Le samouraï (1967)
Er hatte Tom Ripley in René Cléments "Plein Soleil" (1960), die Titelfigur in Viscontis Meisterwerk "Rocco e i suoi fratelli" (1960) und den Piero in Michelangelo Antonionis "L'eclisse" (1962) gegeben; er hatte tragende Rollen in Viscontis "Il Gattopardo" (1962), in Verneuils "Mélodie en sous-sol" (1962) oder Cléments "Paris brûle-t-il?" (1966) verkörpert... Und Luchino Visconti galt als Mentor & Vaterfigur Delons, welcher – trotz der fragwürdigen Äußerungen, die er um 2013 über Homosexuelle machte – eine Art Liebesbeziehung mit ihm gepflegt haben soll, während er eigentlich an Romy Schneider vergeben war.
Dennoch kann man sicherlich behaupten, dass er unter Jean-Pierre Melville als Hauptfigur in dessen "Le samouraï" – der am 25. Oktober 1967 uraufgeführt worden war – die wegweisende Rolle seines Lebens gespielt hatte. Hier entdeckt Delon seinen idealen Rollentypus, hier schließt er im Grunde seine frühere Suche nach neuen Typen ab. Zwar ist es nicht so, dass Delon später nochmals Figuren gespielt hätte, die Jeff Costello, dem Samurai, wahrhaft wesensverwandt gewesen wären. Aber fortan hatte er sich merklich auf Gangsterrollen eingeschossen. Diese Vorliebe erklärte Delon bisweilen über die Vorliebe des Publikums, das ihn in diesen Rollen sehen wollte, und über die eingehenden Drehbuch-Angebote; aber auch über seine angebliche Freundschaft mit ganz realen Gangstern, mit der er gelegentlich kokettierte.
Als dann ein Jahr nach "Le samouraï" die Marković-Affäre einsetzte, war Delons Image perfekt: Nachdem schon im Januar 1966 ein jugoslawischer Leibwächter Delons in den USA (in Mickey Rooneys Räumlichkeiten) erschossen worden war (woraufhin auch ein Freund des Toten, der die Namen der Schuldigen gekannt haben wollte, grausam ermordert worden war), tauchte nun im Oktober 1968 erneut ein toter Leibwächter und Chauffeur Delons auf: verprügelt und durch einen Kopfschuss hingerichtet wurde er gefesselt & geknebelt mit postum zertrümmertem Schädel in einem Müllsack auf einer Müllhalde aufgefunden. Marković, ein mehrfach vorbestafter Jugoslawe mit angeblich dubiosen Kontakten, hatte noch zu Lebzeiten einen Brief verfasst, in welchem Alain Delon beschuldigt wurde, an einem eventuellen Verbrechen gegenüber Marković die Schuld zu tragen. Während der Dreharbeiten zu Jacques Derays "La Piscine" (1969) wurde Delon für einen Tag inhaftiert und einem sechzehnstündigen Verhör unterzogen. Gerüchte über einen Auftragsmord, welchen Delon aus Eifersucht bzw. Rachsucht im Zusammenhang mit einer Art Dreiecksbeziehung in Auftrag gegeben habe, kamen auf. Letztlich schlug die Affäre – über heikle Sex-Partys & eventuelle Erpressungen, über Intrigen & Rufmordkampagnen – hohe Wellen, welche noch die Gaullisten und Georges & Claude Pompidou erreichten. Delon wurde indes wegen eines Alibis zur Tatzeit nicht angeklagt; Mitte der 70er Jahre wurde der Fall Marković zu den Akten gelegt – einen Täter hatte man nicht ausfindig machen können. Delons Ruf kam dieser Skandal jedoch sehr gelegen: Das anrüchige, gefährlich-faszinierende Gangster-Image war perfekt und um 1970 befand sich der charismatische Mittdreißiger eindeutig auf seinem Popularitäts- & Karrierehöhepunkt.
Dass aber "Le samouraï" nicht bloß für Delon, sondern auch für Melville und den Kriminalfilm richtungsweisend war, legt Bretzelburger in seinem Review dar...
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