Die Unberührbare (2000)
Als Drehbuchautor war Oskar Roehler in den 90er Jahren bereits an den Schlingensief-Filmen "Terror 2000 - Intensivstation Deutschland (1992) und "Die 120 Tage von Bottrop" (1997) beteiligt. Als Regisseur setzte er zwar schon in der zweiten Hälfte der 90er Jahre auf exzessive Szenen, mauserte sich aber erst im 21. Jahrhundert zum breitenwirksam erfolgreichen skandalheischenden Filmemacher mit Vorliebe für das Schrille und Krawallige: "Suck My Dick" (2001) provozierte schon im Titel, mit "Fahr zur Hölle, Schwester!" (2002) und "Lulu & Jimi" (2009) variierte er große US-Vorbilder auf recht schräge Art und Weise, sein wohl beliebtester Streifen "Agnes und seine Brüder" (2004) ist reich an Szenen zum Fremdschämen, "HERRliche Zeiten" (2018) spielte ungeniert mit dem Tabubehafteten und Anstößigen und mit "Enfant Terrible" (2020) und "Bad Director" (2024) erhob er zuletzt streitbare Filmregisseure zu kuriosen Hauptfiguren. Dagegen mutete der am 20. April 2000 uraufgeführte "Die Unberührbare" recht ernsthaft und intim an: Das Drama machte Roehler schlagartig bekannt und etablierte ihn hierzulande als gewichtigen Filmemacher, dem fortan die Aufmerksamkeit von Kritik ud Publikum weitgehend sicher war. Roehler zeichnete in dem Film – mit Hannelore Elsner in der Rolle der Schriftstellerin Hanna Flanders – das Lebensende seiner Mutter, der Schriftstellerin Gisela Elsner, nach, die nach dem Mauerfall Halt und Perspektive verliert und sich schließlich das Leben nimmt. Der ernste, tragische Ton, eine ungeschönte Härte, die schroffen s/w-Bilder: all das erregte Aufsehen – ließ aber, wie sich rückblickend zeigte, kaum Schlüsse auf spätere Roehler-Filme zu, in denen das Ironische, Groteske oder Absurde stärker in den Vordergrund rückte.
Voll des Lobes ist das Review von ansuz99…
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