The Green Mile (1996)
Die Bücher, die Stephen King in den 70er Jahren veröffentlichte, umfassen bereits einen Großteil seiner wichtigsten Klassiker. In der 80er Jahren fällt sein Werk bereits durchwachsener aus, Mitte der 90er Jahre erscheint mit "Rose Madder" (1995) ein Roman, der immer wieder zu seinen schwächsten gezählt wird. Bei den Stephen-King-Verfilmungen ist der qualitative Wandel indes sehr viel deutlich abzulesen gewesen. Das zeigt schond er Blick auf die Regisseure: Nach namhaften Größen wie Brian de Palma, Tobe Hooper (dessen Niedergang in die Bedeutungslosigkeit damals noch nicht recht abzusehen war), Stanley Kubrick, George A. Romero, David Cronenberg und John Carpenter inszenierten die King-Verfilmungen bis 1983; in diesem Jahr kamen dann die weniger namhaften Regisseure hinzu, die fortan den Ton angaben, unterbrochen gelegentlich von Rob Reiner, Larry Cohen, nochmals Romero… Eine neue Wahrnehmung der King-Verfilmungen folgte nach Frank Darabonts "The Shawshank Redemption" (1994) und Taylor Hackfords "Dolores Claiborne" (1995), die gerade die andere Seite des vornehmlich als Horror-Bestseller-Autors bekannten Schriftstellers hervorkehrten und mit großem Budget, Stars und Fingerspitzengefühl ins rechte Licht setzten. Kings – von einem kanonisierten Weltliteraten wie Charles Dickens wie auch von einem zeitgenössischen Kollegen wie Michael McDowell inspirierten – Ausflug in den Fortsetzungsroman, "The Green Mile" (1996), nahm sich Frank Darabont dann vor, um ein weiteres King-Gefängnis-Drama in Szene zu setzen, das zwar auf phantastische Elemente setzt und auch Brutalitäten nicht scheut, aber keinesfalls in die Reihe der King-Horrorfilme zu stellen wäre. Der am 6. Dezember 1999 uraufgeführte Streifen erzählt mit Tom Hanks in der Hauptrolle die Geschichte eines Mannes, der in den 30er Jahren im Cold-Mountain-Staatsgefängnis für den Todestrakt zuständig war und dort Zeuge geworden ist, wie ein etwas zurückgeblieben scheinender hünenhafter Schwarzer mit den Initialen Jesu Christi und der Fähigkeit, Wunder zu wirken, als offenkundig Unschuldiger hingerichtet worden ist. Recht sentimental und nicht frei von Kitsch setzt Darabont die rührige Vorlage um, Hanks lässt seinen ganzen Charme spielen, der US-amerikanische Rassismus wird auf denkbar naive Weise dem – vor allem ja auch US-amerikanischen – Publikum schmackhaft gemacht und Thomas Newman lässt schon wie in "The Shawshank Redemption", "The War" (1994), "Phenomenon" (1996), "The Horse Whisperer" (1998) und "Meet Joe Black" (1998) die großen Emotionen auf passend schwülstige Weise zu den harmonischen, edlen erklingen. Das reichte für vier Oscar-Nominierungen und großen Zuspruch von Kritik und Publikum, entpuppt sich ein Vierteljahrhundert später aber doch auch als nicht sonderlich abgeklärter Hollywood-Schwulst der naiven Botschaften, bei dem man inhaltliche Tiefe und künstlerische Raffinesse eher vergeblich sucht. Dennoch: Als effizient komponiertes Massen- und Unterhaltungskino gehört "The Green Mile" zu den Höhepunkten der King-Verfilmungen und der Tom-Hanks-Filme um die Jahrtausendwende herum. Nach "Hearts in Atlantis" (2001) sollte sich dann – zumal die King-Verfilmung "Dreamcatcher" (2003) durch Regie-Legende Lawrence Kasdan künstlerisch gehörig floppte – der Hype um King-Filme erst einmal wieder legen; erst nach Kings Roman "11/22/63" (2011) setzte dann langsam eine neue Welle ambitionierter King-Verfilmungen ein, die sicherlich nicht die letzte bleiben wird.
Mehr zum Inhalt und den Vorzügen und Nachteilen verrät das Review von McClane…
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