Le vieux fusil (1975)
Wenn es um die Qualitäten von Robert Enrico geht, dann werden vor allem seine frühen, kurzen Ambrose-Bierce-Verfilmungen genannt: "La rivière du hibou" (1962), "Chickamauga" (1962) und "L'oiseau moqueur" (1962). Populären waren freilich seine Langspielfilme mit Starbesetzung, wobei insbesondere der am 22. August 1975 uraufgeführte "Le vieux fusil" vorerst im kollektiven Gedächtnis geblieben ist. Das liegt freilich nicht allein an Philippe Noiret und Romy Schneider in den tragenden Rollen, sondern an der Vehemenz, mit dem hier beide gegen ihr Image anspielen: Schneider spielt die Gattin des Chirurgen und Resistance-Mitgliedes Julien Dandieu, die im letzten Kriegsjahr von Nationalsozialisten vergewaltigt und grausam per Flammenwerfer ermordet wird. Dandieu, dem zugleich auch die Tochter genommen wurde, sinnt nun auf Rache; und im Alleingang tötet der sonst so friedfertige Mann auf teils nicht minder viehische Art auf dem ländliche Schlossgelände, wo er seine Familie sicher glaubte, einen SS-Mann nach dem anderen. In Zeiten, in denen ein "Inglourious Basterds" (2009) eines Quentin Tarantino teils enthusiastisch gefeiert wird, mag man wohl positiver auf Enricos Film zurückblicken, der sich mit seiner Rachegeschichte eher in der Tradition von "Witchfinder General" (1968) und "Straw Dogs" (1971) als im Umfeld des zeitgenössischen Selbstjustiz-Thrillers "Death Wish" (1974) ansiedeln lässt und der zu seiner Zeit – gerade auch hierzulande – recht umstritten aufgenommen wurde: Ein Lino Ventura hatte seinerzeit die ihm angebotene Hauptrolle wegen des Gewaltgrades noch zurückgewiesen. Und es war sicherlich kein Zufall, dass ausgerechnet ein anderer hochumstrittener Skandalfilm ihn vor über 30 Jahren zitierte, nämlich "C'est arrivé près de chez vous" (1992).
Mehr zum Film verrät das Review von Marco73…
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