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„The Marine“ beschert dem ausgehungerten Actionfan endlich mal wieder bodenständige Haudrauf-Kost, wie sie unterdessen doch recht rar geworden ist. Man wird sich mit einem weinenden Auge zurück erinnern, als Kerle noch richtige Kerle sein durften, muskelbepackt und unbezwingbar. Solche hühnenhaften Erscheinungen sind heutzutage ausgestorben, stattdessen hüpfen Milchbubis in Schlafanzügen über die Leinwand, die zu allem Überfluss auch noch Superkräfte besitzen… Nur noch selten geht es wirklich handfest zur Sache, was unter anderem einigen gealterten Haudegen vom Schlag eines John McClane oder John Rambo zu verdanken ist - offensichtliches Mitleid mit einen angeödeten Publikum.

Neben dem großen Kinogeschäft wird mit guter handgemachter Action bis auf wenige Ausnahmen nur noch auf dem Markt für die heimische Glotze Geld gemacht, hier unter anderem auch vom prominenten Wrestlingverband WWE. Bekanntester Vertreter der in den Staaten äußert beliebten Prügelorgien mit Namen The Rock (Doom, The Scorpion King) hat sich durch einige kommerziell erfolgreiche Filme auch über den Kreis der Wrestling-Jünger einen Namen gemacht. Mit dem unbekannten John Cena wird nun der nächste Kandidat ins Rennen geschickt, natürlich in der Hoffnung an die Erfolge von The Rock anzuknüpfen.

„The Marine“ ist ein simpel gestrickter Actionfilm mit einem Minimum an Handlung und einen Maximum an Explosionen, Feuergefechten und Schlägen ins Gesicht. Wie der Titel vermuten lässt dreht sich die Geschichte um einen Elite-Marine, der nach eigenmächtigem Handeln suspendiert wird und fortan nur noch Ex-Marine ist. Zurück in der Heimat versucht er sich als Zivilist, doch schon sein erster Job beim Sicherheitsdienst endet kläglich, da er noch zu sehr wie ein Soldat handelt. Seine offensichtlich überflüssigen Fähigkeiten werden aber schnell wieder wichtig, als eine Diebesbande nach erfolgreichem Raubzug seine Frau als Geisel nimmt. John Triton nimmt das Heft selbst in die Hand und versucht mit allen Mitteln seine Frau aus der Hand der Verbrecher zu befreien…

Der Actionfan darf sich freuen, denn „The Marine“ erfüllt so ziemlich alle Anforderungen die man an einen Streifen ohne Sinn und Verstand, dafür aber mit reichlich Getöse, stellen darf. Zwar ist der Film für sich betrachtet mit 80 Minuten schnell wieder vorbei, hat aber den Vorteil das nie Langweile aufkommt und man irgendwas konstruieren muss um die Geschichte künstlich in die Länge zu ziehen. „The Marine“ ist geistlose Unterhaltung und oft ziemlich blöd, macht aber nie wirklich einen Hehl daraus.
John Cena ist sicher keine charismatische Erscheinung und auch nicht der geborene Schauspieler, für den Job als unschlagbare Kampfmaschine reicht es aber allemal – seien wir mal ehrlich, auch Arni hatte in seinen frühen Genrehits wie Commando mehr mit seinem Bizeps denn seinem Schauspieltalent für Aufsehen gesorgt. Ähnlich verhält es sich auch mit Cena, durch jahrelanges Training in der Muckiebude mit mächtigem Körper und voluminösen Oberarmen ausgestattet, sorgt vielmehr seine hühnenhafte Statur für Staunen. Zwar ist die Zeit der Bodybuilder im Filmgeschäft allgemein vorbei, dennoch freut man sich immer wieder wenn es doch der ein oder andere schafft - echte Männer haben nun einmal Muskeln und verschießen keine Spinnennetze. Insgesamt kann Cenas Arbeit also als solide bezeichnet werden, nicht mehr und nicht weniger. Glücklicherweise beschränkt sich der Dialoganteil auf ein Minimum, weshalb peinliche Eskapaden ausbleiben.

Es gibt also vor allem einen Grund sich „The Marine“ anzuschauen: ein gemütlicher Männerabend mit Freunden und einer Ladung Bier, denn bei soviel Stumpfsinn bleibt oft nicht mehr als zu lachen. Der Film ist herrlich überzogen und nimmt sich glücklicherweise auch selbst nicht allzu ernst. Die Inszenierung der Actionszenen ist übertrieben und strotzt nur so vor übermenschlichen Heldentaten des Marines. Schon der Auftakt im Irak ist klasse und mit hohlen Zitaten geschmückt die an die markigen Sprüche eines Arnold Schwarzenegger erinnern. In ähnlicher Form geht es dann auch weiter, denn Cena wird zur unbezwingbaren Kampfmaschine stilisiert, die im Alleingang alle bösen Buben niedermäht.
Bis die bösen Jungs gestellt sind gilt es zahlreiche Stunts zu meistern, bei denen nicht nur einiges zu Bruch geht sondern auch ordentlich die Fetzen fliegen. Sprünge aus explodierenden Tankstellen oder den Abhang runterrollenden Autos stehen genauso auf dem Programm, wie einige zünftige Schläge vor dem Latz. Dem geneigten Zuschauer wird eigentlich immer was geboten und die explosiven Momente können sich wirklich sehen lassen, auch wenn hier und da etwas CGI zum Einsatz kommt um die Stunts noch eindrucksvoller wirken zu lassen.

Nicht zu unterschlagen ist auch der Auftritt von Robert Patrick, besser bekannt als Killercyborg T-1000 aus dem Blockbuster Terminator 2. Patrick ist unterdessen etwas in die Jahre gekommen und besitzt nicht mehr die gleiche Aura wie in früheren Tagen, macht aber als fieser Entführer eine gute Figur. Dass ein guter Schauspieler wie Robert Patrick ausgerechnet in einem B-Movie wie diesem landet ist zwar irgendwie komisch, hat aber den Vorteil dass zumindest eine Person recht facettenreich dargestellt wird. Witzig ist auch, das Patrick ein Spruch auf dem Leib geschrieben wird, der ihn quasi selbstparodiert: „Dieser Typ ist wie der Terminator!“, als Antwort auf John Tritons Hartnäckigkeit.

Sieht man einmal davon ab das dieser Film brothohl ist, gibt es eigentlich recht wenig zu bemängeln. Was allerdings stört sind die blöden Handlanger der Diebesbande, allen voran der Quotenschwarze (Anthony Ray Parker), dessen nervtötendes Gequängel ziemlich schnell auf die Nerven geht. Da möchte man am liebsten höchstpersönlich zur Waffe greifen, glücklicherweise übernimmt dieses Job der Marine.

Fazit:
„The Marine“ ist ein dummer Filmspaß der für allen bei den Fans handgemachter Action mit Hang zur übertriebenen Darstellung Anklang finden dürfte. John Cena macht seinen Job recht ordentlich, ob es allerdings reicht um sich für weitere Produktionen zu empfehlen muss sich noch zeigen.

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