20. Mai 2016

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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: “Frauenfilm” einer “Männerfilm”-Ikone

Thelma & Louise (1991)

Als "Thelma & Louise" einst auf die Leinwand geriet, wurde die Geschichte zweier Hausfrauen, die aufgrund unglücklicher Zufälle bald als gesuchte Totschlägerinnen von der Polizei verfolgt werden, als Road Movie einer Emanzipation, als Ausbruch zweier Frauen aus einer männlichen Gesellschaft, als beachtlicher Frauenfilm gefeiert. Der Frauenfilm ist - vor allem in den 70er Jahren, als sich eine Emanzipationskultur deutlich abgezeichnet hatte - meist ein Etikett, mit welchem Filme von Frauen für Frauen belegt werden: und stärker noch als der Männerfilm sicherlich kein unproblematisches, insofern es nicht bloß suggeriert, dass Frauen am jeweiligen Stoff quasi automatisch ein besonderes Interesse haben (oder haben sollten), sondern auch den Außenseiterstatus der Frau - die sich erst noch zu emanzipieren habe - zementiert. Im Fall von Ridley Scotts Road Movie verweist die Etikettierung als Frauenfilm eher darauf, dass es ein Film über Frauen - oder gar ein Film über Frauen für Frauen - ist. Im Werk eines Regisseurs, der mit SciFi-Horror, SciFi, Thrillern und Action-Thrillern populär geworden ist - und später noch mit actionreichen Sandalenfilmen, Kriegsfilmen und Gangsterfilmen von sich reden machte - mag solch ein feminines Road Movie inmitten testosteronreicher Genrekost wie die große Ausnahme erscheinen. Aber schon der Einsatz von Sigourney Weaver in "Alien" (1979), in welchem der als vermeintliche Hauptfigur eingeführte Mann John Hurt schnell das Zeitliche segnet, deutete an, dass Ridley Scott durchaus ein Interesse an Frauenfiguren und ihrer Rolle in männlichen Systemen hat. Schon dort - und später in "Thelma & Louise" oder "G.I. Jane" - verfestigte er einerseits Geschlechter-Klischees, um andererseits dennoch mit Erwartungshaltungen zu brechen. Was ihm im frühen Klassiker durchaus noch gelungen ist, insofern er dort das Spiel mit Geschlechtern ganz nebenbei betreibt und das Augenmerk auf gänzlich andere Dinge richtet, verkam in den späteren Filmen, die ihren feministischen Anspruch deutlich herausstellten, zu recht simpel gestrickten, moralisierenden Filmen. Als feministischer Film wirkt "Thelma & Louise" heutzutage im Rückblick geradezu einfältig simpel; dennoch hat der Film, der im Mai 1991 auf dem Cannes Filmfestival lief und bis heute zahlreich zitiert und persifliert worden ist, einen Status als Klassiker erlangen können: und sei es bloß als Beispiel dafür, wie Hollywood in den 90er Jahren Emanzipationsgeschichten dargeboten hat. (Und sicherlich auch wegen seiner beachtlichen Besetzung mit Sarandon, Davis, Keitel, Madsen, Pitt usw.)
McClane kehrt die Einfachheit des Film in seinem Review hervor.

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