Christus (1916)
Der von 1910 bis 1943 als Filmregisseur tätige Giulio Antamoro besitzt heutzutage nur noch sehr geringe Bedeutung & Bekanntheit: Als Regisseur der ersten Carlo Collodi-Verfilmung "Pinocchio" (1911), der ersten Verfilmung von Schillers "Don Carlos" (1787) ("Don Carlos" (1921)) und als Regisseur eines der ersten Filme mit Werwolf-Motivik ("Il Lupo" (1917)) fällt sein Name bisweilen durchaus noch, in erster Linie gilt Antamoro allerdings als Schöpfer diverser biographischer Historienfilme mit oftmals religiösem Anstrich: "Frate Francesco" (1927), "Antonio di Padova, Il santo dei miracoli" (1931) und "Fanfulla da Lodi" (1940) seien als Beispiele genannt...
Doch der – angeblich in Spanien am 08. April 1916 uraufgeführte – "Christus" ist fraglos Antamoros großer Wurf: Eine aufwändig gefilmte Reihung von tableaux vivants, entstanden unter anderem in Ägypten und Palästina, sich einreihend in die vielen Christus- & Passionsspiele, mit denen sich der Spielfilm schon seit der Jahrhundertwende als seriöses Medium zu präsentieren gedachte... Jerzy Toeplitz ordnete Antamoros Werk in seiner umfangreichen Filmgeschichte unter den wichtigsten Christus-Filmen der frühen Stummfilmzeit ein; und Paolo Cherchi Usai sah in Antamoros Christus-Film einen der bedeutendsten Auftritte des Katholizismus im italienischen Monumentalfilmekino der 1910er Jahre... Dennoch steht eine Wiederentdeckung durch ein breiteres Publikum noch aus: und das, obwohl die Darstellerin Leda Gys hier in der Rolle der Madonna ihren großen Durchbruch erlebte.
Ännchen von Tharau bespricht das vergessene Kleinod in einem lesenswerten Review.
Registrieren/Einloggen im User-Center