My Darling Clementine (1946)
Der am 16. Oktober 1946 uraufgeführte Western "My Darling Clementine" gilt längst als einer der großen Klassiker des Westerns, der – noch weit von seiner Spätphase entfernt – mythisch überhöht und mit einer ordentlichen Portion optimistischer Naivität am Frontier-Mythos arbeitet und davon erzählt, wie Eroberung und Zivilisierung ineinandergreifen, wie sich die Zivilisation an ihren Grenzen und Rändern behaupten muss. Zu diesem Zweck verdreht er auf Basis der mehr als nur umstrittenen Wyatt-Earp-Biografie von Stuart N. Lake historische Tatsachen, wobei heute freilich die Verbindung patriotischer und rassistischer Aspekte weit eher Bauchschmerzen bereitet. Kann man das jedoch akzeptieren, so bekommt man einen Western geboten, in dem nicht zuletzt Henry Fonda als Wyatt Earp dazu beiträgt, dem Mythos ein Gesicht zu geben: "My Darling Clementine" ist gewiss, das lässt sich nicht leugnen, ein schöner Film, der neben Charisma und weiten Landschaften, bestechenden S/W-Bildern und einer positiven Grundbotschaft immer wieder auch erstaunliche Einzelszenen parat hält, etwa eine unerwartete Shakespeare-Nummer. Indes ist "My Darling Clementine" auch ein verwässerter Film, konnte Ford doch seine eigentlichen Absichten nicht gegen das Studio durchsetzen: eine Erfahrung, die Ford später nach mehr Autonomie streben ließ. Die Kino- und die sogenannte Preview-Version des Films sind beide – neben Allan Dwans Erstverfilmung von Lakes Wyatt-Earp-Biografie – auf der limitierten Blu-ray von arrow zu finden: Fassungseintrag von Venom138. Auch die Cinema Prmium-DVD von 20th Century Fox enthält Fords Film in beiden Varianten: Fassungseintrag von Karm.
Mehr zum Film? Review von Digby