Scene from the Elevator Ascending Eiffel Tower (1900) & Plate-forme mobile et train électrique (1900)
Die entfesselte Kamera gilt als ein Produkt der 20er Jahre, die Kamerfaht mittels Kamerawagen als ein Produkt der 1910er Jahre, die etwas klobige Kamerabewegung (meist einfache, leicht stockende Schwenks) als ein Produkt der 00er Jahre. Zuvor schon gab es die phantom rides, die auf fahrenden Zügen aufgenommenen Aufnahmen, die meist Landschaftspanoramen festhielten. Es gab aber auch Variationen dieser phantom rides, die auf andere Fortbewegungsmittels, darunter Boote und Ballons, zurückgriffen. Im August 1900 kommt James H. Whites "Scene from the Elevator Ascending Eiffel Tower" heraus, der vier kombinierte Aufnahmen aus dem Fahrstuhl des Eiffelturms zeigt: Zunächst schieben sich bloß die Verstrebungen des Turms durch das Bild, während im Hintergrund ein zunächst diffuses Objekt allmählich weiter in die Ferne rückt und sich dabei in der Aufsicht allmählich als Gebäude entpuppt. Enden wird der Film dann mit einer Vogelperspektive, die auf das Gewimmel auf der symmetrisch in Szene gesetzten Straße herabblickt. Es verwundert nicht sonderlich, dass die moderne Filmtechnik, deren auffälligstes Merkmal sicherlich die Bewegung war, ein Interesse an den etwa gleichaltrigen Phänomenen technischer Fortbewegung zeigte: wie zum Beispiel dem Aufzug im Eiffelturm. Die am 24. Juni 1900 aufgenommene Lumière-Produktion "Plate-forme mobile et train électrique" richtet ihr Interesse auf das Trottoir roulant, den 1893 für die Weltausstellung in Chicago und im Jahr 1900 für die Pariser Weltaustellung konstruierten Fahrsteig. Gefilmt am Place de l'École Militaire der Ausstellung, sind gleich zwei Attraktionen zu sehen: neben dem Fahrsteig auch die elektrische Eisenbahn. Allerdings bleibt die Kamera hier statisch: ein Eindruck, der allerdings allmählich schwindet, je mehr neben dem von links nach rechts vorbeiziehendem Geländer mit stehenden Passagieren auch die Bewegung eines Zuges den statischen Hintergrund mit der Häuserfassaden überlagert. In der zweiten Hälfte hat man es dann mit zwei gegensätzlichen Bewegungen zu tun, wenn der Zug zunächst auch von links nach rechts ins Bildfeld kommt, dann eine Kurve vollführt und auf die Kamera zufährt, um vor dem Fahrsteiggeländer schließlich wieder nach links aus dem Bildfeld zu verschwinden, derweil weiterhin Fahrsteig-Passagiere von links nach rechts vorbeiziehen. Beide Filme sind (als technische Errungenschaften der Moderne) fasziniert von den technischen Errungenschaften der Moderne und der damit einhergehenden Beschleunigung und dan automatisierten Bewegungen. Und beide setzen sich von den vergleichsweise einfachen, wenngleich oftmals ganz bezaubernden phantom rides ab und liefern jeweils mit die erstaunlichsten Bewegtbilder des Jahres.
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