2001: A Space Odyssey (1968)
Zwischen den satirischen Science Fiction-Meisterwerken "Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb" (1964) und "A Clockwork Orange" (1971) lieferte Stanley Kubrick - inspiriert von Pavel Klushantsevs Filmen - seinen vielleicht eigensinnigsten Streifen ab: den am 2. April 1968 uraufgeführten "2001: A Space Odyssey".
Lose auf Arthur C. Clarkes Story "The Sentinel" (1951) basierend, welche Clarke und Kubrick in ein Drehbuch umschrieben - wobei Clarke gleich auch noch in Absprache mit Kubrick die Romanversion "2001: A Space Odyssey" (1968) verfasste –, ist Kubricks Film ein sperriger, formvollendeter Gigant geworden, der nicht bloß tricktechnisch das Genre revolutionierte, sondern auch von jedweden Genreschablonen Abstand nahm, was in diesem Genre zuvor allenfalls noch Chris Marker mit "La jetee" (1962) gelungen war. Herausgekommen ist ein ausgesprochen dialogarmer Film, dessen Jahrtausende umfassende Handlung großen Teilen des Publikums nicht sehr verständlich zu sein schien und der noch dazu immer wieder auf lange Passagen reiner Sinnlichkeit setzte, welche zum Teil überdeutlich der psychedelischen Drogen- & Popkultur jener Zeit geschuldet sind. Es ist ein beinahe schon avantgardistischer Genrefilm geworden, der im Rahmen einer drei- bis vierjährigen (Vor-)Produktionsgeschichte unter allerlei Anstrengungen entstanden ist und Kubricks Ruf, ein perfektionistisches enfant terrible und ein wahrer Despot am Set zu sein, noch verfestigte: Der ursprüngliche Fertigstellungstermin wurde um 16 Monate überzogen, das Budget schnellte von 6 Millionen auf mehr als 10 Millionen Dollar, NASA-Mitarbeiter wurden zuhauf eingespannt und sollten realistische Kulissen gewährleisten, Douglas Trumbull - der später berichtete, dass gedrehtes und verwendetes Material im Verhältnis von 200:1 gestanden hätten - tüftelte als einer der vielen FX-Spezialisten (zu denen auch noch Wally Veevers gehörte) lange Zeit an neuartigen Lichteffekten, Alex Norths ursprüngliche Filmmusik wurde von Kubrick nach längeren Debatten völlig verworfen und einigen Crew-Mitgliedern (wie Jane Birkins Bruder Andrew Birkin) zufolge ließ Kubrick gar - auf nicht ganz legalem Wege! - geschützte Bäume fällen und zum Set transportieren. Und noch nach ersten internen Vorführungen, ja selbst noch nach der Premiere fertigte Kubrick jeweils eine neue Schnittfassung an. (2010 wurden die nach der Premiere entfernten Aufnahmen von rund 17 Minuten Länge wiederentdeckt, bislang aber noch nicht veröffentlicht.) Und vor seinem Tod plante er noch die Restaurierung des Films für die Wiederaufführung im Jahr 2001.
Zu diesem Zeitpunkt war "2001: A Space Odyssey" längst als absolutes Meisterwerk in die Filmgeschichte eingegangen: Der Schnitt vom geschleuderten Knochen auf eine kreisende Raumstation ist zu einer der populärsten Montagen der Filmgeschichte geworden, das Sternenkind am Schluss des Films (der nach dem pessimistischen Ende von "Dr. Strangelove" ein ausgesprochen optimistisches Ende bietet) ist geradezu ikonisch geworden; kaum ein Film wurde derart häufig besprochen und zitiert, nur wenige Werke tauchen ähnlich häufig in diversen Bestenlisten auf. Und der Taschen-Verlag hat mit Piers Bizonys "The Making of Stanley Kubrick's '2001. A Space Odyssey'" (2015) vor wenigen Jahren eine der schönsten Veröffentlichungen zu diesem Film herausgebracht.
Äußerst begeistert äußert sich auch Vargtimmen in seinem Review.