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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: King Vidor verfilmt Ayn Rand

Stichwörter: 1940er Cooper Drama Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Rand Spielfilm USA Vidor


The Fountainhead (1949)
Es mag die Erfahrung der Enteignung in der Nachfolge der Oktoberrevolution gewesen sein, die dafür gesorgt hatte, dass aus Alisa Zinovyevna Rosenbaum werden sollte, was sie wurde: Ayn Rand. Rand vereinigte unter ihrer Idee eines Objektivismus eine Gemengelage aus Individualismus, Egoismus, Marktliberalismus, Kapitalismus, die sie in ihren immens erfolgreichen Romanen an den Mann brachte. Zu ihren Befürwortern zählen unter anderem strittige Persönlichkeiten wie Anton LaVey, Alan Greenspan, Elon Musk, Jeff Bezos und Donald Trump, wohingegen sie für eher altruistisch orientierte Personen zu den schrecklichsten Frauen des 20. Jahrhunderts gehören dürfte. Rand bleibt bis heute immens erfolg- und einflussreich – was Symptom oder Teilursache einer Gesellschaft sein mag, in der Armut ein gravierendes Problem darstellt, derweil alle den Traum einer Millionärswerdung des Tellerwäschers träumen –, aber ebenso eine Hassfigur für die einen wie eine Ikone für die anderen. Dass sie an ihrem Lebensende von Sozialleistungen profitierte, machte es ihren Widersacher(inne)n letztlich einfach, sie zu diskreditieren. Aufgrund ihrer kontroversen Philosophie tun sich Cinephile mitunter auch mit dem am 25. Juni 1949 uraufgeführten "The Fountainhead" schwer, den King Vidor nach Ayn Rand drehte. Dass – auf Rands Weisung – Hauptdarsteller Gary Cooper gegen Ende einen etwa sechsminütigen Monolog führte, wird bisweilen als offensichtlichste Schwachstelle des Films genannt, der allerdings durchaus auch große Momente aufzuweisen hat: Das vor Häuserfassaden vorbeiziehende Rote Kreuz auf der Fensterscheibe eines Krankenwagens etwa ist eine erstaunlich avantgardistische Einstellung in diesem Classical-Hollywood-Streifen. Und überhaupt: Man kann "The Fountainhead" auch gegen den Strich lesen: wie bei einem Michael Kohlhaas, der in seinem Wunsch nach Gerechtigkeit Schreckliches entfaltet, darf mach sich bei dem Architekten Howard Roark (Cooper), dem "Mann wie Sprengstoff" durchaus Gedanken machen, ob seine künstlerische Selbstentfaltung es tatsächlich gestattet, dass er die nicht genehme Umsetzung seines Werkes mit einer Sprengung des Baus quittiert … Man muss ja nicht zum selben Schluss kommen wie Rand, deren Durchsetzung des langen Monologs dem kraftvollen Film tatsächlich eine Schwäche beschert.



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