American Psycho (2000)
Bret Easton Ellis' "American Psycho" (1991) ist sicherlich einer der größten Skandalromane der 90er Jahre. Hierzulande wurde er vorrübergehend indiziert – und das bei einem so renommierten Verlag wie Kiepenheuer & Witsch. Die drastischen, zu weiten Teilen frauenfeindlichen Fantasien, die der Yuppie Patrick Bateman als Erzähler in seitenlangen Passagen mitteilt, gehen mit den vulgären Beschreibungen von ausgesprochen perverser Folter und Mord an Prostituierten, Kindern oder Kollegen unter die Haut und stoßen in ihrer Geschmacklosigkeit erheblich vor den Kopf. Zugleich stehen sie im herben Kontrast zur sauberen, gelackten Oberfläche der Marken-Anzüge, -Kosmetika und Visitenkarten, mit denen Bateman sich umgibt und mit denen er in der Masse ähnlich identitätsloser Mitmenschen verschwindet. Zur Überraschung nicht weniger Fans des als unverfilmbar gehandelten Romans wurde dessen Verfilmung dann ausgerechnet von einer Frau gestemmt (was heutzutage freilich weit weniger ungewöhnlich erscheinen würde): Mary Harron, die schon mit "I Shot Andy Warhol" (1996) von sich reden machte, eignete sich den Stoff an, der nicht zuletzt auch von gestörten Geschlechterverhältnissen handelt, welche sich wie ein roter Faden durch Harrons Filmografie ziehen. Ihr am 21. Januar 2000 aufgeführter "American Psycho" ist eine überraschend gut verdauliche Satire geworden, die Schmerzen und Qualen weitgehend abmildert, die Gewaltakte nicht all zu grafisch aufbereitet und sie mit bösem Witz auflockert. Christian Bale gibt den Serienkiller dabei so eisig wie geschmeidig. Jared Leto, Justin Theroux, Chloë Sevigny, Reese Witherspoon und Willem Dafoe runden den Cast ab, was angesichts der Marken-, Marketing- und Konsum-Spitzen des Stoffes kaum ohne Ironie registriert werden kann. Was ja auch schon für das massentauglichere Aufbereiten der Gewalt gilt. Durch das Wegbrechen dieser skandalheischenden Tiefschläge, die Ellis' Roman eine Dekade zuvor noch ausmachten, mag Harrons "American Psycho" daher weniger unbequem erscheinen, die Satire auf seelenlose Yuppie- und Wallstreet-Dekadenz funktioniert aber auch hier.
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