Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Tony Buis großer Erfolg mit Harvey Keitel

Stichwörter: 1990er Bui Drama Jubiläum Keitel Klassiker Spielfilm USA Vietnam

Three Seasons (1999)

Tony Bui ist nicht unbedingt der umtriebigste Filmschaffende: Mit "Lucy Comes Home" (2024) soll in diesem Jahr ein schon vor Jahren angekündigter Dokumentarfilm herauskommen, an dessen Buch er beteiligt war; davon abgesehen war seine letzte Arbeit auf dem Filmsektor seine zweite Regiearbeit bei einem Langfilm, "The Throwaways" (2015). Der am 23. Januar 1999 beim Sundance Film Festival uraufgeführte "Three Seasons" hat sich aber längst als einer der sehenswertesten US-Filme der 90er Jahre in die Filmgeschichte eingeschrieben. Dabei drehte der 1973 in Saigon geborene, aber 1975 unmittelbar vor dem Fall Saigons mit seinen flüchtenden Eltern in die USA gelangte Filmemacher in seiner Geburtstadt, die nun den Namen Ho-Chi-Minh-Stadt trug. Doch der Blick ist dabei freilich auch ein westlicher: mit Harvey Keitel als zurückkehrendem GI kommt auch eine der Hauptfiguren aus den USA, wo Bui bald in der Videothek seines Vaters seine Liebe für das Kino entwickelte. Man merkt dem sanften Film seine tiefe Cinephilie an, während im Vordergrund aber eine (bzw.: nicht bloß eine) Gesellschaft steht, die eine gute Generation nach dem Ende des Vietnam-Krieges – dem der Kambodschanisch-Vietnamesische Krieg ebenso folgen sollte wie der Chinesisch-Vietnamesischer Krieg – erst seit Kurzem einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine steigende Kriminalität erlebte. Entsprechend steht die Identitätsfindung inmitten solcher Umbruchserfahrung im Mittelpunkt, die Tony Bui gewissermaßen kaleidoskopisch entfaltet: Da träumt eine Prostituierte von einer besserer Zukunft, derweil ihr Rikschafahrer auf ihre Liebe hofft; da wird ein kleiner Junge, der auf der Straße handelt um das nötige Geld nachhause zu bringen, bestohlen, wohingegen ein zurückkehrender GI seine junge Tochter sucht und findet; und da ist das Mädchen, das aus dem Garten eines leprakranken Dichters die schönste Blüten in die Stadt bringt ... Und in den Kontrasten zwischen all diesen Einzelschicksalen sowie in der Diferenz zwischen den kleineren oder größeren Gegebenheiten einerseits und den Sorgen und Träumen andererseits tut sich für einen doch der Hauch einer Ahnung auf, wie viel Fragilität solch eine junge Nachkriegsgesellschaft mit einer sicherlich traumatischen Vergangenheit noch durchzieht. Dafür gab es dann beim Sundance Film Festival auch den Publikumspreis und den Großen Preis der Jury.
Entsprechend positiv äußert sich auch specialk in ihrem Review.


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme