, dass hier alle sonstigen Personen völlig üblich und "normal" agieren - während Stan und Ollie in ihrer Art scheinbar realitätsfremd sind - können ihre Filme in dieser "Normalität" den alltäglichen "Wahnsinn" ,der sich in Machtgehabe, Unsensibilität und ganz üblicher Dummheit zeigt ,genauer sezieren, als es so manches ernste und kritische Werk vermag.

Gegen unsere sonstigen Gewohnheiten mögen wir hier die beiden "Idioten" viel lieber als die Schönen, Reichen und Erfolgreichen, weil wir erkennen, dass Stan Laurel und Oliver Hardy in ihrem Inneren konsequenter sind. Alleine dafür lohnt es sich, hin und wieder wieder einen "Dick und Doof"-Film anzusehen (7/10).

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