"Wer hat das Gras weggeraucht?
Der Neger.
Welcher Neger?
Genau: 50 Cent!"
„Get Rich or Die Tryin’” – Sozusagen “Schreib’ dich nicht ab, auch wenn du zu blöd bist, dir ein Butterbrot zu schmieren oder bei ‘Wer wird Millionär’ die erste Frage zu beantworten, denn worauf’s im Leben wirklich ankommt, hast du ja gecheckt: 'Ne Knarre im Schritt, 'n fetter Benz unterm Arsch und geile Sneakers an den Sohlen!“. …Genau, das trifft die Message des Films, glaub ich, so ungefähr am besten…
Naja, der Titel ist ja schon mal echt voll Banane, aber puh, was uns hier sonst noch so an cineastischen Fäkalien entgegen schwappt, ist einfach Wahnsinn…
Nummer 1: Die Story.
Es gibt praktisch keine. 50 Cent spielt den Bilderbuch-Ghettoknaben Marcus (Mutter: tot, Vater: unbekannt, Job: Crack-Dealer und Hobby-Rapper… - ihr kennt das ja alles...), dessen Leben von Gewalt, Drogen, Bandenrivalitäten und seiner heimlichen Leidenschaft, dem Rappen, geprägt wird.
Wir begleiten den guten Marcus jedenfalls wie ein Schatten auf seinem Werdegang: Wir sehen ihn bei seinen Großeltern aufwachsen, werden zu einem seiner Laufburschen, als er zu einer großen Nummer im Viertel heranreift, wir massieren ihm den Kiefer, als das mit dem Rappen nicht so ganz hinhauen will, wir schauen ihm beim Kinder zeugen über die Schulter und bücken uns mit ihm, wenn ihm in der Gefängnisdusche zum zehnten Mal die Seife aus den Griffeln flutscht…
Dass der ganze Mumpitz eine einzige Selbstbeweihräucherung und eine riesige Promo-Aktion von 50’s neustem Album ist, hat man hier aber nicht einmal versucht zu vertuschen.
Im Gegenteil: Es scheint fast so, als spiele 50 sich hier selbst, viele Ereignisse des Films haben sogar autobiographische Tendenzen.
Zum Beispiel wird Marcus hier, genau wie 50 in der Wirklichkeit, mit mehreren Schüssen niedergestreckt, kommt aber nochmal mit dem Leben davon. Auch 50 hat ja angeblich mal als Drogendealer angefangen und – der krasseste Hint, der alle Zweifel, ob alle Parallelen evtl. nur Zufall sind, aus dem Weg räumt – auch Marcus erhält hier, wie 50 in echt, einen Backendurchschuss. Mehr Ego-Wichserei geht also kaum…
Thematik und Idee einer pseudo-authentischen Gangster-Bio sind zwar alles andere als neu (siehe „Good Fellas“, „Casino“, „Scarface“…) und eine Anleitung zum Ghetto Superstar wurde uns ja eigentlich bereits mit "8 Mile" serviert, über beides könnte man aber getrost hinwegsehen.
Was hier aber wirklich in keinster Weise gelingt, ist die Umsetzung:
Marcus is’ ne große Nummer in seinem Block? Marcus hat’s voll drauf? Vor Marcus haben alle Respekt? Achtung Zitat: „Marcus ist der gangster-mäßigste Rapper, den’s gibt“?... – All das kommt leider überhaupt nicht rüber, wird nicht glaubhaft vermittelt oder wird schlicht und ergreifend nicht bildlich dargestellt.
Man sieht z.B. weder 50, noch seine Jungs ein einziges Mal beim Dealen oder, wie jemand vor ihm bzw. seiner Gang Schiss hätte.
Nein, der einzige Akt von Unterwürfigkeit und Demut ist, dass ihm Leute auf der Straße aus dem Weg gehen oder Platz machen. Mehr is’ nich…
Wie Marcus vom braven Buben zum Dealer und zur Großen Nummer mutiert, erfährt man leider ebenso wenig. Diese Entwicklung geht in einem unkommentierten Zeitsprung von ca. 10 Jahren, der hier innerhalb eines einzigen Kameraschwenks dargestellt wird, schlicht und ergreifend verloren. Man sieht Marcus als kleinen Jungen, es folgt eben dieser Schwenk und *plopp*, Marcus ist erwachsen und ein gefürchteter Gangster. Ohne Witz, ausführlicher fällt die Entstehungsgeschichte unseres Titel-Pimps leider einfach nicht aus...
Aber wer braucht schon Fakten: Marcus ist halt einfach ein Ghettoknabe, wie man ihn sich als verzogenes Wohlstandskind vorstellt: Der frühe Tod seiner Mutter sitzt tief, und da sich diese ihr täglich Brot ebenfalls mit Dealen verdient hat, liegt es doch auf der Hand, dass der Sohnemann in ihre Fußstapfen tritt und keine Sekunde einen Gedanken daran verschwendet, dem Kaff den Rücken zuzukehren, oder?!
Ihr seht schon: Sinn- und Logiklücken soweit das Auge reicht. Stellenweise kommt wegen des hohen Dämlichkeitspegels sogar unfreiwilliger Humor auf, doch die „ARGH! Was soll der ganze Scheiß’ überhaupt!?“-Gedanken überwiegen hier deutlich…
Wenn eine dermaßen verkorkste Story dann aber auch noch von hundsmiserablen Darstellern transferiert wird, dann ist die Kacke gewaltig am Dampfen…
Allen voran – wie könnte es anders sein – natürlich Mister „In da Club“ - "Ich bin Gangster und stolz drauf!" - "Klick klick - Pow! Officer down!" 50 Cent höchstpersönlich,
den der liebe Gott leider nur mit drei Gesichtszügen gesegnet hat, und zwar
1.) apathisch und ausdruckslos vor sich hinglotzen
2.) dämlich breit grinsen, dass man nur die obere Zahnreihe sieht
und 3.) Augen zusammen zwicken und Lippen anspitzen, dass man ganz, ganz böse ausschaut…
Oh Mann, 50 hat einfach die Aura eines Holzklotzes, versprüht den Zauber eines geistigen und emotionalen Türstopper, macht mit seinem Mimenspiel glatt Jean-Claude Van Damme Konkurrenz uuund - als besonderes Leckerlie - bewegt kaum den Mund beim Sprechen, so dass man meinen könnte, er würde Bauchreden.
Als „King Kong“ oder erster schwarzer "RoboCop" wäre er wahrscheinlich echt toll gewesen, aber als Schauspieler, der einen Menschen darstellen soll, taugt er einfach überhaupt nicht… Und was diesen Fleischklops ins Filmgeschäft verschlägt (Ausstrahlung oder übermäßiges Talent können's jedenfalls nicht sein...), kann man sich auch so ungefähr denken... ich sag' nur: *Bling Bling* und *$$$*...
Der Rest sind auch alles seelen- und charakterlose Nigger… oh pardon, Niggaaaaz und ebenfalls fürchterlich grottige Akteure, die zwar mit möglichst viel möchtegern-lässigen Posen und ordentlich viel aufgesetzter Coolness versuchen irgendeinem Klischee gerecht zu werden, im Endeffekt aber nur zum Schmunzeln einladen oder auf den Sack gehen.
Was noch? Ach ja, das ganze soll ja mehr oder weniger auch ein Ghettofilm sein. Darsteller sind zu nahezu 100% alle schwarz und auch die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA wird ganz am Rande flüchtig angeschnitten.
Vergleiche zu Genre-Klassiker wie „Boyz N the Hood“, „Menace II Society“, „Juice“, „Dead Presidents“ oder „Clockers“ kann „Get Rich“ aber natürlich nicht den Anflug eines Augenblicks lang aufrecht erhalten, zumal hier von Tiefgang, ausweglosem Pessimismus oder überzeugendem Ghetto-Flair einfach in keinster Weise die Rede sein kann, und da, wie ja bereits oben erwähnt, einfach praktisch gar keine Story vorhanden ist.
Parallelen zur Eminem-Biographie "8 Mile" kann ich leider nicht ziehen, da ich bis dato stets einen Bogen um den Film gemacht hab'. Aber ohne ihn geseh'n zu haben, kann ich mit Gewissheit sagen: Er kann nur b e s s e r sein!
Ich fang’ schon mal langsam an einzupacken:
Hier wurde so ziemlich alles vermiest, was nur geht. Die Story, ihr Aufbau und ihre Umsetzung sind schlicht und ergreifend und auch ganz offensichtlich übelster Dreck. Action (bis auf ein-zwei unspektakuläre Schießereien), Tiefgang oder geschweige denn Humor kommen hier gar nicht auf, und wenn, dann nur ungewollt (ein Gangster lacht ja schließlich nicht). Der Unterhaltungswert dieses Machwerks kann mit erhobenen Armen unterm Teppich durchgehen und das Ding ist so fesselnd und spannend wie... naja, wie 50 Cent eben, der geschlagene zwei Stunden schildert, wie toll und geil er doch is', you know what i'm sayin'!?
Hier noch ein kleiner Vorgeschmack auf die hier vorherrschende Coolness:
„Du bist der Boss? (…) Was ist das für ein Job?“
„Ich bin Gangster.“
„Nein wirklich, was machst du?“
„Ich bin Rapper.“
„Jetzt hör auf zu spinnen! Was machst du???“
„Ich bin GANGSTER-RAPPER!!!“
Word up, kann ich da nur sagen.
Fazit:
„Get Rich or Die Tryin’ “ ist, und ich hab’ mich wirklich bemüht an den Streifen objektiv heranzugehen, sooooooo schlecht, dass echt alles zu spät ist.
Zugegeben: Ich mag 50 Cent nicht. Ich steh’ nicht auf seine Musik und ich find dieses ganze Ghetto-Gangster-Getue auch echt mega Panne.
Aber ich mag Filme und ich fühl mich definitiv in der Lage die Spreu vom Weizen trennen zu können und „Get Rich“ ist sowohl technisch, als auch inhaltlich einfach übelster Müll.
Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass der krasseste, tighteste und realste
„G-Unit“-Fan und Albertstraßen-Gangster d e n ernsthaft gut finden kann.
Mein Urteil daher:
Als Lachnummer oder extremes Ärgernis gerade mal so geeignet, ansonsten aber absoluter Sondermüll und so etwas wie die Gangster-Variante von „Daniel – Der Zauberer“.
Kopfnicker mit Köpfchen sind hier definitiv im falschen Film. Und damit mich auch Westberliner verstehen: Dieser Film ist "wack" und keine 50 Cent wert!!!
Keep it g’scheidig, folks!