13. Mai 2022

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von ratz

Vor 25 Jahren: Ellroys Kriminalepos wird kongenial verfilmt

L.A. Confidential (1997)

Wie konnte ein überlanger Polizeithriller mit komplizierter Handlung und ohne Stars, der noch dazu in den 1950ern spielte, zu einem der besten Filme der 1990er werden und mit zwei Oscars sowie internationalen Auszeichnungen bedacht werden? „L.A. Confidential“, der bei seiner Uraufführung am 14. Mai 1997 beim Filmfestival in Cannes zunächst leer ausging, ist ein Glücksfall für das Genre, bei dem auch nach wiederholtem Sehen der Funke überspringt und bei dem einfach alles zu stimmen scheint.

Am Anfang stand der 1990 erschienene Roman „L.A. Confidential“ des US-Krimiautoren James Ellroy, der sich zwar an der Hardboiled-Literatur der 1950er orientierte, seinem 500 Seiten starken Gesellschaftspanorama allerdings ein modernes Gepräge gab. Ellroys Epos zeichnet das vor (krimineller) Energie dampfende Los Angeles anhand von zahlreichen, komplexen Handlungssträngen und einer Vielzahl von Figuren, die sich an realen Vorbildern orientieren. In einem Sumpf aus Korruption, Drogen, Pornographie, Prostitution und der Entertainmentindustrie kommen drei Polizisten unabhängig voneinander allmählich einer Verschwörung auf die Spur, und Ellroy sorgt dabei nicht nur für starke weibliche Charaktere, sondern nimmt auch ethnische Minderheiten und Homosexuelle in den Blick. Regisseur Curtis Hanson und Drehbuchautor Brian Helgeland kondensierten diese anspruchsvolle Vorlage und formten daraus ein immer noch vertracktes und zügig getaktetes Skript, das trotzdem jeder der drei Hauptfiguren eine Persönlichkeit und Entwicklung zugesteht – ein Oscar für das beste adaptierte Drehbuch war der Lohn. Die Breitwandbilder von Kamera-Schwergewicht Dante Spinotti vermeiden die Künstlichkeit und Stilisierung der 50er-Noirs und setzen die vielen authentisch ausgestatteten L.A.-Drehorte in Szene. Darin bewegen sich die Hauptdarsteller Russell Crowe, Kevin Spacey, Guy Pearce und Kim Basinger sowie exzellent besetzte und namhafte Nebendarsteller mit großer Natürlichkeit. Abgerundet wird alles von der melancholischen Filmmusik von Jerry Goldsmith, der schon für einen „echten“ Noir („City of Fear“, 1959) und Neo-Noirs („Chinatown“, 1974) die Soundtracks beigesteuert hatte.

Die Nachwirkungen von „L.A. Confidential“ waren und sind enorm: er diente als Hollywood-Karrieresprungbrett für die beiden Australier Crowe und Pearce und ermöglichte mit „Black Dahlia“ (2006) die Verfilmung des ersten Teils von Ellroys Romantetralogie „L.A.-Quartett“. 2011 erschien das bislang einzigartige Computerspiel „L.A. Noire“ (2011), das ebenfalls im Polizeimilieu der Nachkriegszeit spielt und seinen Vorbildern Ellroy und Hanson deutlich huldigt. Überhaupt hat „L.A. Confidential“ für ein jüngeres Publikum den klassischen Film Noir wieder interessant gemacht. Der Film kann aktuell auf den meisten Streaming-Plattformen abgerufen werden, aber nur die Blu-ray (Fassungseintrag) wartet mit drei Stunden Bonusfeatures auf – besonders Regisseur Hanson ist sehr stolz auf den Film und überaus auskunftsfreudig. Fast alle OFDb-Kritiken vergeben die Höchstwertung und schwelgen in Superlativen, der Text von Jayson betont dabei die Bezüge zu den Klassikern der Schwarzen Serie.

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