Review

Ist man ein schlechter Filmkritiker, wenn man ohne Kenntnis des ersten Films der Fortsetzung eine Rezension widmet? Dies gebe ich den Lesern dieser meiner Kritik zu „Wächter des Tages" vorneweg zu bedenken. Ich kenne bis dato weder die literarische Vorlage von Sergej Kukyanenko noch das filmische Erstlingswerk, dennoch oder gerade deswegen glaube ich, eine unvoreingenommene Haltung zu diesem miesen Machwerk einnehmen zu können.

An dieser Stelle bin ich meist geneigt, eines kurzen Abriss der Handlung eines jeden Filmes darzugeben, doch fällt mir das bei „Wächter des Tages" sehr schwer um nicht zu sagen, dass ich einfach nicht durchgeblickt habe. Irgendwie geht es um einen Kampf zwischen Gut und Böse (den Wächtern der Nacht und denen des Tages), der so lange auf Eis liegt, wie ein Gleichgewicht und Waffenstillstand gegeben ist. Der wird jedoch gebrochen als der Sohn von Anton (Konstantin Khabensky) Menschen aussaugt. Das Gleichgewicht kommt ins Wanken und ein Krieg, der den Weltuntergang bedeuten kann, droht...

Mehr habe ich in diesem wirren Spektakel und wilden Potpourri bestehend aus Komödien-, Fantasy- und Thrillerelementen über die Handlung nicht in Erfahrung bringen können. Ein „Kreide des Schicksals" spielt wohl auch noch eine nicht ganz unwesentliche Rolle, fällt mir gerade noch ein. Na ist ja auch egal. Regisseur Timur Bekmambetov nervt jedenfalls in seinem optisch sehr ansprechenden aber inhaltlich völlig wirr dahingerotzten Gruselfilmchen mit einer nervösen Kamera, zu vielen irrelevanten Handlungssträngen und etlichen erklärungsbedürftigen und anscheinend auch voraussetzungsreichen Passagen um eine „zweite Ebene" oder die Verbindungen der Figuren zueinander. Dieses völlig zusammenhanglose und recht austauschbar gespielte Film-Konglomerat mit blassen Figuren wird einzig von einem formal banalen Mix aus durchaus gelungenen Spezialeffekten und einer endlos überstilisierten Optik mit zahlreichen visuellen Kapriolen gekittet, was für eine große Kinoproduktion schlicht zu wenig ist. Die Filmmusik um einige unmotivierte Hardrock-Passagen, die zuweilen Choral- und Orchestral-Passagen weichen müssen, wirkt ähnlich halbgar. „Wächter des Tages" ist nur ein überlanger, ultraflacher Videoclip über das russische High Society-Leben ohne Spannung mit ein paar Leuten mit Superkräften - pseudo-mystisch aufgeblasen. Also schlicht: Schrott.

Fazit
: Überstilisierter, wirrer und mies zusammen gestückelter Blödsinn, dessen Potenzial zwar erkennbar ist, aber völlig verschenkt wird. Trotz des großen Erfolgs der „Wächter"-Filme wird das so nix mit der Steigerung des internationalen Prestiges der russischen Filmindustrie. "Wächter des Tages" ist temporeicher, aber gänzlich kryptischer, plakativer und lächerlich aufgeblasener Gut-gegen-Böse-Trash in Videoclipästhetik. Das ist zumindest meine Meinung...

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