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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Antonionis zweiter US-Film

Stichwörter: 1970er Antonioni Drama Frankreich Italien Jubiläum Klassiker Literaturverfilmung Nicholson Peploe Schneider Spanien Spielfilm USA


Professione: reporter (1975)
Der am 28. Februar 1975 uraufgeführte "Professione: reporter" ist ein Film, der zum Erscheinen noch vergleichsweise wenig Zuspruch erhielt, 30 Jahre später aber beim Re-Release (gerade auch der euroäischen Fassung auch im amerikanischen Raum) enormen Zuspruch von Seiten der Kritik erhielt. Besetzt mit Jack Nicholson, der über Jahre die Rechte am Film hielt, ist "Professione: reporter" sicherlich Antonionis größte Annäherung an ein breites Publikum, dem er sich freilich ansonsten nicht weiter anbiederte. Im Grunde verfolgt "Professione: reporter" ein persönliches Leitmotiv aus Antonionis Karriere weiter: So wie in "L'avventura" (1960) die vermeintliche Hauptfigur aus der Handlung verschwand, durchliefen auch spätere Hauptfiguren Rückzugsbewegungen: In "Blow Up" (1966) verliert sich David Hemmings in der fixen Idee, Zeuge eins Mordes geworden zu sein, die sich zunehmend über die Wirklichkeit legt; und in "Zabriskie Point" (1970) ziehen sich die Hauptfiguren aus der Gesellschaft, die sie kritisieren, in die Wüste zurück, einem Ort der Utopien. Bei den Dreharbeiten kam es auch zu Begegnungen mit Dennis Hopper und Jack Nicholson, die ihrerseits gerade an "Easy Rider" (1969) arbeiteten. Daraus sollte sich später eine Zusammenarbeit zwischen Nicholson und Antonioni ergeben. Es handelte sich um die zweite US-Arbeit des Regisseurs und zugleich um den Abschluss eines Drei-Filme-Deals mit MGM, der auch "Blow Up" und "Zabriskie Point" umfasste. Eigentlich hatte Antonioni das kostenspieligere Projekt "Technically Sweet" in Angriff nehmen wollen, was sich dann aber nach dem kommerziellen Misserfolg von "Zabriskie Point" zerschlagen sollte. Stattdessen drehte Antonioni nach einer Literaturvorlage von Mark Peploe, dem Bruder seiner früheren Partnerin, "Professione: reporter": Hier ist es Locke (Jack Nicholson), der als Reporter und Ehemann seinem eigenen Leben zu entfliehen beschließt, als er in einem Hotel im Tschad einen toten Geschäftsmann und Waffenhändler auffindet, der ihm gleicht. Dessen Identität übernimmt Locke, in dessen Leben mit Maria Schneider bald auch eine neue Frau tritt. Doch der Film schildert keinen Prozess einer gelingenden Neuerfindung, sondern er springt zeitlich vor und zurück, um viel eher aufscheinen zu lassen, dass diese Flucht vor dem eigenen Leben an sich zum Scheitern verurteilt ist. Berühmt ist – wie so oft bei Antonioni – das Ende des Films, an dem in einer langen Einstellung die Kamera das Hotelzimmer, in dem Locke sein Leben lassen wird, durch das vergitterte Fenster verlässt, um nach der Erkundung des Außenraums wieder in besagtes Zimmer zurückzukehren: eine der prominentesten Plansequenzen und Leerstellen zugleich.
Mehr? Review von HappyHarry mit dem Harten



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