Orphée (1950)
Mit dem am 1. März 1950 uraufgeführten "Orphée" hatte Jean Cocteau damit begonnen, seinen ersten öffentlich aufgeführten Spielfilm "Le sang d'un poète" (1930) zu einer Trilogie auszubauen, die er zehn Jahre später mit "Le testament d'Orphée" (1960) abschließen sollte. Zwischen dem nicht einmal einstündigen Beginn und dem recht essayistisch anmutenden Ende nimmt "Orphée" die Stellung eines vergleichsweise konventionellen Langspielfilms ein, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass der Film sowohl inhaltlich als auch formal ausgesprochen einfallsreich daherkommt und noch heute eine Frische austrahlt, die für Filme dieses Jahrgangs nicht unbedingt selbstverständlich ist. Als Todesboten agieren Motorradfahrer in schwarzer Uniform, es wird moderne Lyrik eingebunden, und der Mythos von Orpheus (Jean MArais) und Eurydike wird frei in die damalige Gegenwart verlagert, mit einer Liebes- und Eifersuchtsgeschichte zwischen Dies- und Jenseits, die zugleich eine Geschichte der Kunst zwischen Endlich- und Unsterblichkeit ist. Wie unerhört modern "Orphée" damals gewirkt haben muss, kann man erahnen, wenn man bedenkt, dass die Produzenten späterhin verkündeten, dass sie einen jungen Autoren mit demselben Drehbuch kurzerhand hinausgeworfen hätten. Entsprechend polarisierte der Film, der lange Zeit der Cocteau-Film par excellence war, heute aber vom zugänglicheren, familientauglicheren "La belle et la bête" (1946) in Sachen Popularität deutlich überholt wurde: neben allerlei begeisterter Zustimmung erntete diese Orpheus-Variation auch scharfe Kritik.
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