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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Bette Davis bricht mit Warner

Stichwörter: 1940er Davis Drama Engstrand Jubiläum Klassiker Kriminalfilm Literaturverfilmung Spielfilm USA Vidor


Beyond the Forest (1949)
Bette Davis ist bereits seit 35 Jahren Tod; ihr 35. Todestag, der 6. Oktober, liegt noch nicht lange zurück. In ihrem Todesjahr war sie nochmals auf der Leinwand zu erleben, in Larry Cohens "Wicked Stepmother" (1989). Hexen, verbiesterte Frauen und Psychpathinnen verkörperte sie in ihren späten Arbeiten ab Beginn der 60er Jahre wiederholt. Dieser Umstand, der Mut, sich vor der Kamera auch mal mit ausgesprochen nachteilhaftem Äußeren zu präsentieren, sowie ihr streitlustiger Charakter haben das heutige Bild von Bette Davis erheblich geprägt, die nicht grundlos in Rob Zombies "House of 1.000 Corpses" (2004) von einer sadistischen Psychpathin als Lieblingsschauspielerin genannt wird (und nicht etwa Marylin Monroe, wie ihr bemitleidenswertes Opfer vermutet). Aber noch in ihrer letzten Dekade erinnerten sich genug Kinogänger(innen) auch an die andere, die frühe Bette Davis: Kim Carnes' "Bette Davis Eyes" (1981) schwärmte von diesen große Augen der Schauspielerin, die im Song neben Garbo und Harlow als eine der verführerischen Leinwand-Ikonen erscheint. Der etwas andere Sexappeal, den Davis mit ihren großen Augen austrahlt, war in der ersten Phase ihrer Karriere wiederholt verleugnet worden – und sollte später weniger häufig ihre Reize, als vielmehr den Fanatismus und das Abstoßende ihrer Rollen effektiv verstärken. "What Ever Happened to Baby Jane?" (1962) war zweifelsohne der Film, der für die Mittfünfzigerin den Beginn ihrer Altersrollen markierte. Aber es gab schon zuvor eine entscheidene Umbruchphase in Davis' Karriere, markiert von dem am 21. Oktober 1949 veröffentlichten "Beyond the Forest".
Er ging Davis' Bruch mit Warner Bros. voraus, nachdem ihre Filme in der Nachkriegszeit an Zuspruch verloren hatten und sich auch kommerziell weniger auszahlten: Einen vier-Filme-Vertrag ließ sie vorzeitig aufkündigen, um die 50er Jahre mit "All About Eve" (1950) bei 20th Century Fox zu beginnen. Aber auch, wenn Davis nach "Beyond the Forest" hinschmeißen sollte und sie am Set wiederholt mit dem Regisseur King Vidor gestritten haben soll, so ist "Beyond the Forest" alles andere als eine Schlappe. Vidor, immerhin einer der renommiertesten Hollywood-Regisseure seiner Zeit, ließ hier nach einem Roman Stuart Engstrands eine Frau nach Entfaltung, Luxus und Glück streben. In ihrem kleinen Wohnort an der Seite ein gewissenhaften, braven Arztes scheint ihr das nicht möglich. Sie beginnt eine aufregende Affäre mit einem Liebhaber, der ihrem Temperament näher steht – aber kein ernsthaftes Interesse hat. Und sie wird bald darauf erpresst, woraufhin sie zur Mörderin wird. Und letztlich schreitet sie auch in ihren eigenen Tod, weil sie andere Ansichten zur Abtreibung hat als ihr Mann, der eine solche nicht vertreten will … "Beyond the Forest" trägt zwischen Melodram und Kriminalfilm dick auf und bietet eine so starke wie schwierige, nicht unbedingt rundum sympathische weibliche Hauptfigur. Eigentlich eine perfekte Davis-Rolle, von der Schauspielerin allerdings eher missachtet.
Unter anderem in Frankreich liegt der Film bei Warner auf DVD vor; die vergriffene Fassung taucht aber eher selten mal gebraucht zu vertretbaren Preisen auf: Fassungseintrag von Ronny C.



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