Das Andechser Gefühl (1975)
Vor etwa drei Jahren ist Herbert Achternbusch verschieden; ganze 20 Jahre nach Erscheinen seines letzten Films. Bis dahin war der vor allem auch als Schriftsteller umtriebige Regisseur ein Kuriosum des deutschen Films – oder besser: des bayerischen Films. Denn die Filme sind gespeist aus einer bayerischen Identität, wobei sich Achternbusch immer wieder an genau dieser auch rieb und abarbeitete. Achternbusch provozierte, mit Vorliebe Institutionen wie die Kirche oder die CSU. Und seine Filmfiguren verließen des heimische Bayern dann auch schon einmal wegen emotionaler Kälte und nahmen stattdessen Grönland ins Auge. Gipfelpunkt seiner Karriere war sicherlich "Das Gespenst" (1982): Die Geschichte eines auferstandenen Jesus, der unter anderem auf dem Viktualienmarkt nach Scheiße sucht, um zwei Polizisten mit Verstopfung zu helfen, erregte nicht nur die Gemüter, sondern gleich einen handfesten Skandal, sah sich doch CSU-Größe Friedrich Zimmermann genötigt, die zugesagte Prämie teilweise zurückzuziehen und darüber hinaus der deutschen Filmlandschaft mit neuen Preisgeld-Regelungen massiven Schaden zuzufügen. Achternbuschs am 18. April 1975 uraufgeführter "Das Andechser Gefühl" gab sich da noch zahmer, ist aber ebenso unverkennbar ein bayersiches Werk – und auch eines von Achternbuschs besten. Der Filmemacher selbst spielt darin den Grundschullehrer, der als Hauptfigur Furcht vor dem drohenden Staatsexamen hat; und der sich zwischen Gemahlin und Geliebter sowie bei reichlich Bier nach einer Sehnsuchtsfigur, einem Filmstar aus Italien, sehnt. Margarethe von Trotta spielt diesen Star, der letztlich tatsächlich ins kleine Andechs kommt – aber der Grundschullehrer ist da schon hoffnungslos verloren; der Kümmerlichkeit seines Lebens wird er nicht entkommen, sodass die Eifersuchtstat seiner Gattin letztlich fast schon eine Erlösung darstellt.
Mehr? Review von PierrotLeFou
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