4. Januar 2021

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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Frank Wisbars bester Hollywood-Film

Strangler of the Swamp (1946)

Frank Wisbar ist vor allem als deutscher, weniger als US-amerikanischer Filmemacher bekannt. "Haie und kleine Fische" (1957), "Nasser Asphalt" (1958), "Hunde, wollt ihr ewig leben" (1959), "Nacht fiel über Gotenhafen" (1960) und "Fabrik der Offiziere" (1960) zählen zu seinen Klassikern deutschen Nachkriegskinos. Weniger bekannt sind jene Filme, die Wisbar als Frank Wysbar noch vor dem Krieg in Deutschland drehte: Von 1932, dem Jahr vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, bis 1939, dem Jahr des Kriegsbeginns, brachte Wysbar dort neun Filme in die Kinos, von denen heute nur einer Klassikerstatus genießt: "Fährmann Maria" (1936), ein zur Zeit des Nationalsozialismus ungewöhnliches Drama mit phantastischen, mythischen Elementen. Als der letzte dieser frühen Filme ins Kino kam, weilte Wysbar bereits nicht mehr in seiner Heimat: Nach den Novemberpogromen 1938 verließ er mit seiner besonders gefährdeten Ehefrau das Land und siedelte in die USA über (wobei er 1939 zunächst noch in Großbritannien "The Tell-Tale Heart" (1939) nach E. A. Poe als nicht aufgezeichnete Live-TV-Adaption darbot). Während des Zweiten Weltkriegs erhält Wysbar kaum Gelegenheit, als Regisseur zu arbeiten: "Secrets of a Sorority Girl" (1945) erscheint gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Ko-Regiearbeit mit Lew Landers und erst damit beginnt eine rasche Folge weniger US-Filme Wysbars, der sich inzwischen Wisbar nennt.
Für die Producers Releasing Corporation dreht Wisbar ausgesprochen günstige Filme, von denen "Strangler of the Swamp" der hochwertigste ist: Bei dem am 2. Januar 1946 uraufgeführte kleinen Horrorfilm handelt es sich um ein freies Remake des zehn Jahre zuvor entstandenen Klassikers "Fährmann Maria", welches die pantastischen, mythischen Elemente mehr an die Konventionen des US-Horrorfilms anpasst, der in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten durch Universal und RKO geprägt worden war. Traf 1936 noch Sybille Schmitz als Hauptperson in der Heide auf den personifizierten Tod höchtselbst, der sich in der Tradition der Drehbuch- und Regiearbeiten Fritz Langs ansiedeln ließe, so ist es 1946 Rosemary La Planche, die mitten im Bayou auf den rächenden Geist eines zu Unrecht gelynchten Mannes trifft, dem sie Erlösung verschaffen muss, um ihren Liebsten zu retten. Diese amerikanisierte Umsetzung des Stoffes – mit dem junger späteren Regisseur Blake Edwards vor der Kamera – inszenierte Wisbar bei kleinstem Budget als formvollendetes Schauerstück in bestechender Studio-Ästhetik mit klaustrophobischem Anstrich: eine geschätzte, oftmals unterschlagene Perle des klassischen Horrorfilms, die Hans Schifferle nicht bloß unter "Die 100 besten Horror-Filme" (Heyne 1994) wählte, sondern sie als "Meine zehn besten Horror-Filme" noch im "Heyne Film Lexikon" (Heyne 1999) präsentierte.
Mehr über den Inhalt verrät die Inhaltsangabe von Splatter-Fanatic

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