A Chump at Oxford (1940)
Laurel & Hardy - hierzulande gerade älteren Generationen unter der von den populären US-Komikern nicht gebilligten Bezeichnung Dick & Doof bekannt, was in Verbindung mit oftmals mies bewerkstelligten deutschen Versionen zu einem verfälschenden Zerrbild führte - zählen mit Charlie Chaplin, Buster Keaton, Harold Lloyd und den Marx Brothers zu den berühmtesten Komikern des klassischen Hollywoodfilms. Über einhundert Filme haben beide Stars miteinander gedreht und als Komikerduo - vor allem aufgrund von Stan Laurels Einfällen - nach anfänglichem Probieren schnell eine so harmonische, wie erfolgreiche Figurenzeichnung entwickelt, die sie fortan durchgezogen haben. Die Beziehung, in welcher ihre Kunstfiguren zueinander, zur Tücke der Objekte in ihrer nächsten Umgebung und zu Autoritätspersonen und Frauen (was bei ihnen mehr oder weniger dasselbe bedeutet) stehen, weist zugegebenermaßen nicht die anarchische Kraft der Marx Brothers oder die gesellschaftskritischen Ambitionen von Chaplin oder Keaton auf; das hat, zumal ihnen unter wechselnden Regisseuren die inszenatorische Brillanz eines Chaplin - der ja vor allem auch Regisseur und nicht bloß Hauptdarsteller seiner Filme war - abging, ein wenig dazu geführt, dass Laurel & Hardy gerade von jenen, die sich nicht ernstlich mit ihnen auseinandersetzen, mit anspruchslosem Klamauk in Verbindung gebracht werden (wozu in Deutschland gerade auch die bereits erwähnte Vermarktung beigetragen hat). Doch gerne wird übersehen, dass Laurel & Hardy auf dem Gebiet des slapstick Höhepunkte und innovative Pionierleistungen bewerkstelligt haben, dass sie den Einsatz von Mimik und Gestik zu einer seltenen Perfektion getrieben und den Sprung vom Stumm- in den Tonfilm mit Bravour gemeistert haben und dass sie - meist über das Hinzuziehen einiger regelmäßig wiederkehrender Nebenfiguren - durchaus clever Grundzüge menschlichen Verhaltens ad absurdum führen. Der väterliche, stets (vergeblich & unbeholfen) um Anpassung an Etikette und gängige Normen bemühte Ollie und der kindlich-einfältige Stan üben aneinander oder mit ihrer Umgebung regelmäßig ihre berüchtigten tit for tat-Spielchen aus, in denen sie Schadenfreude und latenten Sadismus gleichermaßen befriedigen und bloßstellen, sie demonstrieren in ihrer Unangepasstheit nicht bloß das Bild eigener Unfähigkeiten, sondern - wenngleich weniger deutlich - auch die Starre der von der Gesellschaft auferlegten Anforderungen. Dennoch sind sie eher die liebenswerten Prügelknaben des Kleinbürgertums und weniger anarchische Rebellen gegen die Norm, was ihre Qualitäten in der Tat in allererster Linie formaler Art sein lässt. Dabei war das Kurzfilmformat ihre bevorzugte Spielwiese, was sich selbst noch an ihren Langfilmen erkennen ließ, in denen vor allem episodenhafte, nur lose verknüpfte Abläufe den Ton angaben.
"A Chump at Oxford" ist einer ihrer Langfilme - und zwar einer der letzten, denen Relevanz zuzusprechen ist. Es ist der vorletzte Film aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit dem Produzenten Hal Roach, welche schließlich mit dem weit schwächeren "Saps at Sea" (1940) ihren Abschluss fand. Dieser Phase, zu der auch ihre vermutlich besten Langfilme "Way Out West" (1937) und "Blockheads" (1938) zählen, sollte eigentlich eine kreativere, freiere Phase folgen, in der Stan Laurel sein Talent stärker zu entfalten gedachte, aber es folgte schließlich eine schwache Phase von Abschiedsvorstellungen, in denen mäßige Drehbücher und fehlender Raum für Improvisationen unter neuen Produzenten & Regisseure nicht mehr auszugleichen waren. "A Chump at Oxford" ist nochmals prall gefüllt mit Highlights aus ihrem Standard-Repertoire, mit grotesken Betrügereien und haarsträubenden Ungeschicklichkeiten, die sie alsbald nach Oxford verschlagen, wo sie sich unter anderem rüden Scherzen der Studentenschaft ausgesetzt sehen. Und im Finale dieses ausgesprochen kurzweiligen Einstünders zeigt sich noch einmal, wie abhängig diese beiden - sich nicht immer zu ihren Gunsten ergänzenden - Gestalten doch sind, da Stan zu Ollies Leidwesen durch einen Schlag auf den Hinterkopf zum wortgewandten und seriösen Lord Paddington mutiert. Das alles wurde zudem hübsch ausgestattet und von Alfred J. Goulding kompetent in Szene gesetzt und weist darüber hinaus nicht bloß James Finlayson in einer Nebenrolle als obligatorischen Kontrahenten des Duos auf, sondern auch einen noch sehr jungen Peter Cushing, den natürlich vor allem Hammer-Horror- & "Star Wars"-Fans in ihr Herz geschlossen haben.
Der Film liegt in diversen Veröffentlichungen vor, aber Laurel & Hardy Fans dürften wohl am ehesten mit der inzwischen vergriffenen Laurel & Hardy 10er-Box - Fassungseintrag von eltopo - oder der neueren Dick & Doof Collection 1 von Kinowelt - Eintrag von gül - glücklich werden.
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