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Woody Allen ist vor allem durch seine intellektuell anspruchsvollen Filme bekannt. Diese sind meist sehr dialoglastig oder garnieren eine eigentlich hochgradig interessante und süffisante Story mit eigentümlichen Zwischenspielen (wie z.B. die penetranten griechischen Gesänge in dem eigentlich köstlichen „Geliebte Aphrodite“). Allen hat aber scheinbar die Zeichen der Zeit erkannt. Nicht nur, dass er in Scarlett Johansson eine neue Muse hat, die er nach der Zusammenarbeit für „Match Point“ direkt wieder verpflichtete, nein er beweist in seinem letzten Werk „Scoop – Der Knüller“ eine neu gewonnene Leichtigkeit. Diese manifestiert sich in einer recht gradlinigen, aber dennoch wendungsreichen und amüsanten Story und Dialogen, die ganz und gar nicht befremdlich wirken, sondern vor Wortwitz nur so sprühen!

Allen wäre aber nicht Allen, wenn er die Suche nach einem gefährlichen Frauenmörder wie einen ordinären Krimi auf die Leinwand zaubern würde. Nein, die Ausgangslage ist eine andere. Ebenso symbolträchtig, wie die schon oben erwähnten Chöre in „Geliebte Aphrodite“ verwebt Allen geschickt eine übersinnliche Komponente in die Story. Der Sensationsreporter Joe Strombel (Ian McShane) stirbt. Auf dem Fährboot des Todes trifft er zufällig eine „Mitreisende“. In einem Gespräch erfährt er von ihr, dass der gesuchte „Tarotkarten-Killer“ ein Mitglied des Adels sein soll. Schon erwachen Strombels Reporter-Gene zu neuem Leben. Er wittert im Jenseits den titelgebenden Knüller. Für diesen nimmt Strombel das Risiko auf, von Bord des Bootes zu springen. Sein Geist erscheint der jungen und unbedarften Journalistik-Studentin Sondra Pransky (Scarlet Johansson), die er während einer Zaubervorführung des Magiers Sid Waterman erreicht (Allen himself). Fortan machen sich beide als höchst ungleiches Gespann auf, den adligen Peter Lyman (Hugh Jackman) zu beschatten... Allen verwebt mit dieser Story geschickt verschiedenen Filmgenres miteinander: Ein guter Schuß Mystery, klassischer Krimi, Romanze und natürlich Qualitäten der Komödie ergeben einen leichtfüßigen Film, der an jeder Stelle beschwingt daherkommt. Dass der Film trotz aller Leichtfüßigkeit dennoch spannend bleibt, ist das große Plus von Allens Werk! Eine weitere wichtige Komponente für den Erfolg dieses leckeren filmischen Gebräus ist auch, dass die übernatürliche Rahmenhandlung ganz natürlich in die Handlung einfließt und nie aufgesetzt wirkt.

Ein Großteil des Charmes von „Scoop – Der Knüller“ ergibt sich aus den Dialogen der ungleichen Paarungen. Vor allem die Chemie zwischen Allen und Johansson ist schwer unterhaltend, genau, wie die sich anbahnende Liebelei zwischen Jackman und Johannson. Dass wir es nicht mit einem Kammerspiel zu tun haben, liegt auch an den schönen Locations. „Scoop – Der Knüller“ spielt in England und wurde auch dort gedreht. Allen versteht es den europäischen Charme in Bilder festzuhalten und breitet so den Hollywoodstars einen wunderschönen Teppich aus, auf dem sie sich austoben können. Rein inszenatorisch hält sich Allen bewusst zurück. Es gibt keine extravaganten Einstellungen oder Kameratricks zu sehen. Dies schärft den Fokus des Zuschauers mehr auf die hintersinnige, wie amüsante Story und die herausragenden Darsteller. Insofern sind Parallelen zwischen dem Regisseur Allen und seiner Figur zu ziehen. Auch der Magier Waterman verzaubert seine Gäste, tut dies aber mit ganz einfachen Tricks. Nur sogenannte „Taschenspielertricks“, mit denen Allen als Waterman seine Zuschauer im Film verblüfft, hat Regiegroßmeister Allen nicht nötig, um sein Kinopublikum zu fesseln. Der Mann versteht sein Handwerk und vertraut ganz auf seine Darsteller, die Story und die feinen Dialoge. Wenn man in diesem Zusammenhang von einem entspannten „Alterswerk“ von Allen spricht kann man dies tun, denn hier umfasst es ausschließlich positive Attribute.

Die „Special Effects“ in „Scoop – Der Knüller“ sind ganz eindeutig die Darsteller. Ihnen merkt man eine enorme Spielfreude und den Spaß während der Produktion förmlich an. Scarlett Johansson sieht nicht nur bezaubernd aus, sondern sie versprüht auch eine unglaubliche Leichtigkeit. Gerade diese Rolle, in der sie sich ein wenig schüchtern und manchmal sogar graumäusig gibt, steht dem jungen Star sehr gut. Man möchte diese Dame am liebsten kennenlernen und sogleich ihr Herz erobern. Dass sie neben dieser Eigenschaft auch eine großartige Schauspielerin ist beweist sie dabei nachdrücklich, wie auch unaufdringlich. Woody Allen selbst spielt eigentlich Woody Allen. Er tut, was er als Darsteller eigentlich immer tut und ist somit selbst zu einer Art Markenzeichen geworden. Die Rolle des gewitzten, plappernden Underdogs ist zu einer Paraderolle Allens geworden, die er in „Scoop – Der Knüller“ natürlich auch wieder souverän abruft. Hugh Jackman hingegen kennt man vor allem aus Actionspektakeln wie „X-Men“. Hier lernt man ihn von einer ganz anderen Seite kennen. Allen etabliert ihn hier als eine Art modernen Cary Grant: durch und durch charmant, aber dennoch weit davon entfernt oberflächlich zu sein. Zu vielschichtig ist seine Rolle und deren Entwicklung im Verlaufe des Filmes. Er macht seine Sache ebenfalls ausgezeichnet und entwickelt auch eine greifbare Chemie zu Scarlett Johansson (nun, welcher Mann würde dies nicht schaffen...). Auch die weiteren Rollen sind exzellent besetzt, so kann z.B. auch Ian McShane als manischer Reporter aus dem Jenseits überzeugen. „Scoop – Der Knüller“ lebt von seinen Schauspielern. Mit dieser Besetzung lässt es sich sehr gut leben!

Wer eine intelligente und spannende Komödie sehen will, der ist mit „Scoop – Der Knüller“ sehr gut beraten. Allen hat mit diesem Film bewiesen, dass anspruchsvoll nicht gleichzusetzen ist mit Attributen wie anstrengend. Der Film bietet geistreiche Unterhaltung, die man sich auch als Nicht-Woody Allen-Fan anschauen kann. Insofern ist „Scoop – Der Knüller“ vielleicht der ideale Einstieg in Allens Schaffen, um sich vorsichtig an die weiteren Werke des Meisters heranzutasten. Oder aber man schaut sich den Film wegen der bezaubernden Scarlett Johansson an und wird auch dann nicht enttäuscht. Selbst ein eigentlich langweiliger Badeanzug wird so durch ihre Trägerin zur Attraktion! Aber das sind alles nur oberflächliche Schauwerte verglichen mit den inneren Werten dieser Komödie. Allen wirkt durch diesen Film vitaler und frischer als je zuvor!

Fazit:

9 / 10

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