Ginger Snaps (2000)
Bedenkt man die Popularität von Werwölfinnen in Comics und Groschenromanen – von Ulula in der gleichnamigen Serie in Italien bis hin zu Lupina und Morgana Layton in den hiesigen "John Sinclair"-Heften – so irritiert es schon ein wenig, dass die Werwölfin im Kino eher selten auftauchte. Das Genre wurde erheblich vom "Wolf Man" (1941) geprägt und in Mike Nichols' "Wolf" (1994) war das Tier im Manne durchaus Ausdruck toxischer Maskulinität wie auch in "The Wolf Man" (2025) – und ebenso in "The Company of Wolves" (1984), wo sich allerdings dennoch Werwölfinnen finden ließen. Die Frau schien aber insgesamt inmitten der "Cat People" (1942) besser aufgehoben zu sein, wenn es um Tiermenschen auf der Leinwand ging. Ausnahmen wie "Cry of the Werewolf" (1944) und "She-Wolf of London" (1946), "La loba" (1965) und "La lupa mannara" (1976) stellten rare Ausnahmen dar und oftmals waren Werwölfinnen dann Teil eines Rudels männlicher wie weiblicher Tiermenschen: etwa in dem Triebe verhandelnden "Howling" (1981) und seinen Sequels. In der "Underworld"-Reihe (2003-2016) impliziert zwar die Existenz von Werwolf- und Vampir-Stämmen jeweils männliche wie weibliche Exemplare, aber während die Vampirin über Hauptdarstellerin Kate Beckinsale eindrucksvoll den männlichen Vampiren an die Seite gestellt wurde, blieb von den Werwölfen ein eher männerdominiertes Gesamtbild übrig. Erst im 21. Jahrhundert hatte sich – was zum Teil auch eine Frage von Design und Maske gewesen sein mag – die Werwölfin deutlicher herausgeschält: In "Trick 'r Treat" (2007) oder "I Am Lisa" (2020) wird die Weiblichkeit des Tiermenschen betont zum Thema gemacht. Der Film, der zur Jahrtausendwende am eindringlichsten in diese Kerbe schlug, war der am 1. August 2000 uraufgeführte "Ginger Snaps" von John Fawcett nach einem Buch von Karen Walton: Die Lykanthropie steht hier deutlich im Zusammenhang mit Coming-of-Age-Prozessen, dem Beginn der Menstruation, dem Sexualtrieb… Der Mix aus neu aufblühendem Teenie-Horror, Coming-of-Age-Drama und schwarzhumoriger Ironie erfand zwar das Rad nicht neu, münzte aber das Motiv des Werwolfs am bis dahin gelungensten auf das Thema Weiblichkeit um.
Mehr zum Inhalt und den Qualitäten des Film verrät das Review von buxtebrawler …
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