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2003 überraschte Len Wiseman mit seinem Action-Horror Film „Underworld“ und verblüffte vor allem mit dem geringen Budget von ca. 20 Millionen $. Alleine in Amerika spielte er über das doppelte wieder ein, im Rest der Welt folgte fast noch mal die gleiche Summe, bevor dann der ganz große Reibach mit der DVD gemacht wurde. Und da das Ende gleich offen gehalten wurde, stand einer Fortsetzung nichts mehr im Wege. Glücklicherweise wurde von der Idee gleich Back 2 Back ein Prequel und Sequel zu drehen rechtzeitig abstand genommen; denn so etwas geht oftmals eher nach hinten los. Teil 1 begeisterte mich ziemlich und so waren die Erwartungen recht hoch(wenn auch nicht übermäßig, da man oft genug enttäuscht wurde). Würde es „Underworld Evolution“ gelingen gut da zu stehen, oder ebenso schwach abschneiden wie es „Saw 2“ tat?

Es gibt einfach Themen und Regisseure die den persönlichen Geschmack absolut treffen. Wiseman ist so ein Typ. Schon der Vorgänger überzeugte mich mit der Comicartigen Handlung, die düstere Ausstattung war Top und der Regiestil zeigte genau das, was ich gerne in einem Film sehen möchte. Vor allem war es erstaunlich was für eine tolle Optik „Underworld“ für das Budget hatte. Heutzutage kommen etliche DTV Filme heraus, den ähnlichen Finanzen zur Verfügung stehen, aber nicht annährend in der gleichen Liga spielen. Für Teil 2 konnte der relativ junge Len Wiseman fast 50 Millionen $ ausgegeben und das sieht man dem Streifen auch an. Oder besser gesagt: Der Film hätte auch ein Budget von 70 oder 80 Mille haben können. Solche Streifen beweisen, dass es auch für weniger geht.

Bei „Underworld Evolution“ schraubte Len Wiseman, der auch wieder mit Danny McBride am Drehbuch arbeitete, das Tempo, die Action, die Effekte sowie den Gewaltgrad deutlich nach oben. Dafür wurde aber bei der Story zurückgerudert. Die ganzen Verflechtungen untereinander, die Verschwörungen innerhalb der Clans und die etlichen Personen wurden reduziert. So verliert die Geschichte um den Krieg der 2 Rassen zwar etwas den epischen Ton, wird aber dadurch stringenter und schneller. Es ist eine Fortsetzung und spricht auch direkt die Kreise an, die den Vorgänger klasse fanden. „Evolution“ verbiegt sich nicht um noch mehr Zuschauer ins Boot zu holen, sondern bleibt sich und den Fans treu. Zwar wäre ich vermutlich anders an einen zweiten Teil herangegangen, aber Len Wiseman erzählt direkt im Anschluss an den ersten, seine Geschichte weiter und konzentriert sich auf dem neuen Gegner Marcus, der nie viel mit dem ganzen Gebilde der Vampire anfangen konnte. Er will seinen Werewolf Bruder aus der Gefangenschaft befreien und seine eigene Welt erschaffen. Alles andere ist ihm egal. Dargestellt von Tony Curran („Miame Vice“, „Blade 2) ist dieser neue Endgegner nicht ganz so Charismatisch wie Bill Nighy ("Stormbreaker") als Viktor, aber wesentlich gradliniger als der Verschwörende Viktor. Und als der Sohn des "Ersten", natürlich fast Unbesiegbar. Alleine wie er seine Flügel als Waffen einsetzt, ist schon sehr geil umgesetzt.

Die Geschichte wird über die ganze Laufzeit umständlicher dargestellt, als sie es eigentlich ist, bietet aber auch einige Wendungen an. Dennoch bekommt man teilweise das Gefühl das Handlungstechnisch etwas im Schneideraum zurückblieb um das Tempo zu erhöhen(Vor allem wenn man das Buch zum Film gelesen hat). Das war in Teil 1 auch schon so, ist später aber durch eine Extended DVD verbessert wurden. Mich kann der Teufel holen, wenn es später nicht auch hier eine längere Version geben wird. Trotz allem wird das Storygerüst durch abwechslungsreichere Actionszenen deutlich aufgepeppt. Wiseman verlässt nämlich die Umgebung seiner unwirklichen und undefinierbaren Stadt und siedelt seine Kampfszenen im Wald, alten Kloster, Schiff oder zum Finale in der Ruine eines großen Schlosses an. Dabei fährt er die Feuergefechte etwas zurück und lässt die Protagonisten lieber aufeinander ein Prügeln. Etwas das ich im ersten Teil schon gerne gesehen hätte, aber durch das Budget verhindert wurde. So Krachen Kreaturen und, zum teil, Menschen aufeinander. Immer in knackigen Actionszenen umgesetzt, fern ab von übermäßigen Zeitlupen oder hektischen Schnittgewitter. Unterlegt wie schon einmal, mit einem brachialen Sound. In diesen Sequenzen merkt man den Spaß den der Director hat und als Actionfreund genießt man jeden einzelnen Moment. Auch wenn gerade bei der Verfolgungsjagd zwischen Lastwagen und fliegenden Vampir die Grenzen des, trotz allem schmalen, Budget aufgezeigt werden. Dennoch gehen die geringen Computer generierten Effekte in Ordnung; auch wenn die Monster deutlich als solche zu erkennen sind. Was vor allem in der optisch tollen Anfangsschlacht auffällt. Zumindest ich störe mich schon lange nicht mehr an solchen Augenblicken, denn Visuelle Effekte waren auch schon früher in anderen Filmen zu erkennen.

Kate Beckinsale („Van Helsing“, Pearl Harbour“)ist wieder eine Augenweide und kämpft sich Cool, aber auch mit mehr Gefühl durch die temporeiche Handlung. Ob ihr diese Szenen in dem Dress wirklich vergnügen bereiteten, sei mal dahingestellt. Jedenfalls bleibt sie auf dem Thron der ganzen anderen starken Frauen die fast in jeden Actionfilm die Hauptrollen übernehmen. Das Drehbuch liefert ihr auch den Grund, wirklich wichtig für den weiteren Verlauf zu sein. Sie ist halt mehr als eine Deathdealerin, was sich ja auch schon angedeutet hatte. Meine Befürchtung das Scott Speedman („Dark Blue“, „24th Day“) noch mehr in den Hintergrund gedrängt wird, wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Auch wenn er immer irgendwie unbeteiligt wirkt. So wirklich viel verlangt seine Rolle ihn aber auch nicht ab. Dennoch bleibt seine Hybriden Figur die interessantere der beiden Helden. Auch weitere Personen aus dem Vorgänger tauchen meist nur kurzeitig auf, da Len Wiseman hier im wahrsten sinne des Wortes über Leichen geht. Was auch ein Grund ist, warum der Film wesentlich Gewalttätiger ist. Blut spritzt reichlich, Köpfe werden abgetrennt, Kiefer abgerissen und Leute durchbohrt. Nur durch den Umstand dass alles übermenschliche Kreaturen sind, lässt sich die 16er Freigabe erklären.

Vergleiche ich beide Teile direkt miteinander, muss man sagen das Teil 1 erwachsener, vielleicht sogar etwas anspruchsvoller wirkt, aber ich mich sicherlich nicht darüber beschweren werde dass jetzt mehr Platz für Action eingeräumt wurde. Außerdem begeisterte mich wieder mal die tollen Kulissen und die klasse Atmosphäre die Kameramann Simon Duggan („I´Robot“) optimal eingefangen hat.

Fazit:

Len Wiseman trifft auch mit dieser Fortsetzung absolut meinen Geschmack. Kleinere Mängel fallen zwar auf, mindern aber nicht meinen positiven Gesamteindruck. Die Geschichte geht zwar anderes weiter als man vielleicht hätte vermuten können(der Krieg unter den Rassen spielt zumindest hier keine Rolle mehr), überzeugt aber durch tolle Actionszenen, der Topausstattung und den prima Look. Die Weichen für eine Fortsetzung sind zwar gelegt, aber die bisherige Storyline wird komplett abgeschlossen. So hat man auch für einen dritten Teil alle Möglichkeiten etwas Neues zu bieten und könnte sogar auf seine Hauptdarsteller verzichten. Gespannt kann man sein was Len Wiseman als nächstes tut. Hier hat er alle Kriterien die mich ansprechen erfüllt!

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