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Remakes von Horrorstreifen vergangener Tage scheinen in den letzten Jahren bei Hollywoods Produzenten ständig an Beliebtheit zuzunehmen. Nach The Fog, The Texas Chainsaw Massacre und Amityville Horror erwischt es nun Wes Cravens The Hills Have Eyes, der neu verfilmt auf die Leinwand kommt. Und ich muss sagen: der Film ist stellenweise eine echt pervers-kranke Gaudi, die auch härteren Horror-Fans einiges zusetzen dürfte. Selten hat man einen derart kompromisslosen und harten Splatterfilm gesehen. Zumindest in letzter Zeit. Dagegen wirken ähnlich gelagerte Kollegen wie Wrong Turn oder The Texas Chainsaw Massacre wie Kindergeburtstage. Da Wes Craven mit Verflucht und Red Eye seine bisherige Karriere ohnehin entgültig gegen die Wand gefahren hat, ließ er es sich nicht nehmen, hier als Produzent tätig zu werden, während er die Regie dem Franzosen Alexandre Aje (High Tension) überlässt, der seinen Job gar nicht schlecht verrichtet. So einen Film hätte man von Craven bei Verflucht erwartet, dem aber Kevin Williamson mit seinem asbachuraltem Teenieschocker-Skript und anderweitige Hindernisse im Weg standen.

New Mexico, irgendwo off road auf einem ehemaligen Nuklearversuchsgelände: Auf einer von einem mysteriösen Tankwart angegebenen Abkürzung endet die Urlaubsfahrt der Familien Carter und Bukowski nach einer Panne mitten in der Einöde. Nichts ahnend, dass eine Horde von bestialischen Mutanten hinter der Panne steckt, wird das Lager aufgeschlagen und in der näheren Umgebung nach Hilfe gesucht. Nach einem nächtlichen, grausamen Überfall müssen Doug (Aaron Stanford) und die restlichen Überlebenden um ihr Leben kämpfen und zum Gegenschlag ausholen...

Zu Filmbeginn spielt Aaron Stanford (X-Men 2) noch einen pazifistischen Demokraten, der im Überlebenskampf jedoch über sich hinaus wachsen muss und somit ungewollt zum kämpferischen Helden wird. Mit Abstand die beste Leistung im Film. Emilie de Ravin (Lost) und Dan Byrd (Salem's Lot) gehen auch noch in Ordnung, wenngleich ihrer Charaktere sich zeitweise recht dumm anstellen. Bis zu ihrem filmischen Ableben schlagen sich Kathleen Quinlan (Breakdown) und Ted Levine (Wild Wild West) auch ganz gut. Als Mutantenbastarde agieren u.a. Billy Drago (Cyborg 2) und Michael Bailey Smith (Undisputed) unter Make up, und geben durchaus brauchbare Monster ab.

Was den Blutgehalt von The Hills Have Eyes angeht, hat sich Alexandre Aje ein recht spritziges, rotes Süppchen zurecht kochen lassen. Denn mit der Verwendung von Kunstblut wird hier wahrlich nicht gegeizt, was auch für die Splattereffekte gilt. Das Familienoberhaupt wird am Baum gegrillt, während zwei Protagonistinnen durch derbe Bleivergiftungen das Zeitliche segnen müssen. Doch auch die Gegenwehr der Opfer ist nicht gerade zimperlich. Da wird von Schrotflinte, Axt und Spitzhacke Gebrauch gemacht und selbst der überlebende Familienköter darf mal ran. Zusätzlich wird auch mal in den harten Zweikampf gegangen. Sogar für eine nette Wohnwagenexplosion war noch Platz. Die Vorgehensweise der Mutanten nimmt mehr als unmenschliche Dimensionen an und auch vor der Verspeisung eines lebenden Vogels sowie eine Vergewaltigung wird nicht zurückgeschreckt. Der Rest, der übrig bleibt, muss als Nahrung herhalten. So weit der Goreanteil des Films. Einen weiteren Teil der Spannung kann Aje im Vorfeld aus der trockenen Wüstenlandschaft ziehen, wo er es zudem schafft, eine bedrückende Atmosphäre des Grauens aufzubauen. Denn bis die Mistkerle richtig zuschlagen, lässt sich Aje ungewohnt viel Zeit. Lediglich geschickt eingefügte Kameraperspektiven, Geräusche und erste Tieropfer deuten auf die Anwesenheit der Bestien hin. Im Großen und Ganzen ist die Handlung von The Hills Have Eyes weniger innovativ und ist bloß die Verlegung des 08/15-Backwood-Szenarios in die Wüste. Immerhin kann Aje das durchaus gekonnt mit den Action-, Blut- und Splatteranteilen kaschieren und lässt auch kaum Gelegenheit zur Langeweile zu. Nachdem die Monstern nämlich erstmal zugeschlagen haben ist ständig was los, auch wenn die Logik und Klischees öfters nicht so mitspielen. So verhalten sich die jüngeren Familienmitglieder recht dämlich, ballern planlos in der Gegend rum, statt ihre Peiniger mit gezielten Schüssen hinzurichten. Panikartig weggerannt wird auch noch. Was die Location betrifft, so besitzt die Wüste natürlich einen gehörigen Atmosphärefaktor und auch die übrig gebliebenen Häuser der Atomtests machen was her, spiegeln sie zudem ironisch noch den American Dream der 50er Jahre wieder. Hier kann man The Hills Have Eyes natürlich noch etliche verstecke Botschaften, Andeutungen zum Nuklearmissbrauch und dergleichen zuschreiben, doch das wäre wohl zu viel des Guten. Im Vordergrund liegt mehr der Kampf der Zivilisation gegen Kreaturen aus dem Hinterland. Für zusätzliche Spannung sorgt dann noch der nervezerreißende Score, der einen guten Anteil an dem Psychoterror-Faktor trägt.

Im Endeffekt ist The Hills Have Eyes kein Film für teenieslashergeile Kiddies, sondern eher für jene Zuschauer, die schon mehr gesehen haben als der Durschnittsgucker. Endlich mal ein ehrlicher, brutaler Horror-Splatter ohne unnötige Längen oder aufgesetztem Humor. Ganz wie in der guten alten Zeit!

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