1977 schlug Wes Craven in eine ähnliche Kerbe wie Tobe Hooper in „TCM“ und zeigte mit „The Hills Have Eyes“ einen verstörenden Psychotrip. Splatter gab es ebenfalls kaum welchen, sondern er setzte, sicherlich auch aus Budget gründen, eher auf eine verstörende Atmosphäre und Psychoterror. Der Film wurde vor allem in Amerika und England ein Kultklassiker, ist aber in unseren Breitengraden, außerhalb des Fachpublikums, eher unbekannt. Was vielleicht auch damit zu tun hat, dass die deutsche Verleihfirma aus den verseuchten Kannibalen, per Synchro, mal hier nichts, dir nichts Außerirdische gemacht hat. Dadurch ist „Hügel der blutigen Augen“ schon sehr kurios und vor allem lustig, wenn man denn die Originalversion kennt. Auch wenn er nie, den Kultstatus anderer Filme erreichte, wurde auch dieser von der aktuellen Remakewelle erfasst und in Zusammenarbeit mit Wes Craven, sowie Originalproduzent Peter Locke und den ehemaligen B-Produzent Frank Hildebrand („Metalbeast“, „Beowulf“) wieder vor die Linse gehievt.
Den Regiezepter schwang aber diesmal Alexandre Aja (sein erster Assistent war übrigens „Nu Image“ Protegé Franklin A. Vallete „US Seals 3“), der vor 2 Jahren mit „High Tension“ für Furore gesorgt hatte und damit eine Visitenkarte für kompromisslosen Horror abgab. Das er auch in seinen US Debüt nicht davon ablässt, zeigt er den Zuschauer gleich in den ersten Minuten. Denn dort werden gleich ein paar Wissenschaftler erledigt, die in der Wüste Untersuchungen über Radioaktivität anstellen. Damit wird auch deutlich dass der Franzose die Atombombentests mehr in die Handlung intrigiert, als das im Original der Fall war. Denn immer wieder werden Anspielungen gemacht. Ob im Vorspann, durch Zeitungsberichte oder, in einer gelungenen Szene, die großen Krater der Explosionen. Sonst bleibt erstmal alles beim Alten.
In die heutige Zeit verlegt durchquert Familie Carter plus Schwiegersohn die Wüste um nach Kalifornien zu gelangen. Und natürlich geraten sie durch einen fingierten Unfall in die Fänge der verseuchten Mutanten. Schon beim Unfall merkt man das Alexandre Aja, mit den heutigen mitteln, problemlos die schwächen des Originals ausbügelt. Der Autounfall wirkte im Original ziemlich schlecht umgesetzt. Hier macht das ganze mehr Sinn, auch wenn es etwas nach „Wrong Turn“ riecht. Trotz kleiner Veränderungen wurde fast alles aus den 70ern herübergerettet. Es wird sich knapp 40 Minuten zeit gelassen um die Figuren einzuführen und ihnen Persönlichkeiten zu geben. Glücklicherweise wurde die Familie nämlich nicht durch Teenies ersetzt; wie das nervend in die Hose gehen kann, wurde ja vom B-Movie „Detour“ aka „Hell´s Highway“ deutlich gemacht. Hier sind alle Altersklassen vertreten und durchweg mit guten Darstellern besetzt. Ted Levine („The Mangler“, Silence Of The Lambs“)und Kathleen Quinlan („Apollo 13“) sind die Eltern, Vinessa Shaw (“40 Days And 40 Nights”), Emilie de Ravin (“Lost”, “Roswell”) und Dan Byrd („Mortuary“) die Geschwister sowie Aaron Stanford (kaum zu erkennen, aber Pyro aus „X-Men 2“!) als Schwiegersohn, der sich nicht richtig gut mit dem Vater seiner Frau versteht. Die Gefahr ist aber in der kennen lern Phase allgegenwärtig. Man hört etwas, dann blinkt etwas auf und drastisch stirbt einer der beiden Hunde. In dieser zeit haben sich die beiden ältesten Männer bereits von den anderen getrennt um, jeder für sich, Hilfe zu holen. Wer das Original kennt findet hier etliche Szenen aus dem Vorgänger wieder und es werden nur wenige eigene Ideen eingebracht. Wie z.B. die Krater mit den Leerstehenden Autos. Manche Einstellungen sind sogar fast identisch.
So wirklich verlassen tun die beiden „High Tension“ Verantwortlichen Alexandre Aja und Grégory Levasseur diesen Pfad, erst nach den ersten großen Angriff wo auch die ersten Opfer zu beklagen sind. Und das mit einer bedrückenden Intensität. Die Reihenfolge der Opfer und deren Ermordung bleiben ebenfalls identisch zum Original. Aber durch die Atmosphärische Sounduntermalung (der tiefe Synthesizersound benutzt Aja nach „High Tension“ abermals und baut damit eine immense Spannung auf) und die Hammerharte Inszenierung verfolgt man wie gebannt das geschehen. Und Hammerhart trifft es hier tatsächlich. Bei der Gewalt wird aus den vollen geschöpft und bietet nicht nur mehr Splatter als der 77er Streifen, sondern lotet das R-Rated bis zur oberen Grenze aus. Vor Jahren hätten diese Szenen die Überprüfung der FSK nicht ungeschnitten überstanden. Und da soll es noch eine härtere Unrated Fassung geben? Und Puristen die nicht ins Kino gehen wollen, wegen den Kürzungen für ein R-Rated, sollten nicht nur wegen der Atmosphäre den Kinosaal aufsuchen, sondern können wirklich etliche Splatterszenen erwarten. Für einen Kinofilm ist das gezeigte, wie auch die Vergewaltigung, starker Tobak.
Nach der ersten Nacht wendet sich das Blatt. Die Opfer werden nun zu den Angreifern und der harmlose und friedfertige Doug Bukowski zieht los um sein entführtes Baby zurückzuholen. Ab hier ändert sich der Verlauf zum Vorgänger am meisten. Er findet eine alte Minenarbeiterstadt, in der die Atomverseuchten Mutanten auf eine perverse Art und Weise mit Puppen den „American Way Of Life“ am leben halten. Hier bekommt man auch endlich Einblick in das Leben der mutierten Kannibalen. Diese werden aber eher vernachlässigt. Alexandre Aja konzentriert sich mehr auf die Verwandlung der Familie, in dieser Ausnahmesituation. Deshalb verschenkt er auch etwas solche Genrefiguren wie Michael Bailey Smith (nach „Monster Man“ wieder kaum zu erkennen), Robert Joy („Land Of The Dead“) und vor allem Billy Drago („Delta Force 2“, „Never Say Die“). Dessen Screentime fast unverschämt kurz ist. Das die Masken der K.N.B. EFX Group wieder aller erste Sahne sind, brauch man sicherlich nicht zu erwähnen. Sie haben wieder herrliche fiese Monster geschaffen die ebenso brutal und hässlich vorgehen wie sie aussehen.
In dieser staubigen, dreckigen Geisterstadt wird die Handlung immer Actionorientierter und alle Beteiligten, vor allem Aaron Stanford, müssen einiges über sich ergehen lassen. Es wird gekämpft und gestorben und das alles geschieht ab einen bestimmten Zeitpunkt, ohne Gnade auf beiden Seiten. Was wieder etliche Möglichkeiten gibt, heftige Gewaltszenen zu präsentieren und zu einem Ende einläutet welches mir besser als das abrupte im Original gefallen hat.
Das einzige was sich der Film wirklich an Kritik gefallen lassen muss, ist, das er dem Backwood Thema nichts Neues abgewinnen kann, oder dem Genre an sich, neue Impulse mitgibt. Selbst wenn man das Original nicht kennt, welchem er teilweise zu nah bleibt und so die Spannung beim kennenden Publikum etwas verbaut, hat man das Szenario in letzter Zeit ebenso schon in Filmen wie „Wrong Turn“, „Monster Man“ oder dem „TCM“ Remake gesehen. Neue Ideen sind hier Fehlanzeige. Dennoch weiß Alexandre Aja genau was er den Fans solcher Filme bieten muss. Nämlich Schonungslose, skrupellose Horrorkost. Alleine durch das höhere Budget und den heutigen Möglichkeiten in Bereich Technik, der vorzüglichen Kameraarbeit von Kameramann Maxime Alexandre („High Tension“, The Defender“) und der Inszenierung, schneidet das Remake, für mich, deutlich besser als das Original ab. Wirkliche tiefe will ich den Film nun nicht zusprechen, aber dennoch zeigt er mehr Hintergründe der Geschehnisse, als es Wes Craven mit seinem Low Budget Film möglich war.
Fazit:
Knallharter, vor allem für nicht Kenner der ursprünglichen Quelle, spannender, düsterer und teilweise schockierender Horror. Es ist schon ziemlich heftig das Alexandre Aja den Terror des Originals ins heutige Jahrtausend hinübergerettet hat. Dem Genre kann der Film zwar auch nichts Neues abgewinnen, aber dem Trend zum gnadenlosen Kino wird hier nicht nur fortgeführt, sondern der Streifen setzt sich gleich an die Spitze. Ohne Frage, schon jetzt eines der absoluten Horrorhighlights des Jahres und seinen Vorschlusslorbeeren allemal erfüllend.
Nichts wie ins Kino, damit diese Schiene auch weiter verfolgt wird!