What Lies Beneath (2000)
Damit Tom Hanks einen überzeugenden Robinson-Crusoe-Nachfolger in "Cast Away" abgeben konnte, musste er sich einen ungepflegten Vollbart zulegen und vor allem stark abnehmen. Regisseur Robert Zemeckis und sein Filmteam nutzten die Zwangspause auf äußerst produktive Weise, indem sie einfach in der Zwischenzeit einen ganzen Film abdrehten: den am 18. Juli 2000 uraufgeführten "What Lies Beneath" – oder wie er eingedeutscht wurde: "Schatten der Wahrheit".
Dabei konnte Zemeckis auf ein großartiges und sehr zuverlässiges Schauspielerduo zurückgreifen: Michelle Pfeiffer und Harrison Ford spielen das Ehepaar Claire und Norman – er erfolgreicher Wissenschaftler, sie Hausfrau. Da ihre Tochter ausgezogen ist, hat Claire viel Zeit für sich. Zu viel Zeit? Die Nachbarn streiten laut, und als der Mann eines Nachts etwas in den Kofferraum seines Wagens legt, das ein Leichensack sein könnte, ist sie alsbald überzeugt davon, dass ein Mord geschehen ist. "Das Fenster zum Hof" lässt grüßen. Alsbald erhält die zunächst, wie es scheint, nach dem Thriller-Malbuch sich langsam entwickelnde Geschichte eine übersinnliche Komponente, wenn der tote Geist der vermeintlich Ermordeten ins Spiel kommt und Kontakt mit Claire aufzunehmen versucht. Hier wird auch dem durch "The Sixth Sense" kurz zuvor losgetretenen Geisterfilm-Boom Rechnung getragen.
Mehr sollte man nicht verraten, denn "Schatten der Wahrheit" erweist sich als recht wendungsreich und mag mitunter etwas durchsichtig sein, aber sobald die Katzen aus dem Sack sind und endlich klar ist, was hier gespielt wird, dreht Zemeckis im letzten Viertel richtig auf und zeigt in seiner Inszenierung, dass er Hitchcock wirklich gut studiert hat. Wie damals mit Jeffries (James Stewart) in "Das Fenster zum Hof" identifiziert sich der Zuschauer mit Claire und möchte ihren sich zurechtgebastelten Erklärungen glauben. Wenn sie schließlich selbst in Gefahr gerät, kostet Zemeckis das genüsslich aus, dehnt Szenen geradezu über Gebühr aus und scheut sich nicht davor, auch mal auf einen billigen Schockeffekt zu setzen.
"Schatten der Wahrheit" mag so letztendlich keine neuen Maßstäbe setzen, weil er sich als Hitchcock-Hommage begreift und mehr gar nicht sein will, ist aber wohltuend in seinem langsamen Spannungsaufbau und von routinierter Hand inszeniert. Und tolle Schauspieler hat er noch obendrein.
Registrieren/Einloggen im User-Center