Das Liebes-ABC (1916)
In etwa 100 Filmen hat Magnus Stifter, der zu Beginn und gegen Ende seiner Karriere vor allem am Theater auftrat, zwischen 1914 und 1941 mitgewirkt. Unter Murnau, Lubitsch, Joe May, Paul Leni und Carl Boese hat Stifter unter anderem gespielt. Ein Filmstar war er vor allem in den 10er Jahren, in die auch seine einzigen Regiearbeiten fallen: Die Asta Nielsen-Filme "Dora Brandes" (1916) und "Das Liebes-ABC" (1916).
"Das Liebes-ABC" - am 16. August 1916 uraufgeführt - ist eine Verwechslungskomödie, in der Asta Nielsen – der erotische Filmstar aus Dänemark, der mit frühen Meisterwerken wie "Afgrunden" (1910) und "Der fremde Vogel" (1911) berühmt geworden war – ihr komödiantisches Talent einmal mehr unter Beweis stellt. Hier spielt sie keine junge Frau, die sich in ein Kind verwandeln muss (wie in "Engelein" (1914)), auch kein "Eskimobaby" (1916/1918), sondern eine Frau, die ihrem unmännlichen, künftigen Gatten zeigen will, wie sich ein echter Mann benimmt. Diese Komödie hallt nicht bloß in Lubitschs Ossi Oswalda-Klassiker "Ich möchte kein Mann sein" (1918) nach, sondern auch in Sven Gades ernsten "Hamlet" (1921), in welchem Asta Nielsen den Dänenprinzen als getarnte Prinzessin gibt. In "Das Liebes-ABC", in dem letztlich auch noch zwei Männer in Frauenrollen schlüpfen, spielen Nielsen und Stifter noch ganz humorvoll und unernst mit Männlichkeits- (und Weiblichkeits-)klischees - wobei das Ganze allerdings etwas weniger frivol ausfällt, als Lubitschs spätere Rollentausch-Komödie. Aber "Das Liebes-ABC" schafft es spielerisch, das eiserne Festhalten an Vorstellungen von Geschlechterrollen zu karikieren, wenngleich aus Nielsens Männlichkeit (und aus der Weiblichkeit ihrer Partner) ebenfalls jede Menge Komik geschöpft wird.
Die hervorragende Edition Filmmuseum (Fassungseintrag von Freddy J. Meyers) präsentiert den Film mit drei weiteren Nielsens als Doppel-DVD-Set, welches eine wichtige (und Dramen & Komödien ausgewogen mischende) Ergänzung zum ebenfalls vier Filme enthaltenden Asta Nielsen-Doppel-DVD-Set des Danske Filminstitut darstellt, welches sich auf die eher tragischen Filme konzetriert und ausschließlich dänische Produktionen anbietet, während die Asta Nielsen-DVD der Edition Filmmuseum ausschließlich deutsche Produktionen enthält (deren erste allerdings noch von Urban Gad inszeniert worden ist).