Malèna (2000)
Mit der Literaturverfilmung "La leggenda del pianista sull'oceano" (1998) und ihrer Hauptfigur Novecento ließ Giuseppe Tornatore das 20. Jahrhundert ausklingen. Mit dem am 26. Oktober 2000 uraufgeführten "Malèna" meldete er sich wieder zurück und ließ erkennen, dass der epische "La leggenda del pianista sull'oceano" (1998) keinesfalls als Abkehr vom endenden Jahrhundert gedacht war. Ganz im Gegenteil: Die Melancholie, mit der Tornatore gealterte Figuren den Ballast ihres langen Lebens mit sich herumschleppen ließ, und das Faible für historische Settings nahm bei Tornatore, der im Mai 2000 bereits 44 Jahre alt geworden war, im 21. Jahrhundert noch zu. "Malèna" ist so ein Historienfilm: ein fellinesker Film, wie so manche Tornatores, und besonders an Fellinis "Amarcord" (1973) geschult. Auch "Malèna" ist ein Film des Erinnerns, auch "Malèna" ist im faschistischen Italien angesiedelt und auch "Malèna" handelt von einer – hier titelgebenden – Überfrau, die die Fantasien der heranwachsenden Hauptfigur beflügelt. Monica Bellucci spielt diese Malèna Scordia, Giuseppe Sulfaro den pubertierenden Renato, der in und nach dem Krieg miterlebt, wie die begehrte Frau, die darauf wartet, dass ihr Mann aus dem Krieg zurückkehren wird, wegen ihrer Reize eine Sonderrolle im Ort spielt und gerade bei den Frauen auf Abneigung stößt, die sich zu bösartiger Häme entwickelt, wenn Malèna in den letzten Kriegsjahren Sicherheit und Würde verliert – um in Nachkriegszeiten einen Neuanfang zu beginnen, bei dem ein gewisses Grundmisstrauen in die Mitmenschen durchaus begründet erscheint. Und doch nimmt Tornatores Film ein versöhnliches Ende, entlässt die Titelfigur, die Hauptfigur und auch das Publikum nichtsdestotrotz mit etwas Zuversicht, Hoffnung und Fröhlichkeit. Ennio Morricones Soundtrack und Lajos Koltais Kamera sicherten sich ihrerzeit Oscar-Nominierungen, der Film selbst stieß auf insgesamt wohlwollende Resonanz bei Publikum und Filmkritik. Den Status, den seinerzeit (oder heute) ein "Cinema Paradiso" (1989) besitzt, sollte "Malèna" allerdings nicht vergönnt sein.
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